Weihnachtsfeier im Büro, neues Fitnessstudio, Einladung zu einer Party, auf der Sie fast niemanden kennen. Sicherlich denken Sie jetzt: "Juhu, was für eine prima Gelegenheit, um neue Leute kennenzulernen", oder etwa nicht? Keine Sorge, Sie sind nicht allein. Etwa 93 Prozent der Menschen fühlen sich in gesellschaftlichen Situationen unwohl. Ich zeige Ihnen, wie Sie Ihre Unsicherheit und Schüchternheit überwinden und in den Gesprächsflow kommen.
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sind auf einer Hochzeit eingeladen, auf der Sie nur die Braut persönlich kennen. Die ist aber an ihrem großen Tag natürlich die meiste Zeit anderweitig beschäftigt und kann sich nicht mit Ihnen unterhalten. An Ihrem Tisch kennen Sie niemanden, aber Ihre Tischnachbarn haben sich untereinander anscheinend schon öfter gesehen. Gespräche kommen in Gang, aber da keiner Sie kennt, sind Sie erst einmal außen vor. Und jetzt? Wie schaffen Sie es, dieses unangenehme Szenario, das sich so oder so ähnlich auch auf Firmenevents, im Sportverein und auf anderen Festen abspielen kann, in einen fröhlichen, geselligen Abend zu verwandeln, an den Sie gerne zurückdenken? Mit Small Talk natürlich!
Wer nichts sagt, verliert
Small Talk halten Sie für belangloses Blabla? Nun, dann wird sich an Ihrer Situation nichts ändern. Wer nichts sagt, wird auch nicht wahrgenommen – oder im schlimmsten Fall als Langweiliger oder arroganter Schnösel abgestempelt. Denken Sie daran, Sie machen immer einen Eindruck auf Ihr Gegenüber, aber nur wenn Sie mit ihm sprechen, haben Sie die Möglichkeit, diesen selbst zu formen und im Gedächtnis zu bleiben.
Ihre Hemmschwelle für Small Talk ist zu hoch? Keine Angst, mit diesen fünf Strategien meistern Sie jeden Gesprächseinstieg.
1. Worst-Case-Szenario
Häufig liegt der Grund für unsere Sprachlosigkeit darin begründet, dass wir uns schon im Vorfeld die schlimmstmöglichen Ergebnisse ausmalen. Schauen wir uns die typischen Gedankengänge doch einmal genauer an:
Mein Gesprächspartner könnte mich abweisen
Na und?! Ein Mensch, den Sie gar nicht kennen, hat gerade keine Lust oder Zeit, sich mit Ihnen zu unterhalten. Für den weiteren Verlauf Ihres Lebens oder auch nur des Abends ist das völlig bedeutungslos. Wenigstens haben Sie es versucht und geben nicht den unkommunikativen Eigenbrötler.
Ich könnte mich blamieren
Natürlich, die Möglichkeit besteht. Sie besteht allerdings auch, wenn Sie schweigend am Buffet stehen und Ihnen vor lauter Nervosität ein beladener Teller aus der Hand rutscht. Kleine Versprecher und Wortverdreher sind darüber hinaus gar nicht schlimm. Ganz im Gegenteil: Sie machen sympathisch.
Ich habe nichts Interessantes zu sagen
Na dann trifft es sich ja wunderbar, dass Sie Small Talk halten sollen und keinen Vortrag über Quantenphysik. Nur die Ruhe: Small Talk soll sich ja auch um Kleinigkeiten und Belangloses drehen!
2. Vorbereitung ist alles
Auf viele gesellschaftliche Anlässe können Sie sich vorbereiten. Bei Feiern in der Firma wissen Sie beispielsweise ungefähr, wen Sie treffen werden, auch wenn Sie die Menschen noch nicht gut kennen. Überlegen Sie im Vorfeld:
- Was weiß ich über meinen Gesprächspartner?
- Auf welchem Weg habe ich etwas über ihn erfahren?
- Welche Anknüpfungspunkte gibt es?
- Was beschäftigt mein Gegenüber beruflich und privat?
So können Sie mit dem Kollegen, der regelmäßig joggen geht, über neue Laufschuhe oder interessante Strecken reden. Oder der Kollegin, über deren Hochzeit Sie zuletzt im Firmen-Newsletter gelesen haben, zu eben dieser gratulieren. Und schon sind Sie im Gespräch.
3. Denken Sie in kleinen Etappen
Übung macht den Meister. Auch Small Talk bildet da keine Ausnahme. Je häufiger Sie sich trauen, fremde Menschen anzusprechen, desto leichter wird es Ihnen fallen. Daher stecken Sie sich zunächst kleine Ziele. Nehmen Sie sich beispielsweise vor, auf der Party eines Freundes mit mindestens einer unbekannten Person zu reden. Hat das geklappt, können Sie beim nächsten Anlass schon versuchen, mit zwei Unbekannten ins Gespräch zu kommen usw. Für den Anfang ist es leichter, sich im privaten Umfeld auszutesten. Hier haben Sie eher das Gefühl, mit den Personen auf einer Augenhöhe und Wellenlänge zu sein und die Überwindung ist nicht so groß.
4. Loben Sie sich
Wenn Ihnen eine Plauderei gelungen ist, erlauben Sie sich, sich darüber zu freuen. Sie sind einen Schritt weitergekommen und haben dazugelernt. Großartig! Eigenlob stinkt überhaupt nicht, sondern stärkt Ihnen den Rücken. Deshalb hilft es auch, sich vor einer neuen Aufgabe ins Gedächtnis zu rufen, was man in der Vergangenheit schon alles Tolles geleistet hat. Der Erfolg muss dabei nicht unbedingt in Verbindung mit der Hürde stehen, die vor Ihnen liegt. Denken Sie sich einfach: "Mensch, letzte Woche habe ich zwanzig Klimmzüge geschafft, dann wird mich ein bisschen Small Talk doch nicht aus der Bahn werfen." Sie werden sehen, schon gehen Sie mit mehr Selbstvertrauen an die Sache heran.
5. "Ist doch wohl klar!"
Eine Taktik, die Ihnen ganz einfach dabei hilft, das Eis zu brechen, ist folgende: Sprechen Sie einfach etwas vollkommen Offensichtliches an. Es klingt banal, funktioniert aber fast immer als Gesprächseinstieg. Mögliche erste Sätze könnten sein:
- "Ganz schön kalt heute, hm?"
- "Wow, dieser Saal ist wirklich wunderschön geschmückt."
- "Endlich Wochenende."
- "Was für eine schöne Feier."
Je nach Anlass, können Sie diese Liste – ruhig schon im Vorfeld – beliebig erweitern. Auf einer Hochzeitsfeier – wie im Beispiel oben – sagen Sie einfach: "Hallo, mein Name ist …, woher kennen Sie denn das Hochzeitspaar?". In der Regel wird Ihr Gegenüber es Ihnen erzählen. Hören Sie gut zu und Sie werden auf weitere interessante Aspekte stoßen, über die Sie reden können.
Wollen Sie also auf der nächsten Party nicht einsam in der Ecke stehen, probieren Sie einfach eine dieser Taktiken aus. Ich gebe zu, ein wenig Mut erfordert es immer, mit fremden Menschen in Kontakt zu kommen. Aber trösten Sie sich, Ihrem Gegenüber geht es vermutlich ganz genauso und er wird dankbar sein, wenn Sie ihm diesen Schritt abnehmen. Begreifen Sie sich als Forscher auf Entdeckungsreise nach interessanten Themen und interessanten Menschen. Mit dieser positiven Einstellung wird Ihnen der Small Talk deutlich leichter fallen.
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Bild: Anne Simon
Gero Teufert ist Autor, Speaker und Management-Trainer für Charisma, Schlagfertigkeit und Rhetorik. Als Account Manager und Management Consultant war er für große internationale Konzerne tätig. Heute gibt er sein Wissen auch im Rahmen seiner Lehraufträge an mehreren deutschen Hochschulen sowie in seinem Unternehmenstheater "Impro For Business" weiter. Seine Leidenschaft ist es, Menschen zum Strahlen zu bringen und sie zu befähigen, echte Wirkung zu erzielen: natürlich, nachhaltig und authentisch. gero-teufert.de
Fühlen Sie sich manchmal unsicher Unbekannten gegenüber und wissen nicht so recht, wie Sie mit anderen ins Gespräch kommen und worüber Sie sich mit ihnen unterhalten sollen? Gero Teufert hilft Ihnen, Ihre Sprachlosigkeit zu überwinden und Spaß am lockeren Geplauder zu finden. Er zeigt Ihnen zahlreiche Techniken und Strategien, wie Sie Ihr Gegenüber ansprechen und zum Reden bringen. Dabei geht er auch auf Small-Talk-Themen und verschiedene Gesprächssituationen ein und verrät die besten Tricks guter Small Talker, mit denen Sie bei Ihrem Gesprächspartner Sympathien erzeugen. Denn egal ob privat, auf Messen, beim Geschäftsessen oder beim Vorstellungsgespräch: Wenn andere Sie mögen und Sie in der Lage sind, angenehme Gesprächssituationen zu schaffen, öffnen sich Ihnen viele neue Möglichkeiten, um erfolgreiche Verbindungen zu knüpfen.