Das Berliner Modelabel Folkdays ist ein sogenanntes "Welltraveled fair fashion-Label". Klingt kompliziert, ist aber ganz einfach.
Die Co-Gründerin Lisa Jaspers sucht Menschen in Drittländern, die ein für ihre Heimat typisches Handwerk sehr gut beherrschen. Gemeinsam mit ihnen entwickelt sie Produkte, die den Ursprung des jeweiligen Landes erkennen lassen, aber gleichzeitig modisch sind. Wichtig ist Lisa dabei, dass die Produkte handgemacht und fair gehandelt sind. Weil sie sich von dem "fair" selbst überzeugen will, reist Lisa für Folkdays immer direkt zu den Handwerksmanufakturen und verhandelt die Preise und den Produktionsablauf mit den Menschen vor Ort.
Hier erzählt Sie, wie Folkdays entstand und was es genau auf sich hat mit den Begriffen fair – green – ethical:
Ich habe vor zwei Jahren das Fair Fashion Label FOLKDAYS gegründet. Einer der Gründe dafür war das mangelnde Angebot an schöner, hochwertiger sowie fair produzierter Kleidung und Accessoires für junge Menschen. Deshalb ist es unser Ziel, das Image von fair gehandelter Mode zu entstauben und für eine jüngere und Mode-affine Zielgruppe attraktiv zu machen. Hier kommt uns der Trend zugute, dass sich vor allem junge Menschen immer mehr dafür interessieren, unter welchen Konditionen ihre Kleidung produziert wird.
Nichtsdestotrotz bemerke ich in Gesprächen mit Freunden, Kunden oder auch Journalisten immer wieder eine gewisse Unsicherheit, was das Thema faire Mode angeht. Diese Unsicherheit kann zum einen daher rühren, dass der Weg von der Erkenntnis bis hin zur Veränderung des eigenen Konsumverhaltens lang und anstrengend ist. Die Gedanken "Das darf ich eigentlich nicht kaufen, aber ist doch so schön und günstig" oder "Lieber keine Primark oder H&M Tüte nehmen, falls ich jemand treffe, den ich kenne" – die haben viele. Beim Klamottenkauf ist ein latent schlechtes Gewissen ständiger Begleiter.
Die faire Finsternis – bei der Begriffsdefinition tappen die meisten im Dunkeln
Was viele Menschen zusätzlich verunsichert, ist die Unübersichtlichkeit der aktuellen Debatte. Das beginnt bei der Verwendung von Begriffen wie 'faire Mode', 'Green Fashion', 'Ethical Fashion', 'Fair Trade' oder auch fair gehandelte Mode und endet bei zahlreichen Siegeln, die nicht wirklich Klarheit schaffen. Auch wenn es zur Zeit unmöglich scheint, dass sich alle Akteure auf klare Begrifflichkeiten einigen, so ist dies ein Versuch, etwas Licht in die faire Finsternis zu bringen.
Da gibt es zum einen die ökologische Nachhaltigkeit oder auch Green Fashion genannt. Hier steht der bewusste und sparsame Einsatz von Ressourcen in der Produktion sowie während der gesamten Lieferkette im Fokus. In der Debatte um Arbeitsbedingungen in der Produktion stehen eher die soziale Komponenten im Vordergrund, das bedeutet die Bezahlung der Menschen, die Arbeitsplatzsicherheit, die Arbeitsplatzumgebung, usw. Ganz kann man diese beiden Konzepte nicht voneinander trennen, da der Einsatz von giftigen Stoffen in der Produktion auch einen Effekt auf die Arbeitsbedingungen bzw. die eigene Gesundheit hat. Zugespitzt könnte man den Unterschied in den Schwerpunkten beschreiben: Steht bei Green Fashion der Schaden an der Natur im Vordergrund, so steht bei Fair Fashion die Auswirkungen von Produktionsbedingungen auf den Menschen im Mittelpunkt.
Folkdays – ein Konzept des fairen Handels
Bei FOLKDAYS haben wir uns für den Begriff Fair Fashion bzw. Fair Trade Fashion entschieden, da viele Menschen mit dem Konzept des fairen Handels bereits aus den Bereichen Kaffee und Lebensmittels im Ansatz vertraut sind. In der Regel geht es dabei um Waren, die aus Entwicklungsländern in Industrieländer exportiert werden. Der Faire Handel bzw. Fair Trade setzt sich zum Ziel, die Gewinne, die beim Verkauf von Waren entstehen, entlang der Wertschöpfungsketten gleichberechtigter zu verteilen und somit die soziale Nachhaltigkeit in den Produktionsprozessen zu steigern.
Es gibt unterschiedliche ökonomische Ansätze, die erklären, warum es wirtschaftlich erstrebenswert ist, nachhaltige Produktionsbedingungen aufzubauen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Marktmacht westlicher Großkonzerne den Produzenten in Entwicklungsländern mangels Einkommensalternativen kaum Spielraum für Preisverhandlungen lässt. Denn nicht nur die Qualität der Produktion sinkt, wenn der Preisdruck zu hoch ist. Unfälle in Produktionsstätte wie z.B. der Zusammensturz der Fabrik in Bangladesch vor knapp zwei Jahren sind Beispiele dafür, dass neben der menschlichen Tragödie auch die wirtschaftlichen Auswirkungen für alle Beteiligten desaströs und somit alles andere als nachhaltig sind.
Das zentrale Argument in dieser Diskussion sollte jedoch die ethische Komponente sein. Wir dürfen wir nicht zulassen, dass Menschen in Entwicklungsländern unter unwürdigen Produktionsverhältnissen für den ungeminderten Konsum westlicher Länder sorgen müssen.
Seit einigen Jahren versuchen unterschiedliche junge Unternehmen den fairen Handel zu verändern, indem sie mit individuellen Konzepten auf die jeweiligen Bedürfnisse von Produzenten eingehen. Bei FOLKDAYS erzählen wir die Geschichten unserer Produzenten und möchten damit ermöglichen, dass unsere Kunden sich informieren und im Idealfall eine emotionale Beziehung zu den Produzenten vor Ort aufbauen.
Auch wenn wir wissen, dass es schwierig ist, alles richtig zu machen, so versuchen wir mit gesundem Menschenverstand und unternehmerischem Geist Herausforderungen anzunehmen und auf Augenhöhe mit unseren Partnern als Unternehmer zu agieren. Das Konzept des fairen Handels wird dabei zu einem Prozess, der uns im täglichen Handeln leitet und erst dann abgeschlossen ist, wenn er sich selbst abgeschafft hat.
Hier könnt ihr Produkte von Folkdays kaufen: www.folkdays.com
FOLKDAYS goes Hamburg!
Vom 25.-29.11.2015 eröffnet Folkdays in der Galery Âme Nue am Hamburger Hafen den Pop-Up Shop FOLKDAYS & Friends mit insgesamt 9 jungen Unternehmen (5 aus Hamburg und 4 aus Berlin), die sich alle auf verschiedenste Weise für ein nachhaltig ökologisches, soziales und faires Miteinander einsetzen. Neben den Pop-up Shop wird es ein Rahmenprogramm mit einer Talkrunde, einem Film-Screening sowie einem Konzert geben.