Während wir bei EMOTION mit unserer Kampagne #wasfrauenfordern gerade erst loslegen, gibt es Frauen, die schon seit Jahrzehnten für Frauenrechte lobbyieren
Alle reden über Feminismus. Nicht nur Feministinnen. Die beschweren sich mitunter sogar über den aktuellen Feminismus-Hype. Aber gerade als Redaktion einer Frauenzeitschrift liegt es uns immer am Herzen, die Belange von Frauen zu unterstützen. Dazu gehört auch, sich für mehr Gleichberechtigung einzusetzen und aktiv zu werden.
In Vorbereitung auf den G20 Gipfel, der im Juli in Hamburg stattfinden wird, trafen sich vom 24.-26. April Vertreterinnen aus Wirtschaft, Politik und NGOs beim W20 Kongress in Berlin, um über Gleichberechtigung und mehr wirtschaftliche Teilhabe von Frauen zu diskutieren. Weshalb? Weil Mädchen und Frauen immer noch benachteiligt werden – obwohl sie vor dem Gesetz längst gleichberechtigt sind. Die Vorträge kreisten um die finanzielle, arbeitsrechtliche und digitale Einbeziehung von Frauen im täglichen Leben. Organisiert wurde der Kongress vom Verband deutscher Unternehmerinnen VdU und dem Deutschen Frauenrat.
Erklärtes Ziel des Kongresses war es, die Agenda der Frauen zu einem zentralen Punkt beim G20 Gipfel in Hamburg zu machen. Der Kongress endete mit der Übergabe des W20 Communiqués an Bundeskanzlerin Angela Merkel, die als Gastgeberin des diesjährigen G20 Gipfels in Hamburg fungiert.
Lohnt sich der Aufwand? Jacqueline Fuller, Präsidentin der Google Foundation, fand passende Argumente für alle Zyniker. In ihrer Rede erklärte Fuller: "Selbst wenn man keine gesellschaftlichen Nutzen einer Gleichberechtigung von Frauen sehen kann, selbst wenn man keine ethischen Beweggründe hat, Frauen stärken zu wollen, so bleibt immer noch ein triftiger Grund, sich für Geschlechtergleichstellung zu engagieren. Nämlich Geld." Eine McKinsey Studie hat errechnet, dass im Jahr 2025 weltweit 28 Billionen US Dollar mehr Geld erwirtschaftet werden würde – wenn Frauen gleichberechtigt am Arbeitsmarkt teilhaben könnten.
Also: was fordern Frauen für Frauen? Hier die Schwerpunktthemen des Kongresses:
Digitale Inklusion
Sogar in Ländern, wo Hygiene- und Lebensstandards noch extrem niedrig sind, gehört das Smartphone mittlerweile zum Lebensstandard. Klingt gut. Aber durch mangelnde Ausbildung bleiben die Frauen in der Nutzung von Technologien zurück. So führt die zunehmende Digitalisierung paradoxerweise zu einem wachsenden Digital Gender Gap: Derzeit sind laut einer OECD Studie 250 Millionen weniger Frauen online, als Männer. Darum verlangen die W20 nicht nur eine verbesserte Strategie, um Frauen in der Nutzung von digitaler Technologie zu schulen, sondern auch vermehrt Investitionen, damit Frauen leichter Zugang zu elektronischen Geräten erhalten können. Als Inspiration haben die Google Foundation und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) die Gewinner des eSkills4Girls Wettbewerbs verliehen. Die Initiative unterstützt Projekte, die Lösungsansätze für frauenspezifische Probleme in der digitalen Welt konfrontieren.
Finanzielle Teilhabe
Finanzielle Autonomie und der freie Zugang zu Banken und eigenen Konten sind Schlüsselfaktoren für die Gleichberechtigung und Stärkung von Frauen. Natascha Beinker, Referentin des BMZ, erklärte in ihrem Vortrag: "Stärkt man Frauen, so stärkt man die gesamte Familie; dadurch stärkt man die Gemeinschaft und somit die gesamte Wirtschaft." Deshalb fordern die W20 eine gezielte Förderung von weiblichen Unternehmerinnen und Frauen-Kooperativen, um Frauen den gleichen Zugang zu finanziellen Mitteln und Märkten zu verleihen, wie Männern. Zu diesem Thema setzten die Bundeskanzlerin, Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde und die Präsidentin der Trumpf GmbH, Nicola Leibinger-Kammüller schon am Dienstag ein Zeichen. Sie verpflichteten sich zur Gründung eines gemeinsamen Welt-Fonds für Frauen in Entwicklungsländern.
Wirtschaftliche Teilhabe
Als weiterer Punkt erinnert das Communiqué an das bereits beschlossene Ziel "25 by 25", welches vorsah, die geschlechtspezifische Lücke auf dem Arbeitsmarkt bis 2025 um 25 Prozent zu verringern. In Deutschland waren 2014 laut Statistischem Bundesamt 82 Prozent der Männer und 73 Prozent der Frauen zwischen 20 und 64 Jahren berufstätig. Laut "25 by 25" müsste Deutschland den Abstand um ein Viertel verringern, sprich: um 2.25 Prozentpunkte. Australien, so berichtet Susan Harris Rimmer, Aufsichtsratsmitglied der International Women’s Development Agency – wird dieses Ziel zu ihrem großen Bedauern schon nicht mehr erreichen. Umso wichtiger sei es, dieses globale Vorhaben mit Nachdruck weiter zu verfolgen.
Notwendige Maßnahmen
Damit die Forderungen der W20 und angestoßene Projekte auch effektiv überwacht und ausgewertet werden können, müssen die G20 Staaten umfassend Daten erfassen. Und zwar statistisch vergleichbare und vor allem genderspezifische Daten. Deshalb verlangt das Communiqué, dass zukünftig von allen Mitgliedstaaten die gleichen Kennziffern ausgewertet und überwacht werden. Nur so können Fortschritt und Entwicklung effektiv und effizient überwacht werden.
Wie geht es nun weiter?
Bundeskanzlerin Merkel bleibt nur bis Ende 2017 Zeit, um sich für diese Forderungen einzusetzen. 2018 wird es an Argentinien liegen, die Themen weiter voranzutreiben. Angela Merkel will "das W20-Arbeitspaket motiviert angehen", mahnt aber gleichzeitig an, dass G20 Vereinbarungen einstimmig beschlossen werden müssen. Die finanziellen Argumente für mehr Gleichberechtigung sprechen für sich. Die wiegen bekanntlich am Schwersten. Und trotzdem – Frauen wie Arancha Gonzales, Executive Director des International Trade Centre, kämpfen schon seit Jahrzehnten für mehr Gleichberechtigung: "Wir lobbyieren seit 1995 für Frauen. Es ist Zeit für Resultate. Vielleicht ist es Zeit ein bisschen weniger freundlich, dafür ein bisschen aktivistischer werden."
Wir bei EMOTION wollen uns dem anschließen. Mit unserer Kampagne #wasfrauenfordern