Viele Menschen sind stolz darauf, wenig Zeit zu haben. Stress kann aber auch negativ sein, hier finden Sie Tipps.
Viele Menschen sind stolz darauf, wenig Zeit zu haben. Wenn Sie sich über Stress beklagen, dann meistens mit einem Lächeln im Gesicht. Als ob sie ein lobendes Schulterklopfen vom Gegenüber erwarten, wenn sie von ihrem vollen Terminkalender und dem vielen Stress erzählen.
Und ja – "nichts tun" hat in unserer Gesellschaft kaum noch Platz. Auf der anderen Seite steigen die Krankschreibungen wegen Stresserkrankungen von Jahr zu Jahr an. Dabei hätten wir ein unbestechliches Instrument immer bei uns, wenn es um das Thema Überlastung geht: Unseren Körper.
Unsere Gesellschaft belohnt diejenigen, die tun und handeln. Das geht schon in den Pampers los und danach nahtlos weiter. Leistung zählt: Wer kann als erster sprechen, Fahrrad fahren, die erste Fremdsprache, macht den besten Test usw. Oftmals wird über Leistung Anerkennung und Zuneigung "erkauft" und irgendwann verselbständigt sich dieser Mechanismus. "Nur wenn ich leiste, bin ich liebenswert" heißt dann der Glaubenssatz.
Im Urlaub werden wir meistens krank
Das geht so weit, dass wir nervös werden, wenn es zu ruhig wird: Unruhe taucht auf und wir begegnen ihr mit Ablenkung, darin sind wir mittlerweile Meister – ständig erreichbar, ständig online und ständig stimulierbar durch alle möglichen Reize: Essen, Trinken, Einkaufen, Internet, Fernsehen. Sinnigerweise werden wir auch meistens dann krank, wenn wir Urlaub haben. Urlaub bedeutet ja auch Ruhe.
Was wir großteils schon längst verloren haben, ist ein Zugang zu unserem Überlastungs-Seismographen – unserem Körper. Der zeigt uns recht zuverlässig an, wann es uns zu viel wird. Eigentlich. Vorausgesetzt, wir hören auf ihn. Denn Stress und Überlastung bedeuten in einem ersten Schritt nur eines: Es ist gerade zu viel auf einmal. Und die größte Herausforderung bei den ersten Schritten in diese Richtung Stressmanagement ist, überhaupt mitzubekommen, was uns unser Körper vermitteln möchte. Und dazu reichen Disziplin und Willen nicht aus, weil diese zu sehr kopfgesteuert und zu wenig körperaffin sind.
Kleine Regungen (Empfindungen) unseres Körpers zeigen uns, wenn etwas nicht mehr stimmt, schon lange bevor die ersten Schlafstörungen kommen, der Stoffwechsel nicht mehr in Balance ist oder uns der Tinnitus den letzten Nerv raubt. Und genau an diesen Anfangspunkt müssen Sie zurückgehen – genau dann, wenn Ihre bisherige Disziplin und Ihr eiserner Wille Ihnen nicht mehr weiterhelfen.
Fragen Sie sich:
Wann genau habe ich die ersten Stress-Signale wahrgenommen?
Wie zeigt sich Stress denn für mich? Wie beschreibe ich meinen Stress und wie beschreibt ihn meine Umwelt?
Welcher Stress-Typ bin ich denn?
Wie ist mein Verhältnis zu Leistung und Anstrengung?
Ein gutes Mittel dafür ist Achtsamkeit gepaart mit einem etwas agileren Fuß auf der Bremse als bisher. Wir müssen unser Aktions-Tempo etwas verlangsamen, um unserer Stress-Wahrnehmung überhaupt eine Chance zu geben und Achtsamkeit brauchen wir, um besser in Kontakt zu kommen, mit dem eigenen Spürsinn oder mit dem Bauchhirn, wie manche Autoren das beschreiben.
Eine kleine, erste Anleitung:
- Nehmen Sie sich immer öfter ein bisschen Zeit. Gönnen Sie sich mehrmals täglich 15 bis 30 Sekunden Zeit, um sich die Frage zu stellen „Wie geht es mir denn gerade bei dem was ich tue“. Erkunden Sie Ihren Körper, ertasten Sie sozusagen von innen, wie es ihm gerade geht. Das nennt sich Body Scan.
- Es geht nicht darum, einen Beobachtungs-Weltrekord aufzustellen! Sondern dann, wenn es Ihnen einfällt. Und vielleicht immer öfters. Auch die Eigen-Beobachtung ist wie ein Muskel, der trainiert werden will.
- Beobachten Sie Ihre Gedanken, ohne diese gleich zu bewerten oder ins Tun zu verfallen, nur beobachten, nach dem Motto „Oh, da kommt mir gerade XY in den Sinn“.
- Beobachten Sie sich gerade in stressigen Momenten: Wie kündigt sich Ihr spezieller Stress denn genau wo und wie an? Wo bemerken Sie ihn zuerst? Wie bemerken Sie ihn? Hat er genau da seinen Anfang, oder haben Sie etwas überhört?
EMOTION-Coach Volker Hepp arbeitet gerne mit Somatic Coaching. Er veranstaltet auch speziell zum Thema Stressmanagement Ein-Tages-Workshops im Großraum München. Mehr Infos dazu auf seiner Webseite.