Missgeschicke und kleine Fehler passieren allen mal. Wann sie uns jedoch ein bisschen nahbarer und sympathischer machen und wann andere Menschen eher genervt davon sind, hat oft mit unserer Außenwirkung zu tun.
Wem ein Fehler unterläuft oder ein Missgeschick passiert, sorgt sich oft, dass er oder sie dadurch auf andere inkompetent, tollpatschig und insgesamt unsympathischer wirkt. Der Pratfall-Effekt, eine Beobachtung des US-Psychologen Elliot Aronson, kommt jedoch zum Schluss: Unter Umständen kann ein Fauxpas uns sogar sympathischer und nahbarer wirken lassen.
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Je kompetenter eine Person, desto sympathischer wirkt sie durch Fehler
Das Experiment, mit dem Aronson den Pratfall-Effekt – zu Deutsch Reinfall-Effekt – belegen konnte, fand bereits in den 60ern statt. Dabei spielte er zwei Gruppen von Versuchspersonen Tonbänder vor, in denen verschiedene Menschen schwierige Quizfragen beantworteten. Eine Gruppe hörte Tonbänder, bei denen neben der Beantwortung der Fragen deutlich das Umfallen einer Kaffeetasse zu hören war. Danach wurden die Sympathiewerte der Personen, die auf dem Tonband zu hören waren, abgefragt.
Das Ergebnis: Personen, die sehr viele Fragen richtig beantworteten, wurden auch als sympathischer bewertet. Kleine Patzer machen demnach Menschen, die nahezu perfekt scheinen, nahbarer und angenehmer.
Wer wenig weiß, wirkt durch Patzer inkompetenter
Aber das Experiment zeigte auch, dass nicht alle Menschen durch Fehler sympathischer wirken. Wer nur ein Drittel der Fragen richtig beantwortete, wirkte durch das Umwerfen der Tasse weniger kompetent. Menschen profitieren also nur vom Pratfall-Effekt, wenn sie auf andere ohne Missgeschicke fast schon absurd perfekt wirken.
In den 70ern wurde das Experiment erweitert. Diesmal stand die Frage im Raum, ob es auch mit dem Selbstvertrauen eines Menschen zu tun hat, wie er die Sympathiewerte eines anderen durch Missgeschicke und Fehler bewertet. Dabei konnten Unterschiede zwischen Menschen mit durchschnittlichem Selbstvertrauen und jenen, die über- oder unterdurchschnittlich selbstsicher sind, festgestellt werden. Hatten die Versuchspersonen ein durchschnittliches Selbstvertrauen, bewerteten sie kompetente Personen, denen das Kaffeetassen-Missgeschick passierte, im Schnitt positiver. Menschen mit geringem oder hohem Selbstvertrauen bewerteten Personen positiver, die zwar viele Fragen richtig beantworten konnten und dadurch kompetenter wirkten, denen aber kein Fauxpas unterlief.
Wie sich Missgeschicke auf die eigenen Sympathiewerte auswirken, kommt also nicht ausschließlich auf die eigene Außenwirkung und Kompetenz an, sondern auch auf die Person, mit der man zu tun hat – und ihr Gefühl von sich selbst.
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