Die Kultdichterin Sylvia Plath nahm sich 1963 mit 30 das Leben und Ted Hughes wurde lange von vielen dafür verantwortlich gemacht. Anhand von Tagebüchern, Briefen und Gedichten rekonstruiert Middlebrook die persönliche und literarische Beziehung der beiden.
Ausgewählt vom Netzwerk BücherFrauen, diesmal von der Übersetzerin Inka Marter.
Diane Middlebrook: Du wolltest deine Sterne. Sylvia Plath und Ted Hughes
Wirklichen Ruhm erntete Sylvia Plath erst nach ihrem Tod im Februar 1963. Einen Monat vorher war ihr einziger Roman Die Glasglocke erschienen, und 1965 gab Ted Hughes posthum den Band Ariel heraus, die Gedichte, die Plath vor ihrem Suizid geschrieben hatte. Es war unmöglich, diese Texte nicht in Verbindung mit ihrem Tod zu lesen – auch Die Glasglocke erzählt semiautobiographisch von Depressionen und dem Selbstmordversuch einer jungen Frau. Und es bot sich an, Ted Hughes für Plaths Tod verantwortlich zu machen, denn er hatte sie kein halbes Jahr zuvor für eine Andere verlassen. Er wurde fast zum Monster stilisiert. Hughes Umgang mit dem Nachlass machte es nicht besser. Er gab später zu, Sylvias letztes Tagebuch zerstört zu haben, um die Kinder zu schützen, hatte die Auswahl der Gedichte für Ariel verändert und sogar Manuskripte verloren.
Diane Middlebrook erzählt uns diese Geschichte noch einmal. Anhand von Tagebüchern, Briefen und vergleichend gegenübergestellten Gedichten rekonstruiert sie die poetische und persönliche Beziehungsgeschichte von Plath und Hughes. Wie sie sich 1956 auf einer wilden Party in Cambridge kennenlernen. Wie sie sich leidenschaftlich verlieben und heiraten. Und wie sie sich fast drei Jahre lang das Arbeitszimmer teilen und sich gegenseitig inspirieren, voneinander lernen. Wie sie sich parallel zur Trennung auch dichterisch lösen und zu unabhängiger persönlicher Reife gelangen. Wie Plath noch einige von Hughes’ Manuskriptseiten an sich nimmt und sich auf deren Rückseiten von Wut angetrieben dichterisch auslässt. Und wie Hughes versucht, Sylvias Tod zu verarbeiten. Durch die Herausgeberschaft ihrer Schriften, die ihn erneut ihre Stimme hören lassen, und schließlich in seinem letzten Gedichtband Birthday Letters, in dem er in einen Dialog mit ihren Texten tritt. Eine spannende Geschichte.
Inka Marter Inka Marter studierte in Hamburg Spanisch, Portugiesisch und Lateinamerikastudien und zog dann für eine Weile nach Köln, um an der dortigen Uni über das Erzählwerk der argentinischen Autorin Norah Lange zu promovieren. Nach Abschluss der Promotion entschloss sie sich, Teile dieses Erzählwerks selbst zu übersetzen. Bisher erschien 2010 Norah Lange: Kindheitshefte im Lilienfeld Verlag. Heute lebt und arbeitet Inka Marter als Literaturübersetzerin in Hamburg.
www.marterial.de
Diese Buch-Tipps entstanden in Kooperation mit den BücherFrauen. Mehr über die "Women in Publishing"