Steven Reiss, Psychologe und Begründer des "Reiss-Profils", setzt sich dafür ein, persönliche Probleme als normalen Bestandteil des Lebens zu verstehen
"Die Leute sollten aufhören, ihre Eltern oder die unbewussten Anteile ihrer Seele für ihre Schwierigkeiten verantwortlich zu machen." Der das sagt, ist Steven Reiss, Psychologe und Begründer des "Reiss-Profils". In seinem neuen Buch setzt er sich dafür ein, persönliche Schwierigkeiten als normalen Bestandteil des Lebens zu verstehen. Und zwar als Folge unerfüllter Wünsche und nicht gelebter Wertvorstellungen
Während die Psychologen hauptsächlich die "abnormale" Persönlichkeit in den Mittelpunkt des Interesses stellen, geht es Reiss darum, die "normale Persönlichkeit" zu verstehen. Und dabei geht es vor allem um die Erfüllung wesentlicher Grundbedürfnisse, hat Steven Reiss herausgefunden. Sechzehn dieser Grundbedürfnisse oder Lebensmotive konnte er in aufwändigen Studien identifizieren. Sie ergeben in unterschiedlicher Ausprägung für jeden Menschen ein einzigartiges Motivationsprofil - womit das Verhalten eines jeden Menschen sehr gut erklärt werden kann.
Ein Arbeitsinstrument für Personaler, Coaches und Trainer
Das Reiss-Profil gehört heute zu den Standards in vielen Personalabteilungen, weil es pragmatisch und zuverlässig Aussagen über Präferenzen und Stärken erlaubt. Coaches und Trainer wiederum können ihren Klienten mithilfe des Reiss-Profils die Augen für ihre wirklichen Antreiber öffnen. Dazu liefert Reiss in diesem Buch die wesentlichen Test-Fragen zu allen Lebensmotiven. Sehr praktisch ist auch das "Wörterbuch der normalen Persönlichkeitsmerkmale" mit über 500 Begriffen von "aalglatt" über "gehässig" und "gesellig" bis zu "zuverlässig, zwanghaft und zynisch". Zu jedem dieser Begriffe bietet Reiss die dahinterliegende Motiv-Kombination sowie das Lebensthema der so bezeichneten Person.
Fazit
Steven Reiss hat ein neues Kapitel der Persönlichkeitstheorie aufgeschlagen. Die Behauptung, dass unserem Verhalten genau 16 Lebensmotive zugrunde liegen, ist kühn – aber wissenschaftlich solide überprüft. Nachdem Steven Reiss in seinem ersten Buch "Wer bin ich und was will ich wirklich?" stark auf die Entstehungsgeschichte seiner Methode eingeht, beleuchtet er jetzt in "Das Reiss-Profil" stärker die anwendungsorientierte Seite. Das Buch bietet einen sehr guten Überblick über die einzelnen Motive und auch über konkurrierende Methoden. Es eignet sich damit gut als Arbeitsbuch. Eine Einladung an alle, menschliches Verhalten als Ergebnis der je individuellen Motivstruktur zu verstehen und vorherzusagen.