Das Buch von Jeanette Winterson beginnt mit einer Zeitreise in die 1960er Jahre, als sie von einem Ehepaar der Pfingstbewegung im Norden Englands adoptiert wurde.
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von Doris Hermanns, Antiquarin und Autorin.
Jeanette Winterson: Warum glücklich statt einfach nur normal?
Das Buch von Jeanette Winterson beginnt mit einer Zeitreise in die 1960er Jahre, als sie von einem Ehepaar der Pfingstbewegung im Norden Englands adoptiert wurde. Mit viel Humor beschreibt sie die Lebensumstände in dieser Arbeiterfamilie, die durch Religion geprägt war. Ihre eigene Rettung jedoch waren Bücher; sie fand immer Zuflucht in der Bibliothek, wo sie sich durch die englische Literatur von A bis Z las. Über vieles davon hatte sie bereits in ihrem Debüt "Orangen sind nicht die einzige Frucht" geschrieben.
Ihre Adoptivmutter wollte gerne, dass sie Missionarin würde. Dass sich ihre Adoptivtochter in ein anderes Mädchen verliebte, passte so rein gar nicht in ihr Weltbild. Als diese mit 16 das Haus verließ, nachdem sie vor die Entscheidung gestellt worden war, entweder ihre Freundin zu verlassen oder zu gehen, entließ sie sie mit der Frage "Warum glücklich statt einfach nur normal?".
Aber ihre Adoptivtochter ging ihren eigenen Weg, beendete die Schule und studierte in Oxford, wo sie als "Arbeiterklassenexperiment" galt, ihre beste Freundin war das "Schwarzenexperiment". Dass sie sich dort weitgehend selber ausbilden mussten, war ihnen schnell deutlich, da sie als Frauen angefeindet wurden. Aber sie gründeten ihre eigene Lesegruppe und eigneten sich selber an, was ihnen vorenthalten wurde. Das Gefühl, in einer Bibliothek zu leben, hatte sie schon immer glücklich gemacht.
Als erwachsene Frau macht sich Jeanette Winterson auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter, kein leichtes Unterfangen, aber es gelingt ihr schließlich, mit ihr in Kontakt zu kommen. In fast allem erweist sie sich als das Gegenteil ihrer Adoptivmutter.
Es sind keine leichten Themen, mit denen Winterson sich hier auseinandersetzt, bis hin zu einem Selbstmordversuch, aber sie werden mit großer Leichtigkeit und ihrer typisch humorvolle Art erzählt. "Ich erzähl dir Geschichten. Trau mir."
Es geht um grundlegenden Fragen über Familien, das Leben und die Liebe. Und immer wieder auch um die Wichtigkeit von Büchern.
Doris Hermanns, 52, geb. in Deutschland, lebt seit 1990 in Utrecht/Niederlande, wo sie als selbstständige Antiquarin arbeitet. Daneben ist sie als freie Journalistin tätig und schrieb zahlreiche Artikel und Buchbeiträge sowie diverse Kurzbiografien. Neueste Veröffentlichung: Meerkatzen, Meißel und das Mädchen Manuela. Die Schriftstellerin und Tierbildhauerin Christa Winsloe. Sie ist Mitglied im Netzwerk der Bücherfrauen (www.buecherfrauen.de).
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"
Hier können Sie das Buch bestellen.