...der war gekommen, um zu bleiben. Er wünschte sich mehr Aufmerksamkeit, mehr konstruktive Auseinandersetzung und mehr zärtliche Berührungen als flüchtigen, digitalen Medien üblicherweise geschenkt wird.
Wie gut, dass es Lina Göttsch und Anselm Schwindack gibt. Die beiden Berliner Mediengestalter haben ein Faible für schöne Print-Produkte – und die Inhalte dafür finden sie in hochwertigen Lifestyle-Blogs. "archiv/e" ist ein Magazin, das das Beste aus beiden Welten vereint – der digitalen und der analogen. Warum Lina und Anselm so sehr an dieser besonderen Publishing-Start-Up liegt und wie sie ihr Herzensprojekt finanzieren wollen, erzählen sie hier:
Wie ist die Idee zu archiv/e entstanden?
Wir haben beide unsere Masterarbeiten über Blogs geschrieben. Entsprechend beschäftigen wir uns schon lange sowohl wissenschaftlich, als auch gestalterisch mit dem Thema. Durch frühere Projekte hatten wir parallel dazu auch Gelegenheit, mit Independent-Publishing-Konzepten unsere Liebe zum Print zu erproben. Uns ist immer wieder aufgefallen, wieviele großartige Inhalte es auf Online-Plattformen und in Blogs es gibt. Ihnen sollte viel mehr und vor allem nachhaltigere Beachtung geschenkt werden! Das Internet ist nun mal schnelllebig und gerade auf Blogs rutschen Posts schnell außer Sichtweite. Wir wollen diese Inhalte gerne festhalten und ihnen in Form eines Printmagazins einen optisch und haptisch ansprechenden Rahmen geben.
Wie sehen die Inhalte der ersten archiv/e-Ausgabe konkret aus?Grundidee ist, dass wir uns zweimal im Jahr intensiv mit einem Blogger und seinem Thema beschäftigen. Wir setzen uns sehr gründlich mit dem Aufbau des Blogs, der Art des Schreibens und dem Themenschwerpunkt auseinander. Unsere erste Ausgabe ist Stephanie Wißmann und ihrem Lifestyle-Blog stepanini gewidmet – dort gibt es "Schönes und Nachdenkenswertes" zu sehen, viele wunderbare Fotografien und Gedanken.
Welchen Mehrwert seht ihr in einem Printprodukt dieser Art?
Im Printmarkt findet man in Lifestyle Magazinen selten die Authentizität, die hochwertige Blogs ausstrahlen. archiv/e fungiert – wie der Name schon sagt – als ein Archiv für kostbare Blog-Inhalte. Menschen, die nicht Online affin sind, sich aber für bestimmte Themen interessieren, erhalten durch archiv/e möglicherweise Zugang zu einem Medium, das ihnen bisher verschlossen war. Unser Ziel ist es, Barrieren zu durchbrechen.
Die Finanzierung für die erste Ausgabe erfolgt mithilfe von Crowdfunding. Wieso habt ihr euch dafür entschieden?
Uns ist es wichtig, mit archiv/e viele Menschen zu erreichen. Durch Crowdfunding können wir frühzeitig eine große Reichweite und hohe Aufmerksamkeit erzielen. Seit zwei Wochen ist die Finanzierung für die erste Ausgabe erfolgreich abgeschlossen und wir können mit dem Druck des ersten Magazins beginnen.
Wen möchtet ihr mit Eurem Magazin erreichen?
Wir sehen drei mögliche Zielgruppen: Vor allem sind das natürlich die Blogleser und Blogger selbst. Wir haben bereits bei der Crowdfunding-Kampagne gemerkt, dass von ihnen viel positives Feedback zurückkam und großes Interesse an unserer Idee besteht. Die Lifestyle-Zielgruppe ist eine weitere Interessengruppe – Menschen, die sich für Lifestyle und Kultur interessieren, jedoch (noch) nicht sehr Online affin sind. Und zum dritten sind es die Printliebhaber, die einfach gerne schöne, gedruckte Publikationen in den Händen halten und diese sammeln.
Wie ist der Aufbau des Magazins?
Um eine Struktur zu schaffen haben wir uns entschieden, das Magazin in verschiedene Kategorien zu unterteilen. Wie wir die Kategorien benennen, hängt vom Blogger ab. Wir orientieren uns dabei am Aufbau seines Blogs. Uns ist wichtig, die einzelnen Ausgaben individuell zu gestalten. Die Persönlichkeit jedes einzelnen soll stets hervorstechen.
Ihr habt euch für eine limitierte Auflage entschieden. Möchtet ihr nun eine bestimmte Nische erreichen oder zukünftig doch die Masse?
Als Massenprodukt sehen wir archiv/e nicht, dafür ist es zu speziell. Wir wollen limitiert bleiben, je nach Nachfrage können wir uns aber vorstellen, die Auflage zu erhöhen.
archiv/e ist Euer Herzensprojekt – welche Message wollt Ihr weitergeben?
Unser größter Traum ist es, ein nachhaltiges Magazin im Independent Zeitschriften-Markt etablieren zu können. Unser Herz schlägt für unabhängige Projekte, die ermöglichen, uns selbst kreativ zu entfalten, aber auch den Lesern etwas Kostbares zu schenken: Momente der Ruhe und Entspannung nämlich. Wir wünschen uns, mit diesem Magazin das Leben ein klein wenig zu entschleunigen. Abseits des Computer-Bildschirm kann man mit archiv/e Online-Inhalte auf eine andere Art konsumieren.
Was sind eure nächsten Schritte?
Dieses Jahr möchten wir an der Indiecon in Hamburg teilnehmen. Es ist ein Festival für kleine unabhängige Magazine. Es findet am 30. August statt. Das ist unser großes Ziel, auf das wir gerade hinarbeiten. Das erste Magazin wird demnächst im Buchladen "Neues Kapitel" im Prenzlauer Berg erhältlich sein. Wir konnten sie bereits beim Crowdfunding als Unterstützer für uns gewinnen. Wir sind auch dabei, den Kontakt zu kleineren Zeitschriftenläden aufzunehmen. Zudem wird es einen Online-Shop geben, wo einzelne Hefte bestellt werden können.
Unter archivemag.de erfahrt ihr mehr über Lina und Anselm und wie es mit ihrem archiv/e-Magazin weitergeht.
Daniela Batista dos Santos ist Praktikantin bei EMOTION Slow und studiert nebenbei Sustainable Marketing & Leadership in Hamburg. Ihre Wochenenden verbringt sie gern damit, auf Trödelmärkten herumzubummeln oder neue süße Cafés zu entdecken. Ihre beste Medizin um abzuschalten ist, die Koffer zu packen und an neue Orte zu reisen. Und wenn das gerade mal nicht möglich ist, lässt sie sich gern von neuen Ausstellungen inspirieren.