Ein Mädchen wendet sich aus Aleppo an die Welt. Das Einzige, was Bana Alabed sich wünscht, wenn sie mithilfe ihrer Mutter twittert, ist: Frieden. Bei der Lesung von EMOTION und Bastei Lübbe aus Banas Buch wurde der Irrsinn des Krieges greifbar.
Bei der diesjährigen Oscar-Verleihung stand ein kleines Mädchen auf der Bühne, als der oscarnominierte Song "Stand Up for Something" gespielt wurde. Das Mädchen war Bana Alabed. Sie stand dort, weil sie aufgestanden ist – für Frieden in ihrer Heimatstadt Aleppo.
Rückblende
Bana war noch keine zwei Jahre alt, als im Frühjahr vor sieben Jahren Millionen Menschen in Syrien für mehr Freiheit auf die Straße gingen. Fünfeinhalb Jahre später, am 24. September 2016, um 14.07 Uhr, twittert sie mithilfe ihrer Mutter Fatemah: "Ich brauche Frieden."
Aleppo ist zu diesem Zeitpunkt der Inbegriff des Grauens. Wie ein digitales Lauffeuer verbreiten sich die Nachrichten des kleinen Mädchens mit den Zöpfen, das erzählt, dass es mal Lehrerin werden möchte. Schon seit Monaten wird der Ostteil der Stadt belagert und bombardiert. Abgeschlossen vom Rest der Welt hungern die Menschen – unter ihnen Bana, ihre beiden kleinen Brüder, Mutter Fatemah, eine Englischlehrerin, und Vater Ghassan, ein Anwalt.
Mit ihrem Twitter-Account, "managed by mom", gibt sie den Menschen im Irrsinn des Krieges eine Stimme. Mehr als 350 000 Follower lesen ihre Bitten, mit dem Bomben aufzuhören – und halten den Atem an, als sie für eine Zeit verstummt. Das Haus ist zerstört worden, die Familie flieht in die Türkei. Im Oktober ist Banas Buch auf Englisch erschienen: "Ich bin das Mädchen aus Aleppo", im selben Monat hat sie die Vereinten Nationen (UN) besucht und von dort getwittert. Manchmal ist eine Kinderstimme die einzige, bei der man noch aufhorcht.
Als die Sprecherin Uta Dänekamp beim EMOTION-Abend aus Banas Buch vorlas und von einer Sekunde auf die andere hinter dem Mikro zum Kind wurde, war absolute Stille im Raum. Nach der Lesung sagte eine der Teilnehmerinnen: "Das ging mir richtig unter die Haut." Und eine andere Zuhörerin sagte noch ganz benommen: "Durch Banas Stimme wird es so real." Bana erhebt ihre Stimme weiter. In ihrem UN-Tweet fragt sie: "Liebe Welt, wieso bist du still? Kinder sterben. Sie sollten zur Schule gehen und in Frieden spielen. Gemeinsam können wir den Krieg beenden."
Eine Lesung, die berührt hat