In unserer Welt geht es viel darum, sich selbst Gehör zu verschaffen, sichtbar zu werden – beruflich wie privat. Das ist zweifelsfrei wichtig. Aber wie gibt man anderen eigentlich das Gefühl, wirklich gesehen und gehört zu werden? Die besten Tipps für emphatischeres und besseres Zuhören.
Besser zuhören: Zu guter Kommunikation gehört nicht nur Sprechen
"Der Zuhörer ist ein schweigender Schmeichler", soll der Philosoph Immanuel Kant einmal gesagt haben. Und tatsächlich hat Zuhören – und die Tatsache, dass einem zugehört wird – laut Studien zahlreiche positive Auswirkungen. Ein US-Forschungsteam konnte beispielsweise belegen, dass der Abbau der kognitiven Leistungen bei Personen, die jemanden haben, der ihnen zuhört, langsamer voranschreitet. Das zeigt: Gute Kommunikation wird nicht nur dadurch geprägt, wie man sich selbst ausdrückt und sich damit Gehör verschafft, sondern auch, wie gut man anderen zuhört. Aber wie kriegt man das überhaupt hin, jemandem so emphatisch zuzuhören, dass er oder sie sich auch wirklich gut aufgehoben und gehört fühlt?
Beim Zuhören geht es meist nicht darum, Probleme zu lösen, sondern dem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, sich alles von der Seele zu reden.
Zuhören: die besten Tipps
1. Auf Körpersprache und die Stimme achten
Ein großer Teil unserer Kommunikation geschieht nonverbal – durch Gestik, Mimik oder Körpersprache. Will man jemandem aufmerksam zuhören, sollte man also auch auf seine oder ihre Stimme und die nonverbalen Signale achten: Zittert die Stimme etwas, fährt sich die Person oft durch Haare oder Bart? Damit lassen sich auch nuancierte Anzeichen von Nervosität oder Ablehnung schneller erkennen. Wichtig dabei ist: Je besser man jemanden kennt, desto leichter fällt es, die Körpersprache zu beobachten und Schlüsse daraus zu ziehen – denn wir wissen, wie sich die Person unter normalen Umständen verhält.
2. Die Person, die spricht, nicht unterbrechen
Das hört sich für die meisten selbstverständlich an, ist aber in einem tatsächlichen Gespräch oft schwieriger als gedacht. Der anderen Person den Rahmen zu geben, sich so richtig auszusprechen, gehört zu emphatischem Zuhören dazu.
3. Danach: Fragen stellen!
Das heißt aber nicht, dass Zuhören mit Schweigen gleichzusetzen ist. Ist die Person, der man zuhört, fertig, ist es oft hilfreich für sie, wenn das Gegenüber Fragen stellt – um Dinge noch klarzustellen oder sicherzustellen, dass die Botschaft auch richtig angekommen ist. So weiß die Person außerdem, dass man bei der Sache war und fühlt sich gehört.
4. Beim Zuhören Pausen machen
Das fühlt sich oft unnatürlich an, gibt dem oder der Gesprächspartner:in aber die Chance, noch Dinge hinzuzufügen oder selbst kurz mental durchzuschnaufen. Bevor man antwortet, hilft es deshalb, im Kopf bis vier zu zählen – so geht man außerdem sicher, dass man das Gegenüber nicht unterbricht.
5. Die Empfindungen des Gegenübers respektieren
So, wie Menschen Dinge darstellen, wenn sie davon erzählen, ist es auch für sie. Einer der wichtigsten Aspekte beim emphatischen Zuhören ist es deshalb, das auch so zu akzeptieren. Das gilt besonders, wenn das Gegenüber über ein sehr emotionales und belastendes Thema spricht, das ihn oder sie mitnimmt. Mit Floskeln wie "Das wird schon wieder" schmälert man das Empfinden des Menschen, dem man zuhört, häufig, anstatt ihn oder sie aufzumuntern. Besser ist es, in solchen Situationen keine vermeintlich tröstlichen Worte zu finden, sondern eher objektive Beobachtungen zu teilen, etwa: "Ich sehe, dass dich das sehr mitnimmt".
6. Keine Tipps geben
Ratschläge sind auch Schläge, heißt es – und das stimmt besonders dann, wenn sie ungefragt gegeben werden. Beim Zuhören geht es meist nicht darum, Probleme zu lösen, sondern dem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, sich alles von der Seele zu reden. Wenn man gezielt nach Tipps gefragt wird, kann man, falls vorhanden, von ähnlichen Erfahrungen berichten und davon, wie man selbst in der Vergangenheit damit umgegangen ist. Wenn man nicht gefragt wird, sind Ratschläge wahrscheinlich einfach nicht erwünscht – sondern schlicht ein offenes Ohr.
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