Hast du schon darüber nachgedacht, dich selbstständig zu machen, aber weißt nicht, ob es das Richtige für dich ist? Diese zehn Fragen können dir bei der Entscheidung helfen.
1. Bevorzugst du Freiheit oder Sicherheit?
Da Selbstständigkeit mehr Freiheit und weniger Sicherheit bedeutet, solltest du dir folgende Fragen zuerst stellen: Ist es dir wichtig, zu wissen, dass monatlich dein Gehalt überwiesen wird? Gibt es dir Halt, genau zu wissen, wann und wo du von Montag bis Freitag arbeitest? Oder beflügelt es dich, deine Arbeitszeiten und -orte frei wählen zu können, auch wenn das bedeutet, auch mal am Wochenende oder spät abends zu arbeiten? Nimmst du immer wieder neue Aufgaben und Herausforderungen an, dann passt die Selbstständigkeit vermutlich ganz gut zu dir.
2. Was ist deine Motivation?
Selbstständigkeit sollte keine Notlösung sein. Wenn du einfach unzufrieden mit deinem jetzigen Job bist, muss das nicht unbedingt das Anzeichen dafür sein, dass eine Festanstellung nicht zu dir passt. Bist du genervt von deiner Vorgesetzten oder langweilen dich deine Aufgaben? Dann ist Selbstständigkeit nicht unbedingt die Lösung.
3. Wie viel Zeit hast du?
Du solltest deine Selbstständigkeit ein paar Monate vorbereiten können. Wenn du das während einer Festanstellung machst, sind zwei Stunden pro Woche dafür nicht ausreichend. Eine andere Option ist es, nach einer Festanstellung in die Selbstständigkeit zu starten. Da solltest du natürlich finanziell vorgesorgt haben. Du kannst dich auch für einen Gründerzuschuss bewerben, den bekommst du aber nur, wenn du Anspruch auf Arbeitslosengeld 1 hast. Du merkst, es gibt ein paar Fragen zu klären. Und um diese zu beantworten, brauchst du, wie gesagt, Zeit.
4. Wie ist deine private Situation?
Das Selbstständigmachen ist kein Hobby und wird dein Leben stark prägen. Das kann Ressourcen kosten und dein Privatleben beeinflussen. Deswegen solltest du reflektieren: Bist du in einer stabilen Beziehung oder musst du dort gerade viel Aufmerksamkeit investieren? Oder gibt es familiäre Aufgaben, um die du dich gerade kümmern musst? Reflektiere auch deine Lage als Single: Du hast dann genug Zeit, aber die Gefahr, die eigene Regeneration zu vernachlässigen, ist dann vielleicht größer.
5. Brauchst du regelmäßigen Austausch mit Kolleg*innen?
Als Selbstständige bist du häufig eine Einzelkämpferin. Gerade in der Anfangszeit wirst du nicht in ein "gemachtes Nest" an Kontakten und Arbeitsbeziehungen gesetzt. Das kannst du dir natürlich selbst erarbeiten, aber das bedarf Kontaktpflege und auch -freudigkeit. Wenn du dir das vorstellen kannst, kann dieser Aspekt auch viel Spaß machen, weil du selbstbestimmt entscheiden kannst, mit wem du zusammenarbeiten möchtest.
6. Kannst du Geld verlangen?
Gerade Frauen fällt es oft schwer, für ihren Wert einzustehen und für ihre Arbeitsleistung faire Löhne zu verlangen. Als Selbstständige musst du regelmäßig "Geld eintreiben". Du musst Aufträge schreiben und selbstbewusst deinen Wert kennen. Wenn du Pech hast, zahlen Auftraggeber nicht zuverlässig. Dann ist es deine eigene Verantwortung, nachzuhaken und hinterherzutelefonieren. Das ist unangenehm, aber unabdingbar.
7. Kannst du mit finanziellen Durststrecken umgehen?
Es wird immer wieder Phasen geben, in denen du weniger Aufträge hast oder (siehe oben) nicht rechtzeitig bezahlt wirst. Vielleicht hast du finanzielle Rücklagen, die dir Sicherheit geben können. Vielleicht kannst du auch phasenweise auf ein paar Ausgaben verzichten. Sei dir auf jeden Fall bewusst, dass du in den ersten Jahren deiner Selbstständigkeit nicht in Geld schwimmen wirst.
8. Hast du unternehmerische Fähigkeiten?
Du bist als Selbstständige, gerade am Anfang, Frau für alles. Es ergibt definitiv Sinn, dir für manche Aufgaben externe Expert*innen dazu zu holen. Aber sehr vieles, um das du dich als Angestellte nicht kümmern musstest, musst du jetzt übernehmen. Darin musst du keine Expertin sein, aber du solltest zumindest Lust darauf haben, dich mit Themen wie Buchhaltung oder Kundenakquise auseinander zu setzen.
9. Bist du Expertin auf deinem Gebiet?
Die Konkurrenz schläft nicht. Deswegen solltest du dir sicher sein, dass du das nötige Handwerkszeug für deinen Job besitzt. Noch besser: Du weißt, was du sogar besser als deine Mitbewerber*innen kannst. Da ist ehrliche Selbstreflektion wichtig. Sprich auch mit Kolleg*innen und Freund*innen, wie sie deine Fähigkeiten einschätzen, und versuch dir einen Überblick über den Markt zu verschaffen. Dann kannst du besser einschätzen, wie deine Chancen stehen, Aufträge zu bekommen.
10. Hast du Bock?
Es gibt wirklich einiges zu beachten, wenn man sich selbstständig machen möchte und manchmal wirkt die Suche nach Antworten wie ein undurchdringbarer Dschungel an Informationen. Sich mit damit auseinander zu setzen, bedarf Konzentration und Zeit, aber vor allem: Motivation und Lust auf die Selbstständigkeit. Wenn in dir das Gefühl brennt, selbstbestimmt deinen Job gestalten zu wollen, und es dir Spaß macht, Lösungen für unbekannte Herausforderungen zu finden, sind das sehr gute Voraussetzungen, um dich auch mit den komplizierten Aspekten der Selbstständigkeit auseinanderzusetzen.