Die kanadische Autorin Miriam Toews war früher streng gläubige Mennonitin. Damit war ihr so ziemlich alles verwehrt, was Spaß macht. In "Kleiner Vogel, klopfendes Herz" schöpft sie aus eigenen Erfahrungen mit dem religiösen Reglement und seiner Skurrilität.
Die 19-jährige Irma, die in einem Menno-nitendorf im Norden Mexikos lebt, soll als Dolmetscherin für ein Filmteam vermitteln. Doch der mexikanische Regisseur kommt nicht mit der Gemeinde der Wiedertäufer klar,
die er als Laiendarsteller engagiert hat. Nicht einmal die beiden Hauptdarsteller können miteinander reden. Dabei hat Irma genug mit sich selbst zu tun: Vom Vater verstoßen, weil sie einen Mexikaner heiratete, der sie ziemlich bald verließ, wünscht sie sich, aus der Enge der Religionsgemeinschaft auszubrechen.
Als dann auch ihre kleine Schwester dem cholerischen Vater zu entkommen versucht, beginnt ein skurriles literarisches Roadmovie. In "Kleiner Vogel, klopfendes Herz" treffen unter glühender Sonne straffe Flechtfrisuren auf Künstlerboheme und kulturelle Ekstase auf gläubige Askese.
Zwischen Verbot und Versuchung
Dreharbeiten unter solch extremen Bedingungen hat Autorin Miriam Toews selbst erlebt. Im Film "Stellet Licht", der 2007 in Cannes den Preis der Jury gewann, spielte sie die Rolle der Ehefrau, flankiert von weiteren mennonitischen Laienschauspielern. Sie schöpft aus ihrer Erfahrung, wenn sie in ihren Erzählungen Komik und Tragik des strengen Regelwerkes der Freikirche verbindet. "Wenn du seriös religiös bist, dann hat dein Kühlschrank gefälligst weiß zu sein und nicht grün. Cabrios sind frivol, Bilder und Filme verboten. Das ist natürlich absurd und viele Mennoniten machen sich auch darüber lustig“, erzählt sie.
Irmas eigenwillige Stimme, voll sehnsüchtiger Ironie und Verzweiflung, trägt durch diese faszinierende Geschichte und bringt, trotz bitterer Erkenntnisse, den Leser immer wieder zum Lachen.
"Kleiner Vogel, klopfendes Herz" von Miriam Toews (Berlin Verlag, 22 Euro)
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Kleiner Vogel, klopfendes Herz