... aber um davon zu träumen, muss das Sofa nicht schweinchenfarben sein. Unsere Kolumnistin hatte einige Mühe, ihrem Mann zu erklären, wieso er in Zukunft dennoch darauf sitzen muss.
Beim Thema Inneneinrichtung passen mein Mann und ich wie die Faust aufs Auge. Nur, dass dabei unklar ist, wer Faust und wer Auge ist. Unsere geschmackliche Schnittmenge ist jedenfalls winzig. Er kauft gern Bilderrahmen, Stühle und Lampen, ich mag lieber einen klaren, sauberen, aufgeräumten Look. Ich schätze Farbe, er zieht Beige, Grau und Weiß vor. Da unsere Wohnung, genau wie ihre Bewohner, ein wenig in die Jahre gekommen ist, und mein Mann auf meine wiederholten Renovierungsvorschläge jedes Mal: "Wir wohnen doch nur zur Miete" sagt, habe ich die Sache schließlich selbst in die Hand genommen und eine befreundete Inneneinrichterin gebeten: "Mach doch bitte alles ein bisschen hübscher."
Sie zeigte mir Dutzende von Stoffproben für Gardinen, Bettüberdecken, Kissen und Sofas, und da ich nicht der Typ bin, der stundenlang über Stoffmustern brütet, sagte ich ziemlich schnell: "Das ist gut, das sieht gut aus, nimm das." Mein ahnungsloser Mann und ich fuhren in den Urlaub, meine Wohnungsflüsterin und ich mailten, alles lief nach Plan. Mit klopfendem Herzen schloss ich nach drei Wochen meine Wohnungstür auf. "Was ist denn hier los?", rief mein fassungsloser Mann aus dem Wohnzimmer. Ich folgte ihm und wusste, was er meinte. Kleine rosa oder orange Stoffmuster sind eine Sache, ein großes rosa Sofa und eine sehr farbige Gardine eine andere. Meine Freundin hatte leider meine Vorliebe für Buntes sehr ernst genommen, wie ein knalliger Regenbogen leuchteten die Gardinen, wie ein sehr rosiges Schweinchen mein Sofa.
"Freu Dich, wenn er nicht die Scheidung einreicht"
Mein Mann tobte, was unschlau war. Hätte er gesagt: "Du hast es sicher gut gemeint, aber die Gardinen gehen gar nicht" – sofort hätte ich bereut, mich entschuldigt, Besserung gelobt. Doch er war so gereizt, dass mir meine versöhnlichen Worte im Hals stecken blieben. Ich war ja auch nicht zufrieden, aber in diesem Moment hätte ich mir lieber die Zunge abgebissen als das zuzugeben.
"Habt ihr keine richtigen Probleme?", rief ein Freund, aber er ist frisch verliebt, da verzeiht man noch alles. "Kein Wunder, dass dein Mann so ausgerastet ist", sagte eine befreundete Psychologin, "die Wohnung ist ja wie eine Verlängerung der Persönlichkeit, und du hast jetzt beides tief verletzt, freu dich, wenn er nicht die Scheidung einreicht."
Es gibt diesen schönen alten Ausdruck: "So klein mit Hut!" So fühlte ich mich, aber so wollte ich mich nicht fühlen, also wandte ich die gute alte Ehefrauentaktik der geschickten Schuldzuweisung an. "Ich wollte dir doch nur eine Freude machen", sagte ich und hatte das große Glück, dass mir sogar ein paar Tränen gelangen, "und du schreist mich nur an." Ich verließ die Wohnung und ging mit einer Freundin essen. Als ich nach drei Stunden wiederkam, war mein Mann wieder friedlich. Ich versprach ihm neue Vorhänge, mit dem Sofa muss er leben. Es hätte schlimmer kommen können.
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Evelyn Holst ist Expertin für Klartext. Und für Humor (hat viel davon), Familie (hat selbst eine) und Frauen (ist ja eine). Ihr Lebensmotto: Es gibt keinen Grund zum Jammern. Es sei denn...