Angst ist ein urmenschliches Gefühl. Es wirkt nicht nur auf unser unmittelbares Verhalten, sondern prägt unser gesamtes Leben. Die Lektüre stellt die Frage: "Und was ist deine ganz persönliche Angst?"
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von der Lektorin und Literaturübersetzerin Uta Rupprecht.
Annette Pehnt: "Lexikon der Angst"
Die Autorin Annette Pehnt hat sich in ihrem Werk stets als eine Meisterin der Psychischen gezeigt. In Lexikon der Angst widmet sie sich einem Gefühl, das uns wie kein anderes prägt, und legt es unters Mikroskop. In einer Art Panoptikum der Angst werden verschiedenste Ängste seziert und dem Leser zum vergleichenden Studium vorgelegt.
Die Protagonisten dieser kurzen Prosatexte kämpfen mit verschiedenen Ängsten, manche ganz gewöhnlich, andere äußerst merkwürdig: Angst ums Ersparte, Angst vor Engeln, Angst vor Milch oder vor Schatten oder die Angst davor, von Fremden fälschlicherweise erkannt und für jemand anderen gehalten zu werden. Doch jede dieser Ängste ist untrennbar mit der jeweiligen Person und ihrer Lebensgeschichte verbunden und macht sie zu etwas Besonderem – auch wenn die meisten von ihnen die Angst lieber heute als morgen los wären.
Männer und Frauen haben verschiedene Ängste
Die alleinlebenden Frauen unter den namenlosen Ängstlichen erhoffen sich oft Rettung durch Kinder. Lässt sich die Angst wohl besiegen, indem man eine Familie gründet?, fragen sich die Jüngeren. Die Älteren hingegen erwarten – in der Regel vergeblich -, dass ihre erwachsenen Kinder etwas gegen die Angst tun können. Bei den Männern hingegen scheint oft die Familie selbst eine Quelle der Angst zu sein, oder auch die Arbeitswelt: lähmende Angst auf dienstlich notwendigen Flügen, oder eine Angst vor dem Autofahren, die die Annäherung an eine attraktive Kollegin unmöglich macht. Kinder hingegen erscheinen bei Annette Pehnt in der Regel angstlos, offenbar ist Angst etwas Angelerntes und wächst im Lauf der Jahre. Doch wenn Kinder Angst haben, dann sind diese Ängste riesenhaft und so tiefgehend, dass Erwachsene sie gar nicht begreifen können.
Das Lexikon der Angst ist nicht nur eine spannende, sondern auch eine lehrreiche Lektüre. Die wichtigste Erkenntnis dabei ist, dass Angst nicht allgemein ist, sondern sehr persönlich – und dass erst die eigenen Ängste unser Leben zu dem machen, was es ist.
Uta Rupprecht, 55, arbeitete nach dem Germanistikstudium mehrere Jahre lang als Übersetzerin von Literatur und Sachbüchern aus dem Englischen. Von 1996 bis 2009 war sie als Belletristiklektorin beim Heyne Verlag in München und den Ullstein Buchverlagen in Berlin beschäftigt und ist seit 2009 in ihrer Heimat München freiberuflich tätig. 2011/12 absolvierte sie den Aufbaustudiengang Literarisches Übersetzen an der Universität München.
Uta Rupprecht
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Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"
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