Jeder kennt die unangenehmen Situationen, in denen man sich plötzlich für sein Verhalten schämt. Doch man kann die kleinen Peinlichkeiten des Alltags auch ganz einfach meistern!
Kennen Sie das? Ihnen passiert irgendetwas wirklich Blödes - Sie stoßen aus Versehen den voll behangenen Kleiderständer im Restaurant um, haben schon länger ein Spinatstück zwischen den Zähnen oder vergessen den Namen eines wichtigen Kunden kurz vorm Gespräch, ohne Möglichkeit, ihn noch einmal nachzusehen. Sicher erinnern Sie sich auch an die ein oder andere Begebenheit, in der Ihnen etwas wirklich peinlich war.
Sich zu schämen ist unangenehm und hängt uns gerne mal lange nach. Die Situation, in der wir uns blamiert haben, spukt manchmal noch jahrelang durch unseren Kopf. Sie kann sogar so schlimm werden, dass sie unser ganzes Verhalten beinträchtigt.
Woher kommt eigentlich Scham?
Selbst in der Psychologie fällt es schwer, eine klare Definition zu finden. Gerade, da Betroffene ungern über schamvolle Momente sprechen, sie vielleicht gar herunterspielen oder über andere Gefühle wie Wut oder Trauer zum Ausdruck bringen. Scham zieht verschiedene Reaktionen nach sich. Unser Kopf wird rot, die Hände schwitzen, wir senken den Blick. In schlimmen Fällen ziehen wir uns gar längerfristig vor Mitmenschen zurück. Bis zu Versagensängsten, Depression und sozialer Phobie kann es durch eine stark schambesetzte Erfahrung kommen.
Das Umfeld ist entscheidend
Scham entsteht, wenn wir uns in bestimmten sozialen Umfeldern nicht den gesellschaftlichen Regeln entsprechend verhalten. Diese Regeln - ob geschrieben oder nicht - sind unterschiedlich. Im Freundeskreis gibt es andere Maßstäbe als in einem feinen Restaurant oder bei der Arbeit. Manchmal kennt man diese Regeln auch gar nicht und verhält sich dann nicht konform. Wird man auf den Fauxpas hingewiesen, kann es sein, dass eine nachträgliche Scham aufkommt, obwohl Sie ohne Kenntnis der Regel nie auf die Idee gekommen wären, sich blamiert zu haben. Wenn wir unser eigenes Verhalten also durch die Augen anderer als unangemessen bewertet sehen, fühlen wir uns bloßgestellt, unhöflich, dumm oder unpassend und schämen uns für uns selbst.
Wie man den kleinen Peinlichkeiten ins Gesicht lacht
Wirklich belastende und sozial einschränkende Situationen aus Ihrer Vergangenheit sollten Sie besser mit einem Therapeuten besprechen. Doch die kleinen unangenehmen Alltagsgeschehnisse können Sie selbst bekämpfen! Und das ist gar nicht schwer. Lesen Sie sich die folgenden Punkte gründlich durch und testen Sie mal einen anderen Blickwinkel, wenn Sie ansonsten schnell etwas peinlich finden.
1. Welchen Einfluss hat Ihr Blick durch die Augen anderer?
Wir bewerten uns in schamvollen Situationen häufig dadurch, wie andere uns in dem Moment wahrgenommen haben müssen. Je größer unsere Ansprüche an das eigene, möglichst regelkonforme Verhalten sind, desto eher ist uns auch ein Fehlverhalten oder ein Missgeschick peinlich. Nun fragen Sie sich: Ist es wirklich so schlimm? Würden Sie andere auch so stark verurteilen, wie sich selbst? Finden Sie, jemand muss sich für sich schämen, nur weil er oder sie mal etwas nicht ganz richtig macht? Oder ist es nicht viel schöner, etwas entspannter auf ein Missgeschick zu reagieren?
Jean-Paul Sartre stellte einmal treffend fest: "Die Hölle, das sind die anderen". Nämlich dann, wenn wir uns nur durch andere wahrnehmen, bewerten und definieren. Lassen Sie ab davon, spüren Sie ganz bewusst den eigenen Herzschlag. Ertasten Sie innerlich Ihre Mitte und stellen Sie sich vor, wie Sie sich dort ganz ruhig und entspannt aufhalten. Sehen Sie mit den eigenen Augen.
2. Was hat Selbstbewusstsein mit Scham zu tun?
Eine ganze Menge! Wer sich stets anhand von Regeln durch die Gesellschaft hangelt, verliert vielleicht den Kontakt zu sich selbst. Und lässt zu, dass diese vielen kleinen und großen Normen und Regeln das eigene Ich bestimmen. Wenn dann etwas passiert, was einem vor anderen peinlich ist, weil man versehentlich über die Linie dieser Regeln und Normen getreten ist, kann es sein, dass das gesamte Selbstbild in sich zusammenfällt. Weil es auf unsicheren Stützen steht. Bauen Sie Ihr Bild von innen heraus auf, passiert etwas Merkwürdiges: Viele der kleinen Peinlichkeiten können Ihnen nichts mehr anhaben! Ist es nicht auch ein wenig lustig, wenn Sie - zu Hause angekommen - feststellen, dass Ihnen eine wilde Haarsträhne die ganze Zeit wie ein Fühler vom Kopf abstand? Oder Sie die Preisschilder unter Ihren Schuhe vergessen haben und alle sehen konnten, dass Sie diese Billig-Treter zur Arbeit anhatten?
Fehler machen glaubwürdig, charmant und liebenswert. Und außerdem liefern sie auch mal die eine oder andere lustige Anekdote, die Sie im Freundeskreis erzählen können. Gehen Sie selbstbewusst mit eigentlichen Peinlichkeiten um. Es gibt doch nichts Sympathischeres als Menschen, die laut und herzlich über sich selbst lachen können.
3. Sie tappen zu oft ins Fettnäpfchen?
Bereiten Sie sich innerlich schon einmal auf die schlimmste Situation, die eintreten kann, vor. Überlegen Sie einfach mal völlig übertrieben, was alles geschehen kann. Und rechnen Sie sich dann aus, wie realistisch diese Vorstellung ist. Eigentlich nicht so sehr, oder doch? Und wenn ja: Erfinden Sie Reaktionen, mit denen Sie die Situation entschärfen können. Entwerfen Sie eine Checkliste, anhand derer Sie zumindest einige schlimme Eventualitäten von Beginn an abwehren können. Wenn Sie zum Beispiel eine Präsentation halten müssen, wappnen Sie sich vor Kleidungsunfällen: Wählen Sie einen Rock, der nicht verrutschen kann, eine Bluse, durch die keine Unterwäsche schimmert. Sind Sie auf eine Party eingeladen und wissen Sie nicht, wie Sie sich anziehen sollen? Rufen Sie den Gastgeber an und erkundigen Sie sich freundlich. Oder wählen Sie etwas, das zu förmlichen und legeren Gelegenheiten gleichermaßen passt.
Jede Wahrscheinlichkeit, in eine Peinlichkeit zu geraten, können Sie nicht ausmerzen. Darum bleiben Sie locker, erinnern Sie sich an Ihre innere Stärke, an Ihren Humor und eine entspannte Grundhaltung.
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