Bewundern Sie auch diese blitzschnellen, blitzgescheiten Menschen, die nie um eine Antwort verlegen sind, sondern immer den passenden Spruch parat haben? Wenn Sie wollen, können Sie bald auch zu ihnen gehören - denn Schlagfertigkeit lässt sich trainieren.
Winston Churchill hatte eine Gegnerin im Unterhaus, die ihn ständig kritisierte: Lady Astor. Eines Tages sagte sie zu Churchill: "Wenn ich Ihre Frau wäre, würde ich Ihnen Gift in den Tee schütten". Churchill antwortet: "Wenn ich Ihr Mann wäre, würde ich ihn trinken." Schlagfertigkeit ist eine begehrte Eigenschaft. Eine Umfrage in meinen Rhetorikseminaren hat seinerzeit ergeben, dass sie - neben dem Thema "Nervosität bekämpfen" - immer ganz oben auf der Wunschliste aller Teilnehmer stand. Schlagfertig sein, das bedeutet: Nie wieder sprachlos dastehen, wenn die Kollegen mit einem dummen Spruch ankommen. Nie wieder Nachts aufschrecken, weil man erst jetzt, zwei Tage später, auf eine passende Entgegnung gekommen ist. Nie wieder stumm schlucken, wenn der Chef zu Unrecht herumbrüllt - oder wenn einen die plumpe Anmache in der Bar kalt erwischt. Keine Frage: Schlagfertigkeit lässt uns intelligent, witzig und präsent erscheinen. Doch ist sie nicht ein Talent, das man entweder hat - oder eben nicht?
Glücklicherweise nicht. Sie können lernen, schlagfertig aufzutreten, auch wenn Ihnen das nicht in die Wiege gelegt wurde. Wer von Natur aus schlagfertig ist, folgt ungeschriebenen Regeln - was ihm selbst nicht einmal bewusst ist. Doch wenn man die Reden schlagfertiger Menschen genau studiert, kann man dieser Systematik auf die Spur kommen - und schon ist der Code geknackt. Wer weiß, wie es dem anderen gelingt, scheinbar mühelos zu kontern, kann sich deren Methoden ebenfalls aneignen. Dies hat sich in der Praxis bereits tausendfach bewährt.
Weg mit dem Hemmschuh
Viele haben Hemmungen, schlagfertig zu reagieren, weil sie denken, sie wären unhöflich oder andere Menschen würden sie danach vielleicht nicht mehr mögen. Dumm nur, dass dadurch die Zicken gewinnen. Legen Sie diese Hemmungen ab und haben Sie Mut zur Frechheit. Sie können es nicht immer und allen recht machen - aber sich selbst schon! Seien Sie also bereit, Ihre Interessen verbal zu verteidigen. Es ist gar nicht mal so wichtig, was Sie sagen - sondern dass Sie sich überhaupt dazu äußern. Das allein baut schon Selbstbewusstsein auf.
Standardantworten für alle Fälle
Ihre zickige Kollegin hat vor allen anderen die Bemerkung gemacht: "Na, da warst du wohl noch nicht ganz wach, als du diesen Bericht geschrieben hast." Eine schlichte Gemeinheit, inhaltlich nicht gerechtfertigt und dazu bestimmt, sie schlecht dastehen zu lassen.
Sie könnten jetzt zu einer Standardantwort greifen. Die passt immer, ist immer einsatzbereit und macht jeden weiteren Gedanken überflüssig. Mit diesen Standardantworten können Sie das schnelle Reagieren üben, bevor Sie sich dann das nächste Level aneignen.
"Interessant. Erzähl das doch nächstes Mal deiner Friseurin."
"Ist das ein Problem für Dich?"
"Ist dir schon wieder langweilig, oder warum hältst du uns hier vom Arbeiten ab?"
Einfach zustimmen
Hier eine zweite systematische Möglichkeit, wie Sie auf einen Angriff reagieren können. Warum Energie auf Widerspruch verschwenden? Stimmen Sie dem Angreifer ganz einfach zu und nehmen Sie ihr damit den Wind aus den Segeln.
Da sagt der männliche Kollege zu Ihrem Vorschlag beim Meeting:"Das ist ja wieder mal weibliche Logik" Sie könnten kontern:
"Ja selbstverständlich, was denn sonst?"
"Klar doch! Never change a winning Team."
"Das haben Sie ganz richtig erkannt."
Übertreiben Sie maßlos
Nehmen wir nochmal den Angriff vom Beginn. Die Kollegin: "Na, da warst du wohl noch nicht ganz wach, als du diesen Bericht geschrieben hast". Sie können diese Bemerkung mit Humor nehmen, der nicht auf Kosten Ihrer Kollegin geht, sondern einfach nur die Situation entschärft. Damit haben Sie die Lacher auf Ihrer Seite. Die einfachste Möglichkeit dafür bietet die starke Übertreibung. Sie könnten kontern:
"Ist jetzt schon August? Hab ich etwa den Urlaub verschlafen?"
"Was soll ich denn machen? Ich hab mein Schlafzimmer daheim in einen Fitnessraum umgebaut. Jetzt fehlt mir mein Bett."
"Ich kann mir den Bericht ja nochmal unters Kopfkissen legen."
Feuern Sie zurück
Wenn Sie durch die ersten Übungen an Sicherheit und Schnelligkeit gewonnen haben, können Sie noch einen drauflegen, um dem Angreifer verbal auf die Finger klopfen. Damit zeigen Sie, wo Ihre Grenzen sind. Und jeder wird sich künftig zweimal überlegen, sie schräg anzusprechen.
Nehmen wir nochmal den Angriff des männlichen Kollegen, der Sie beim Meeting blossstellen will: "Das ist ja wieder mal weibliche Logik". Sie kontern:
"Wäre Ihnen männlicher Starrsinn lieber?"
"Sie täuschen sich, lieber Kollege. Das ist weiblicher Sachverstand."
"Das haben Sie hervorragend analysiert. Nicht schlecht für einen Mann."
Über den Autor:
Matthias Pöhm ist seit 18 Jahre Rhetorik-Trainer und Schlagfertigkeits-Lehrer. Er ist Gründer der Schweizer Anti-PowerPoint-Partei und veranstaltet regelmäßig des "Rhetorik-Event der Superlative." Als Business-Coach macht er Spitzenleute aus der Wirtschaft für öffentliche Reden fit. Der Bestseller-Autor zeigt in seinem Buch "Frauen kontern besser", wie sich Frauen auch verbal behaupten können. Hier finden Sie mehr Infos und Antworten.