Songs, die wir mögen, sorgen für gute Laune. Wir hören sie nebenbei, während wir lesen, baden oder telefonieren. Echte Erholung stellt sich aber nur ein, wenn wir Töne bewusst wahrnehmen.
Ruhige Musik, die im Hintergrund läuft, kann uns dabei helfen, nach einem anstrengenden Tag abzuschalten. Aber: "Richtige Erholung tritt erst mit aktiver Tiefenentspannung ein", sagt Annette Cramer, Musikpsychologin in eigener Praxis und Dozentin an der Universität München. Und die erfordert bewusstes Zuhören: Konzentrieren wir uns auf die Klänge, wirken sie besonders intensiv auf unsere Gefühle. Über die Formatio reticularis, ein Nervengeflecht im Stammhirn, wird das limbische System aktiviert, das unsere Emotionen steuert. Treffen dort die Frequenzen entspannender Musik ein, verlaufen die Gehirnströme vermehrt in Alpha- und Thetawellen: Der Blutdruck sinkt, die Muskeln entkrampfen sich und der Stress schwindet. Cramer rät, die persönliche Entspannungsmusik sorgfältig auszuwählen. Nicht für jeden ist das Gleiche geeignet. Ein paar Grundregeln gibt es trotzdem: Die Musik sollte langsam sein, fließend und leise, kaum rhythmisch, mit wenigen Instrumenten. Hat man das Passende gefunden, nimmt man sich am besten mindestens eine Viertelstunde Zeit. Denn tiefe Entspannung setzt erst nach etwa sieben Minuten ein.
Aber Vorsicht: Einige Hirnforscher sind der Meinung, viele der speziell als "Entspannungsmusik" betitelten CDs würden uns mehr schaden als nutzen. Denn synthetisch am Computer erzeugte Klänge haben andere Schwingungsmuster als die von herkömmlichen Instrumenten und damit auch eine andere Wirkung im Gehirn: "Statt angeregt oder entspannt, wird man durch synthetische Musik eher langsamer und träger im Denken - wie weggetreten", sagt Annette Cramer. Und empfiehlt für müde Momente stattdessen Harfe und Klavier.