Die Literaturliebhaberin weiß sich zu helfen: es gibt kein Problem und keinen Zustand, gegen den nicht ein Roman geschrieben worden wäre!
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von der freien Lektorin Natalie Tornai.
Ella Berthoud & Susan Elderkin, mit Traudl Bünger, Die Romantherapie - 253 Bücher für ein besseres Leben
Was tun, wenn einen das Montagmorgen-Gefühl plagt? Oder das Alles-Rosa-Syndrom? Wenn man unter Schlaflosigkeit leidet, sich mal tüchtig ausheulen will oder wenn man zu wenig Sex hat? Die Literaturliebhaberin weiß sich zu helfen: es gibt kein Problem und keinen Zustand, gegen den nicht ein Roman geschrieben worden wäre! Das vermitteln charmant und sehr unterhaltsam die bibliotherapeutischen Empfehlungen der Autorinnen, die diese seit Jahren erfolgreich anwenden. Ein Beispiel aus der Praxis: Was tut eine Frau mit einem Dinnerpartyphobiker an ihrer Seite, wenn er sich beim abendlichen Aufbruch panisch im Badezimmer einschließt? Geistesgegenwärtig schiebt sie ihm "Es hätte mir genauso" von Ali Smith unter der Badezimmertür zu und schon ist die Sache geritzt. Die Geschichte von Miles, der sich wochenlang im Gästezimmer seiner Partygeber einschließt, wird jeden mit Angst vor Dinnerverabredungen zur Raison bringen.
Aber auch in wirklich schweren Situationen wie etwa nach dem Verlust eines geliebten Menschen findet man hier Trost und Rat: John Bergers "Hier, wo wir uns begegnen" versammelt Begegnungen mit Menschen, die er auch Jahre nach ihremTod schmerzlich vermisst: seine Mutter, seinen Mentor, die geliebte Frau. Die zärtliche Erinnerung an sie hält sie lebendig und hilft, wenn die Trauer einen unvorhergesehen übermannt. Michael Köhlmeier schreibt über den Tod seiner Tochter Paula, die mit 21 Jahren bei einer Bergwanderung verunglückte in "Idylle mit ertrinkendem Hund": Alle Erinnerungen enden mit dem einundzwanzigsten Jahr. Ich will aufschreiben, was weiter gewesen sein könnte. Damit es außerhalb von mir ist, verstehst du das?
Die Besonderheit dieses Handbuchs liegt nicht nur in der Spannbreite der ausgewählten Lebenslagen und Leiden, für die – im wahrsten Sinne des Wortes - eine Lesetherapie verschrieben werden kann, sondern vor allem in der klugen und lebensnahen Art, wie hier über Literatur gesprochen wird – ein unverzichtbares Vademecum für alle Frauen, die leidenschaftlich gern Romane lesen!
Natalie Tornai Seit fast zwanzig Jahren ist sie mit Büchern und um Bücher herum beschäftigt – etwas, das sie immer schon als großes Glück empfunden hat. Ideen und Menschen zusammenzubringen, sich gemeinsam Neues zu überlegen und daraus Bücher entstehen zu lassen, die bewegen, bilden, glücklich machen – ist tägliche Herausforderung und Anspruch zugleich.
Leben und Lesen haben mehr als vier Buchstaben gemeinsam.
1968 in Salzburg geboren, Studium der Publizistik und Kommunikationswissenschaften an der Universität Wien. Nach Stationen bei einer Literaturzeitschrift und im Literaturhaus Wien als Lektorin in verschiedenen Verlagen in Österreich und Deutschland tätig. Von 2009 bis 2013 Programmleitung bei Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher/Berlin Verlag. Seit Herbst 2013 freiberufliche Lektorin in Berlin.
www.tornai.de
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"