Wenige Eltern wissen, was eine Ansteckung mit Humanen Papillomviren für ihre Kinder bedeuten kann. Beim Digital-Event mit der Initiative "ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs." hat Dr. med. Heike Kramer erklärt, wieso eine HPV-Impfung für Mädchen und Jungs wichtig ist.
Mein Kind ist ja noch nicht mal in der Pubertät, kann ich es nicht später impfen lassen? Ist HPV nicht das, was Gebärmutterhalskrebs auslösen kann, wieso soll ich meinen Sohn dagegen impfen lassen? Das sind nur zwei der Fragen, die beim Digital-Event von EMOTION und der Initiative "ENTSCHIEDEN. Gegen Krebs" aufkamen. Die Ärztin Dr. med. Heike Kramer, Vorsitzende der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung e.V., hatte Antworten.
Als wichtigste Maßnahme gegen Infektionen mit bestimmten Humanen Papillomviren (HPV) gilt die vorbeugende Schutzimpfung. Die Ständige Impfkommission empfiehlt, Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren impfen zu lassen. "Das Immunsystem reagiert besser, je jünger jemand bei der Impfung ist", sagte Dr. Kramer, "idealerweise sollte die Impfung vor einer möglichen Infektion mit HPV durchgeführt werden." Im Alter von 9 bis 14 Jahren reichen zwei Impfdosen, ab 15 Jahren sind drei nötig. Die Kosten tragen in der Regel die Krankenkassen. 2019 haben Daten des Robert Koch Instituts gezeigt: Erst 52 Prozent der Mädchen im Alter von 18 Jahren waren vollständig geimpft, bei den Jungen im gleichen Alter lag die Impfquote sogar nur bei 2,5 Prozent.
Wieso das riskant ist? Die HP-Viren sind so weit verbreitet, dass sich fast jeder Mensch im Lauf des Lebens damit infiziert. Das geschieht in erster Linie durch intime Körperkontakte. Kleinste, oftmals gar nicht sichtbare Verletzungen der Haut bzw. Schleimhaut reichen aus, da- mit das Virus in den Körper eindringen kann. "Eine Infektion mit HPV bleibt anfangs häufig unbemerkt, da sie zunächst oft ohne Symptome verläuft. In den meisten Fällen heilt die Infektion dank einer wirksamen Immunabwehr innerhalb eines Jahres von selbst wieder ab", sagte Dr. Kramer, "aber bei einer anhaltenden Infektion mit bestimmten HPV-Typen können sich bei einigen Menschen über Jahre bestimmte Krebsvorstufen oder Krebsarten entwickeln, zum Beispiel am Gebärmutterhals, aber auch am Anus."
Es wird geschätzt, dass etwa eine von 20 Krebsdiagnosen weltweit auf HP-Viren zurückzuführen ist. In Deutschland erkranken jährlich rund 7850 Frauen und Männer an HPV-bedingten Tumoren. Mit einer rechtzeitigen, vollständigen Impfung könne bestimmten HPV-bedingten Krebsarten vorgebeugt werden, sagte Dr. Kramer: "Im Fall einer späteren Infektion kann dann vom Immunsystem in allerkürzester Zeit eine riesige Menge an Antikörpern gebildet werden und die können die eingedrungenen Krankheitserreger unschädlich machen."
Weitere Infos: entschiedengegenkrebs.de/emotion