Speck-, Brennnessel- oder Käseknödel und Schlutzkrapfen – so lecker isst man in Südtirol.
Wenn man in Südtirol einen Berg erwandert, gibt es auf der Alm ganz sicher Speck-, Brennnessel- oder Käseknödel und Schlutzkrapfen, übersetzt: mit Spinat gefüllte Teigtaschen. Natürlich kriegt man diese Spezialitäten auch im Tal: zum Beispiel im Weißen Rößl in Bozen oder beim Pfefferlechner in Lana. Dort wird zu den deftigen Speisen übrigens ein wunderbarer Wildkräuter-Salat serviert, etwa mit Gemüseamarant, wilden Radieschenschoten und Speisechrysanthemen. Hört sich abenteuerlich an? Vielleicht, ist aber mehr als bodenständig, nur wissen wir eben gar nicht mehr, was für feine Dinge am Wegesrand so wachsen. Diese Gerichte erzählen von der Naturverbundenheit der Südtiroler Bergbauern, aber auch davon, dass das Leben auf über 1000 Metern hart ist. Und man früher mit wenigen Zutaten viele Menschen sattkriegen musste. Das traditionelle Südtiroler Muas zum Beispiel besteht lediglich aus Weizenmehl, Milch und Butterschmalz. Aber was soll ich sagen: Es schmeckt großartig!
Am Anfang hat es mich verwundert, dass auf den Cappuccino-Tassen so oft das Julius-Meinl-Emblem prangt und es in Bozen einen Sacher-Shop gibt, in dem man die Originaltorte mit Marillenmarmelade bekommt. Aber das gehört eben auch zu Südtirol: die Zeit, in der die Gegend zum Österreichischen Kaiserreich gehörte. Als Südtirol dann nach dem Ersten Weltkrieg Teil Italiens wurde, übersetzte man innerhalb von drei Jahren alle Orts-, Straßen- und Bergnamen: aus dem Örtchen Klausen wurde Chiusa, aus dem Timmelsjoch Passo del Rombo.
„Ich werde oft gefragt, ob ich mich als Italienerin, Deutsche oder Österreicherin fühle“, erzählt mir eine Frau, die ich in einer Pizzeria in Meran kennenlerne. „Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto schwerer fällt mir die Antwort.“ Wir plaudern noch eine Weile, dann empfiehlt sie mir für den nächsten Abend ihr Lieblingsrestaurant: Dante.
Ich biege mit meinem Auto links von der Einbahnstraße auf einen gekiesten Platz ein. Etwas unschlüssig stehe ich vor der Pferderennbahn, die Mussolini 1935 errichten ließ, um sich selbst zu feiern. Wo soll denn hier bitte ein Lokal sein? Ein anderes Auto fährt auf den Platz und ich folge dem Pärchen, das aus dem Wagen steigt. Da höre ich es schon: lautes Lachen. Auf der Terrasse hinter der Tribüne ist jeder Tisch besetzt, nur noch drinnen, im sehr schlichten Ambiente, gibt es ein Plätzchen für mich. Aber auch hier ist die Atmosphäre mitreißend. Und spätestens als die Spaghetti Vongole vor mir stehen, weiß ich: Südtiroler können auch Süditalienisch.
Für einen Abend mit Freunden in Bozen empfehle ich die Aperitivo-Bar Banco 11. Bei einem Cuvée zu Schinken, Salami und Käse beobachtet man das bunte Treiben auf dem Obstmarkt, um dann in die Löwengrube zu wechseln, in der nicht nur heimische Spezialitäten modern interpretiert werden, sondern auch gemütliche Stub’n-Architektur mit skandinavischem Design.
Apropos: Wer bei dem Wort Zirbel bisher nur an rustikale Vertäfelungen dachte, sollte auf der Fahrt nach Hause unbedingt noch das Zirbelrisotto im Rieder Schaurhof probieren, nördlich von Sterzing. Damit der Abschied von Südtirol noch ein bisschen schwerer fällt.
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