3 / 12Dana Schwandt (41), Ayurveda-Expertin, Podcasterin, Coachin
1. Wo standest du vor 10 Jahren, wo heute? Welcher Aspekt in deinem Leben hat sich am stärksten verändert?
Vor 10 Jahren war ich gerade hochschwanger mit meinem zweiten Kind, meiner Tochter. Ich habe das Yogastudio, das ich 2005 mit einer Freundin eröffnet hatte, schon drei Jahre alleine geleitet, nach ihrem Weggang aus Hamburg. Ich liebte das Yogastudio und das Unterrichten und doch hat es nicht so viel abgeworfen, sodass das Geld immer knapp war. Matthias, mein Mann, studierte damals noch Sozialpädagogik und jobbte nebenher. Das, was am Ende des Monats zu wenig an Geld da war, haben wir von dem Erbe unserer Großmütter dazugeschossen. Meine Ehe war kurz davor zu zerbröseln. Ein halbes Jahr später habe ich nach meinen langen Weg in der Spiritualität angefangen, mich mit Coaching zu beschäftigen. Matthias und ich haben unsere Beziehung komplett überholt und neu ausgerichtet, 2015 angefangen, Yogalehrer:innen auszubilden und Online-Coaching-Kurse anzubieten. Ende 2017 haben wir nach langem Hin und Her entschieden, das Yogabusiness an den Nagel zu hängen und komplett auf ein Online Business umzusteigen. Wir sind aus Hamburg rausgezogen und führen seitdem unser Online Business von zuhause aus. Wir sind von immer knapp bei Kasse zu einem sehr erfolgreichen Start Up mit bisher sieben Angestellten gewachsen und genießen unser Landleben mit unseren zwei Kindern und unserem Hund.
Am stärksten verändert hat sich mein Job in den 10 Jahren, also das, was ich tue. Von Yogaunterricht im Studio hin zu Bücher schreiben, coachen, Kurse entwickeln und geben und ein wachsendes Unternehmen leiten. Verändert hat sich außerdem meine Partnerschaft und Familie. Wir waren sehr unglücklich und haben viel gestritten. Mittlerweile sind wir so glücklich wie noch nie und leiten sogar zusammen ein Unternehmen. Und meine Wohnsituation hat sich auch stark verändert: Vom Hauptbahnhof-nahem Großstadtleben zu Haus am Feld in ländlicher Umgebung mit Biobauernhof ganz in der Nähe.
2. Wie fühlt sich diese Veränderung für Dich an?
Ganz wunderbar. Wir lieben einander, haben fantastische Kinder und ein super Verhältnis zu ihnen, einen großartigen Hund und ein wunderschönes Haus. Ich liebe mein Leben! Ich genieße die kreative Arbeit, ich liebe unser Team und natürlich auch die finanziellen Freiheiten im Vergleich zu früher. Das Einzige, was ich ändern würde, wenn ich könnte, wäre das Klima. Von mir aus könnten es dauerhaft 30 Grad sein.
3. War die Veränderung geplant oder hat sie sich einfach so ergeben?
Die Veränderung hin zu einem Online Business war geplant, ohne dass ich mir das so hätte vorstellen können, und als ich drin steckte, fühlte es sich furchtbar an. Ich dachte damals, dass ich bis an mein Lebensende ein Yogastudio haben, Yogalehrer:innen ausbilden und Yoga unterrichten werde. Ich habe das Yogastudio 13 Jahre lang geleitet, ab 2015 zusammen mit Matthias. Zu dem Zeitpunkt, an dem wir es aufgegeben haben, lief es unterm Strich gerade sehr gut. Allerdings hatte sich diese Art der Arbeit für uns erledigt. Es war eine sehr harte Entscheidung, das Studio zu schließen, mit den treuen Schüler:innenn und Lehrer:innen. Es sind viele Tränen geflossen, war in der Abwicklung kompliziert und teuer und es gab auch einige, denen es nicht gefallen hat. Gleichzeitig war es eine der besten Entscheidungen in meinem Leben. Ich hätte damals nie gedacht, dass ich mal erfolgreich Bücher schreibe, Coaching-Kurse anbiete und einfach machen kann, was ich will. Ich dachte damals, dass ich bis an mein Lebensende Yoga unterrichten würde.
4. Hast du im Laufe der Jahre gemerkt, wie sich dein Leben verändert hat, oder siehst du es erst im Rückblick?
Ich habe es tatsächlich sehr bewusst wahrgenommen. Es gab wunderschöne und auch schwierige Zeiten. Im Nachhinein kann ich sagen, dass gerade die schwierigen dazu beigetragen haben, dass wir heute so erfolgreich sind.
5. Welche deiner Ängste/Zweifel waren im Rückblick unbegründet?
Als wir das Yogastudio geschlossen haben, hatte ich Angst, dass wir das alles finanziell nicht gestemmt kriegen. Wir hatten gerade einen großen Hauskredit aufgenommen. Und zu dem Zeitpunkt haben wir drei Viertel des Gesamtumsatzes aus dem Yogastudio gemacht und nur ein Viertel aus den Coaching-Kursen. 2018 haben wir dann richtig Gas gegeben und am Ende in etwa den gleichen Umsatz ohne Yogastudio gemacht wie in 2017 mit Yogastudio. Gerade in diesem ersten Jahr hatte ich oft Angst, dass es finanziell nicht reicht. Vollkommen unbegründet, wir hatten bombastisches Wachstum.
6. Würdest du etwas anders machen, wenn du könntest?
Nein, ich würde alles genauso machen. Ich gehe davon aus, dass all meine Erfahrungen mich dazu machen, wer ich heute bin. Alles, was funktioniert hat, aber vor allem auch alles, was augenscheinlich auf den ersten Blick nicht funktioniert hat. Gerade daraus habe ich oft viel gelernt, was ich heute nicht missen möchte.
7. Was würdest du deinem ich vor 10 Jahren gerne sagen?
Relax. Du hast alle Zeit der Welt. Hör auf, nach rechts und links zu gucken, und konzentriere dich auf deinen Weg. Der Weg, den andere gehen, hilft dir nicht. Schon gar nicht, wenn du ihn mit Neid anschaust.
Bild: Lux & Liebe