Wieso treten manche Musikerinnen barfuß auf? Wie sehen die Karrieremöglichkeiten in der Klassikszene aus? Lässt sich dieser Beruf mit einer Familie vereinbaren? Ein interessantes Buch über tolle Klassik-Frauen.
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von Lektorin Jana Stahl.
Brigitte Beiers und Karina Schmidts "Hier spielt die Musik!" (AvivA):
Ich gebe es zu: Bisher habe ich mich wenig für klassische Musik interessiert. Ich wuchs mehr mit Rock und Pop auf, im Gegensatz zu den in diesem Buch vorgestellten Musikerinnen. Bei ihnen hat oft die Leidenschaft der Eltern für die klassische Musik die Weichen für die Karriere gestellt.
Barfuß die Musik spüren
Die Autorinnen stellen beeindruckende Persönlichkeiten aus der klassischen Musikszene vor. Da ist zum Beispiel die 34-jährige Soloviolinistin Patricia Kopatchinskaja. Ihre Eltern sind berühmte Volksmusiker aus Moldawien. Schon mit 13 Jahren trug Patricia mit ihrem Geigenspiel zum Lebensunterhalt bei. Heute interpretiert sie klassische Musik neu und ungewohnt. Sie will dem Publikum nicht immer wieder das längst bekannte „Wiener Schnitzel“ präsentieren: ein nicht unumstrittenes Musikverständnis. Ein interessantes Detail verbindet sie mit der 23-jährigen Pianistin Alice Sara Ott: Beide treten barfüßig auf. Die Geigerin erklärt es damit, dass sie so die Musik besser spüre.
Neben den Porträts von sympathischen, kompetenten, starken und energiegeladenen Frauen liefert das Buch Informationen und Anekdoten zu Instrumenten, Orchestern und Musikgeschichte. Hille Perl erbte beispielsweise eine seltene, alte Gambe von einem begeisterten Konzertbesucher.
Licht und Schatten
Die Autorinnen verschweigen aber auch nicht, dass zum Alltag jenseits des Rampenlichts Sorgen und Nöte gehören: Existenz- und Versagensängste, unregelmäßige und familienunfreundlichen Arbeitszeiten. Wenn ausschließlich Musikerinnen vorgestellt werden, dann kann man natürlich auch eine spezielle Sicht auf die Karrieremöglichkeiten von Frauen in der Klassikszene erwarten. Gerade in der Musik gibt es immer noch ausgesprochene Männerdomänen: Die Hornistin Sarah Willis ist bis heute die einzige Hornistin bei den Berliner Philharmonikern. Karen Kamensek ist eine der wenigen Dirigentinnen in Deutschland.
Unterhaltsam und informativ, vor allem auch, wenn man sich gerade erst an die Klassikszene herantastet.
Dieses Buch können Sie hier bestellen:
Hier spielt die Musik!: Tonangebende Frauen in der Klassikszene
Jana Stahl, 31, ist freie Lektorin mit dem Schwerpunkt Wirtschaftssachbuch und Ratgeber Beruf und Karriere in Heidelberg. Im Netzwerk der BücherFrauen ist sie als Regionalsprecherin Rhein-Neckar aktiv. Mehr Infos unter www.janastahl.de.
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"