Der eine arbeitet von zu Hause aus, die andere am liebsten am Wochenende: Dank digitaler Tools ist das heutzutage kein Problem. Doch wie gelingt es, dass bei so viel Flexibilität nicht der Teamgeist verloren geht?
Maria Reinisch leitete bis Mitte 2015 die Kommunikationsabteilung von Siemens Deutschland und kennt die Antwort. Mit ihren fünf Tipps stärken Chefs den Zusammenhalt in ihren Teams.
1. Kein Computer ersetzt das Wir-Gefühl
Durch flexible Arbeitsmodelle wie Homeoffice ist es ganz selbstverständlich geworden, dass Menschen zu unterschiedlichen Zeiten an verschiedenen Orten zusammenarbeiten. Der Preis der Freiheit: immer weniger Berührungspunkte. Kein Computer kann das Wir-Gefühl ersetzen. Deshalb sind regelmäßige Dialogangebote vor Ort wichtig. Das könnte zum Beispiel ein monatliches gemeinsames Frühstück sein. Es gilt: Persönliche Beziehungen unter den Mitarbeitern stärken und sicherstellen, dass alle an einem Strang ziehen. Das fördert auch Kreativität und Motivation.
2. Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser
Mittlerweile gibt es viele digitale Tools, die die Arbeitsleistung einzelner Teams oder Mitarbeiter messen und auswerten können. Auch wenn diese die Effizienz transparent machen, plädiere ich dafür, den Fokus auf Vertrauen zu legen und nicht auf datengestützte Kontrolle. Wer seine Mitarbeiter motivieren will, sollte ihnen Verantwortung übertragen, statt sie unter Druck zu setzen. So lässt sich sicherstellen, dass sie auch mit Herz bei der Sache sind.
3. Freiraum für individuelle Stärken bieten
Als Führungskraft sollte man für seine Mitarbeiter konkrete Ziele definieren, ihnen aber auch Freiraum für die Lösung ihrer Aufgaben geben. Wichtig hierfür ist, die individuellen Stärken jedes Teammitglieds zu erkennen und zu wissen, wann es erforderlich ist, die "Leine" etwas kürzer zu halten. Eine gemeinsame Vision und das Zusammenspiel unterschiedlicher Kompetenzen und Charaktere ist aus meiner Sicht der Schlüssel zu einem erfolgreichen Team.
4. Mut zu fragen
Es gibt Situationen, in denen Führungskräften nicht klar ist, welche Entscheidung die richtige ist. Dann sollten sie mutig genug sein, gegenüber ihrem Team zuzugeben, dass sie nach einer Lösung suchen. Es zeugt keinesfalls von Schwäche, sondern von Charakter und Vertrauen, wenn man seine Mitarbeiter offen fragt: Was meint ihr? Wie gehen wir das Problem am besten an? Eine offene Diskussion ist gefragt. Führt sie zu einer Lösung, ist das ideal. Wenn nicht, ist es trotzdem gut. Denn das Team wurde einbezogen, kennt die Herausforderung und akzeptiert daher auch schwierige Entscheidungen.
5. Mitarbeiter sind keine Konkurrenten
Es ist normal, dass Mitarbeiter auf ihren Gebieten besser Bescheid wissen als ihr Chef. Führungskompetenz besteht darin, diese Experten zu identifizieren, zu fördern und zu motivieren – und sie keinesfalls als Konkurrenz zu sehen. Die besten Projekte werden von interdisziplinären Teams entwickelt. Das zeigt meine Erfahrung. Wer sich zudem Input und neue Perspektiven von außen holt – etwa von Experten aus einem anderen Fachgebiet – findet ungeahnt kreative Lösungen.
Maria Reinisch ist Geschäftsführerin der Vereinigung deutscher Wissenschaftler und ehemalige Leiterin der Kommunikationsabteilung von Siemens Deutschland. Aktuell promoviert sie im Bereich Gehirnforschung über Leadership und tritt zu diesem Thema auch als Speakerin auf.
Noch dazu gehört sie zum diesjährigen Fachbeirat des Wettbewerbs „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“. Unter dem Motto „NachbarschafftInnovation – Gemeinschaft als Erfolgsmodell“ wird bundesweit nach den 100 besten Projekten gesucht, die den Mehrwert und das Potenzial gemeinschaftlichen Handelns für die Gesellschaft aufzeigen. Zusammen mit der Deutschen Bank werden die ausgewählten Projekte von der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ gewürdigt. Mehr Infos unter www.ausgezeichnete-orte.de