Venedigs größter privater Garten "Il Giardino Eden" inspirierte nicht nur berühmte Dichter, sondern auch die Parfümeurin Christine Nagel.
Nach Venedig reist man oft der Liebe wegen. So auch Christine Nagel, Chefparfümeurin von Hermès. Doch ihre Liebe galt einem ganz bestimmten Garten, dem historischen Garten Eden, dem sie jetzt sogar einen Duft widmete. Beauty-Chefin Bettina Brenn begleitet sie auf ihrer olfaktorischen Reise.
EMOTION: Wie kamen Sie auf die Idee, diesen Garten in Venedig zu besuchen?
Nagel: Als ich darüber nachdachte, die Jardin-Serie von Hermès weiterzuentwickeln, wünschte ich mir die Ge- ruchswelt eines echten italienischen Gartens. Vielleicht wollte ich dabei instinktiv zurück zu meinen italienischen Wurzeln. Also begann ich zu recherchieren. Irgendwann stieß ich dabei auf diesen herrlichen Garten und war fasziniert. Er hat eine große Vergangenheit und war für Literaten wie Proust, Rilke oder auch Hemingway Rückzugsort und Inspirations- quelle zugleich.
Was macht den Garten besonders?
Als Lord Eden den Garten 1884 kaufte und ihn dann anlegte, merkte er rasch, dass viele Pflanzen sich nicht entwickelten und eingingen – es lag an der salzhaltigen Erde. Er musste also Blüten finden, denen das nichts ausmacht. So entstand eine ganz besondere Mischung aus Sträuchern, Früchten und Blüten. Und er verehrte Hundertwasser, was sich in vielen organischen Formen spiegelt. Ich wusste, ich muss diesen Garten besuchen.
Und?
Weder meine E-Mails noch die Anfragen über das Hermès-Headquarter waren erfolgreich, so schrieb ich von Hand einen langen Brief an den Verwalter und bekam tatsächlich Antwort. Nach gefühlt hundert weiteren Korrespondenzen bekam ich am 22.12.2016 die Nachricht, dass ich mir den Garten anschauen darf. Es war mein größtes Geschenk.
Wann waren Sie das erste Mal dort?
Gleich Ende Januar 2017, es gab keine Blüten, es war ja Winter, aber in dem Augenblick, als ich den Garten betrat, konnte ich seine Schönheit und große Vergangenheit spüren. Ich wusste, ich muss wiederkommen – im Februar, im März, im April, um die Entwicklung der Pflanzen zu erleben. Im Oktober wusste ich dann endlich, wie mein Duft riechen wird.
Sie sind selbst begeisterte Gärtnerin. Wie sieht Ihr Garten aus?
Ich habe sogar zwei. Einen winzigen in Paris mit Rosen und Hortensien und einen sehr großen in der Normandie. Der ist nicht angelegt und sehr wild. Hier habe ich Pfingstrosen und sehr viel Farn, weil ihn die Enten gern mögen – und ich liebe Enten!
Ein Garten ist ein friedlicher Ort, wie klingt er für Sie?
Nach dem Rascheln der Blätter, dem leisen Gurren der Tauben. Es fühlt sich an wie in Watte und wie in einem Traum. Wie der Anfang einer Geschichte.
Tragen Sie heute einen Duft?
Nein, denn meine Haut ist mein "Atelier", an ihr rieche ich während der Arbeit. Wenn ich einen Duft trage, ist es "Bois des Îles" von Chanel, einfach weil ich ihn an mir mag.
Übrigens, Christine Nagel gewann just den Duftstar 2019 (Sie wissen schon, den Oscar der Parfümwelt) in der Kategorie Prestige Damen mit dem Hermès Duft "Eau de Citron Noir" und in der Kategorie Prestige Herren mit dem Hemès Duft "Terre d'Hermès Eau Intense Vètiver" - herzlichen Glückwunsch.