Lea Vogel lebt und arbeitet in Berlin als Coach. Vor Kurzem hat sie ein eBooklet veröffentlicht, mit dem sie jeden ermuntern möchte, mit sich selbst Freundschaft zu schließen.
Mittlerweile gibt es in Deutschland den ein oder anderen Coach. Was unterscheidet deine Arbeit als Coach von anderen?
Ich glaube, dass jeder Coach seine Arbeit durch sein Wesen, seine eigenen Erfahrungen und durch seine Weiterbildungen prägt. So ist das bei mir auch. Ich habe mich schon immer viel mit mir befasst, habe viel gegrübelt und Zeit in meinem Kopf verbracht. Ich habe mich trotzdem nicht selbstbewusst gefühlt. Aus diesem Grund habe ich zusätzlich noch Ausbildungen im Bereich der körperorientierten Psychosomatik und der Akzeptanz- sowie der Traumatherapie gemacht.
Vor Kurzem hast du dein eBook "You are enough" veröffentlicht. Kannst Du uns in wenigen Worten beschreiben, worum es darin geht?
Für mich ist die Botschaft entscheidend! Du bist genug – jetzt, hier in diesem Moment. Nicht erst, wenn du irgendetwas verändert hast oder anders aussiehst, sondern jetzt schon! Ich möchte ermuntern, mit sich selbst Freundschaft zu schließen, weil ich bemerkt habe, wie sehr sich mein Leben dadurch verbessert hat, wenn ich mich nicht ständig kritisiere. Es ist schön, (fast!) 24 Stunden am Tag einen Freund um sich herum zu haben. Das Buch ist ein Geschenk und kostenlos. Wie viel schöner die Welt doch wäre, wenn wir uns alle so annehmen könnten, wie wir sind. Im Badeanzug, beim Meeting – wann und wie auch immer.
Dass wir uns ständig mit unserem Umfeld vergleichen ist ebenfalls Thema. In Zeiten von Social Media ein vielen bekanntes Problem. Wie können wir den Umgang mit anderen bei Instagram, Facebook und Co freundlicher gestalten?
Die Dosis macht das Gift. Mir persönlich hat es sehr geholfen, die sozialen Kanäle nicht zu benutzen. Konkreter Tipp: Bleib bei dir, reduziere die Social-Media-Zeit und schaue dann ganz bewusst, nicht nebenbei oder aus Gewohnheit. Nur so geben wir uns die Chance wahrzunehmen, dass es auch nur (gestellte) Bilder sind. Aber ich kenne auch viele Menschen, die Instagram einfach nutzen, um sich inspirieren zu lassen – natürlich muss man es also nicht gleich löschen.
Machen Frauen sich mehr Druck als Männer?
Meiner Erfahrung nach ist es nicht die Intensität, sondern die Themen, die den Druck auslösen und zwar unterschiedlich. Ich erlebe zum Beispiel oft, dass Frauen sich wegen ihres Aussehens und ihres Körpers sehr, sehr viel Druck machen. Auch aus diesem Grund habe ich eine neue Seite erarbeitet, die ich demnächst launche und die sich speziell um das Thema Essverhalten und Körperakzeptanz drehen wird. Ich möchte gerne dazu beitragen, dass Menschen endlich Frieden mit sich und ihrem Körper finden. Wie Nora Tschirner schon so schön sagte: "My body is my soul’s mate."
"Heute ist einfach nicht mein Tag" – dieses Gefühl haben wir ja alle einmal. Gibt es vielleicht kleine Tricks, wie man das Ruder an einem solchen Tag doch noch herumreißen kann?
Mir hilft es manchmal, mich in einem ruhigen Moment zu fragen: Mal angenommen, das Gefühl könnte gerade sprechen – was würde es mir sagen wollen? Dadurch lösen sich schon kleine Spannungen. Und wenn alle Stricke reißen: Ein Telefonat mit einem lieben Menschen, ein Spaziergang draußen, ein Latte Macchiato auf dem Arbeitsweg? Treat yourself – besonders an einem schlechten Tag!
Welche Eigenschaften sind deiner Meinung nach nötig, um speziell als selbstständige Frau erfolgreich zu sein?
Ich glaube, dass Authentizität eine übergeordnete Rolle spielt. Nichts ist meiner Ansicht nach anziehender als die Fähigkeit, sich selbst treu zu bleiben – vor allem dann, wenn es Zweifler gibt. Als selbstständige Frau braucht man meiner Erfahrung nach Durchhaltevermögen, eine Vision, die stärker ist als die Zweifel und Menschen, die das können, was man selbst nicht kann. Träume lassen sich nicht über Nacht realisieren – Geduld, das absolute A und O.
Dein Motto heißt Akzeptanz statt krankhafter Selbstoptimierung– gelingt dir das im Alltag denn immer selbst?
Es gelingt mir inzwischen sehr viel besser als früher. Inzwischen merke ich recht schnell, wenn ich mich wieder in der alten Mühle bewege und an mir selbst herumnörgele. Und ich habe Wege gefunden, um mit mir und meinem imperfekten Dasein Frieden zu finden. Mein Körper ist sicher nicht perfekt, aber er unterstützt mich jeden Tag. Ich halte es da eher wie Voltaire, der sagte: "Da es sehr viel förderlicher für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein."
Wie sieht ein perfekter Tag á la Lea Vogel aus?
An einem perfekten Tag hätte ich gut geschlafen und ich würde mich in und mit mir balanciert fühlen. Der Tag wäre geteilt – in einen spannenden Workshop am Vormittag, den ich alleine besuche und Neues lerne. Mein Freund und mein Hund würden mich von dort abholen (am besten mit dem Rad) und wir würden eine große Runde durch die Natur fahren. Anschließend würden Freunde und Familie kommen, um bei uns im Garten selbstgemachten Kuchen zu essen. Die Stimmung wäre so ausgelassen, dass wir bis spät in den Abend dort säßen...