
Einzelne Aktien oder gemanagte Fonds – Vor- und Nachteile für Einsteiger:innen
Das Geld einfach auf dem Sparbuch oder dem Girokonto liegen lassen? Keine gute Idee. Wie du richtig investierst und welche Aktie zu dir passt, erfährst du hier.
Bravo, die Entscheidung, dich aktiv mit seinen Finanzen auseinandersetzen zu wollen ist gefallen. Damit ist der größte Felsbrocken aus dem Weg geräumt, endlich geht es ins Doing.
Doch die Entscheidungen hören an dieser Stelle noch lange nicht auf: Die Möglichkeiten, Geld anzulegen, sind vielfältig. Was passt zu mir, muss ich davon Ahnung haben, was, wenn ich etwas falsch mache, wie risikofreudig bin ich – diese Fragen schwirren wohl vielen im Kopf herum, wenn sie loslegen wollen.
Die goldenen Zeiten des Sparbuchs sind vorbei
Erst einmal vorab: Kaum zu glauben, aber man hat auch ein Risiko, Geld zu verlieren, wenn man es langfristig einfach auf seinem Sparbuch oder dem Girokonto liegen lässt. Denn dort gibt es kaum Zinsen und durch die Inflation, verliert das Ersparte an Wert. Deshalb: Ran an den Speck, auf Los geht’s los!
Eine beliebte Möglichkeit, sein Geld für sich arbeiten zu lassen ist es, in Immobilien zu investieren. Immobilien steigen in der Regel im Wert und bilden eine solide Altersvorsorge durch regelmäßige Mieteinnahmen. Der Haken: Wer ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchte, muss meist schon über ein finanzielles Polster und über ein solides Einkommen verfügen, um einen Kredit von der Bank zu bekommen.
"Ich hab doch eh kein Geld" – na und?
Eine gerne genommene Ausrede: Ich hab doch eh kein Geld! Die zieht bei Aktien nicht, hier gilt Omas alter Spruch "Kleinvieh macht auch Mist".
In Aktien zu investieren ist in jeder Lebenssituation und mit jedem noch so kleinen Geldbeutel möglich. Und auch das windige Image der Aktien ist überholt: Klar ist es riskant, sein ganzes Vermögen in ein Unternehmen zu investieren. Um dieses zu minimieren, gibt es Fonds, die in zahlreiche Unternehmen investieren.
"Finanzplanung ist Lebensplanung"
"Finanzplanung ist Lebensplanung", sagt Finanzexpertin Hava Misimi. "Das hängt mit dem Leben zusammen, dass ich führen möchte und ist ganz individuell, es gibt kein richtig oder falsch."
Auch sie erinnert sich daran, wie ihre Freundinnen beim Thema Finanzen früher auf Durchzug geschaltet haben. "Die habe ich inzwischen alle verarztet", sagt sie lachend.
Wer Einzelaktien kauft, investiert in ein Unternehmen und wird damit quasi Mitinhaber als Anteilseigner. "Du profitierst davon, wenn es dem Unternehmen gut geht, man kann aber nie zu 100% von der jetzigen Entwicklung prognostizieren, ob das in der Zukunft für genau dieses Unternehmen so bleiben wird", erklärt Misimi. "Dann kommt sowas wie die Corona-Krise und das Geld kann weg sein."
Wer in Einzelaktien investiert, sollte sich schon ein bisschen in dem Bereich auskennen
Zu Einzelaktien rät die Finanzberaterin nur Anlegerinnen, die bereits Erfahrung mit Aktien haben und die Spaß daran haben, sich in ihrer Freizeit mit dem Thema zu beschäftigen "Dafür muss man sich wirklich fundiertes Wissen aneignen, dazu bedarf es einiger Zeit – es ist aber nicht unmöglich."
Ihre Empfehlung: Einzelaktien lieber nur als Risiko-Beimischung in einem breitgestreuten Portfolio.
"Risiko bedeutet auch die Chance auf mehr Rendite"
Hava Misimi findet es schade, dass der Begriff Risiko negativ behaftet ist. "Er bedeutet ja gleichzeitig auch eine Chance auf mehr Rendite." Überhaupt sei es wichtig, Finanzplanung nicht als notwendiges Übel zu betrachten. "Die richtige Finanzplanung ermöglicht mir Unabhängigkeit und Freiheit, das ist doch etwas Schönes und keine Bürde."
Wer breit streut, hat ein geringeres Risiko
Senken kann man sein Risiko an der Börse, indem man breit streut. Das bieten beispielsweise Fonds. Der Vorteil: Das Geld wird in zahlreiche Unternehmen weltweit gestreut, die Durststrecke einer Aktie kann durch das Hoch einer anderen ausgeglichen werden. Fonds sind also eine gute Alternative für Anfänger.
Hier gilt es zwischen aktiv gemanagten Fonds und ETFs, Exchange Traded Funds, zu unterscheiden.
Ein ETF bildet die Wertentwicklung eines Indizes nach. Kauft man also einen ETF auf den DAX entwickelt sich der ETF entsprechend seines Indizes – mit allen Höhen und Tiefen. Steigt der DAX, steigt auch der Wert des ETF. Fällt der DAX, fällt auch der Wert des ETF. Ein ETF bildet quasi automatisch die Werte in einem Index nach.
Das haben Aktien mit einem Obstkorb gemeinsam:
Hava Misimi erklärt die Unterschiede zwischen ETFs und gemanagten Fonds anhand eines Obstkorbs: "Ich gehe mit einem leeren Korb in den Supermarkt und schaue dann, was es gerade so an saisonalem Obst gibt, was gut aussieht und worauf ich spontan Lust habe, das dauert natürlich etwas länger. Oder aber ich schreibe mir vorher eine Liste, auf der stehen Pflaumen, Äpfel und Birnen, packe das ein, gucke nicht auf die Preise und bin sofort wieder draußen."
Ein/ Fondsmanager:in kostet Geld
Die Methode mit der Einkaufsliste ist mit dem ETF zu vergleichen: Der/die Fondsanbieter:in kauft für die Anlegerin Aktien dieser vordefinierten "Einkaufsliste" – also dem Index, der idealweise die ganze Welt abbildet, wie beispielsweise ein All World Index. Bei aktiven Fonds beobachten die Fondsmanager:innen und deren Analyst:innen die Aktien im Fonds dauerhaft und können diese, sollte es bergab gehen, zeitnah abstoßen. So ein/e Fondsmanager:in kostet aber natürlich auch Geld.
Hava Misimi hält das Investieren in aktive Fonds in zwei Fällen für ratsam: "Ein/e Fondsmanager:in kann in Krisensituationen schneller reagieren, deshalb können sich aktive Fonds insbesondere eigenen, wenn nicht für ein langfristiges Ziel gespart werden soll. Beispielsweise vier bis fünf Jahre. ETFs zahlen sich vor allem auf lange Sicht aus, da muss man schlechtere Zeiten an der Börse dann aussitzen können."
Kann ich mein Geld auch thematisch anlegen?
Aktive Fonds seien außerdem geeignet, wenn es jemandem wichtig ist, das Geld thematisch anzulegen.
"Wem es wichtig ist, wirklich nachhaltig anzulegen, der ist bei ETFs an der falschen Adresse. Natürlich kann man auch dort Unternehmen ausschließen, zum Beispiel solche, die in der Rüstungsindustrie tätig sind. Aber wirklich nachhaltige Unternehmen zu finden, das klappt aktuell besser mit einem Fondsmanager. Die können eigene Nachhaltigkeitskriterien Anlegen und die Unternehmen anhand dieser deutlich besser scannen und zusammenstellen."
Das sagt die Börsenexpertin:
Börsenexpertin Cornelia Frey empfiehlt für den Börseneinstieg ETFs, diese seien ein geeignetes Vehikel, um erste Erfahrungen zu sammeln und in einen langfristigenVermögensaufbau zu investieren. Auch sie selbst investiert in ETFs, sowohl für sich als auch für ihre beiden Kinder geht jeden Monat ein fester Betrag in dieses Produkt für jedermann", wie sie es bezeichnet.
Bei Privatanlegern werden ETFs immer beliebter, wegen des geringen Aufwands und der niedrigschwelligen Startinvestitionen. Frey: "Viele Banken bieten inzwischen Sparpläne schon ab 25 Euro pro Monat an, man bekommt eine Geldanlage, um die man sich kaum kümmern muss, für eine niedrige Verwaltungsgebühr. Diese Kombination bringt Vorteile für viele Anleger:innen". Für ein ausgewogenes Depot aus Einzelaktien sei ein gewissesStartkapital erforderlich, während es mit ETFs schon mit einem sehr geringen Budget möglich sei, breit gestreut am Finanzmarkt teilzuhaben.
"Wenn ich eine Einzelaktie für 25 Euro kaufe, liegen die Kosten möglicherweise bereits über meinem Invest." Dennoch möchte die Börsianerin Frauen ermuntern, sich ein bisschen an das Thema Börse heranzutasten. "Es ist wirklich spannend", verspricht sie. Zum Einstieg empfiehlt sie Aktienclubs für Frauen. "Hier bei uns in der Nähe von Stuttgart gibt es zum Beispiel die Dagobertas. Die Frauen tun sich zusammen, schauen sich Unternehmen gemeinsam an, debattieren und investieren."
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