Achtung, Glimmer-Warnung: So kannst du scheinbar unbedeutende Mikro-Glücksmomente nutzen, um deine Welt in einem ganz neuen Licht zu sehen.
Glimmer sind eine Gegenstressreaktion im Nervensystem
Alle Welt spricht über Trigger. Gut so, denn es ist wichtig, die eigenen wunden Punkte zu kennen. Aber warum reden wir nicht öfter über "Glimmer", die inoffiziellen Gegenspieler von Triggern? Glimmer sind Momente, die – um es mal romantisch auszudrücken – unser Herz kurz hüpfen lassen. Keine großen, bahnbrechenden Erfahrungen, sondern Mikro-Momente, die uns ein Gefühl von Sicherheit oder Leichtigkeit geben. Zum Beispiel, wenn wir einen längst vergessenen Duft aus der Kindheit in der Nase haben, den Gesang unseres Lieblingsvogels hören oder wenn uns jemand auf der Straße anlächelt. "Wenn ein Trigger ein Schalter in unserem Nervensystem ist, der das Wiedererleben eines früheren Traumas auslöst, dann ist ein Glimmer die Gegenreaktion dazu, löst also eine Gegenstressreaktion in unserem autonomen Nervensystem aus", sagt Ling Lam, Psychotherapeut und Autor des Ted Talks "The power of feeling safe".
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Besonders für Menschen mit Trauma sind Glimmer wichtig
Von Glimmern und dem Zelebrieren der scheinbar kleinen Momenten können wir alle profitieren, denn für unsere mentale Gesundheit ist es enorm wichtig, banale Freudenmomente zuzulassen. Besonders hilfreich können Glimmer für Menschen mit Traumaerfahrung sein. "Was ich an Glimmern besonders schätze, ist, dass man mit ihrer Hilfe in der Arbeit mit Traumapatient:innen deren Leiden anerkennen und respektieren kann", erklärt Deb Dana, US-amerikanische Therapeutin und Beraterin. "Denn so kann man Menschen mit Traumata vermitteln, dass man ihr Leid und ihre Geschichte nicht ignorieren muss, damit sie diese positiven Mikro-Momente wahrnehmen können." Trigger und Glimmer können und müssen also co-existieren, ohne einander die Berechtigung zu nehmen.
Glimmer-Warning: Wie kann man diese frohen Momente fördern?
Die Welt ist voller kleiner Freudenschimmer, man muss sie nur auch sehen wollen. Das klingt natürlich einfacher, als es tatsächlich ist. Deshalb ist es in der ersten Zeit hilfreich, sich bewusst vorzunehmen, die kleinen Momente wahrzunehmen. Zum Beispiel, indem du zwei oder drei Mal pro Tag ganz bewusst nach Glimmern suchst. Nimm dir zum Beispiel konkret vor, noch vor dem Mittagessen einen Moment, der dich für einen Augenblick richtig happy macht, zu suchen und wahrzunehmen. Ein Glimmer-Journal, in dem du all diese Momente notierst, kann dir helfen, diese Routine zu festigen und somit deinen Blickwinkel auf die Welt nachhaltig zu verändern. Mit der Zeit gewöhnen wir uns daran, unsere Aufmerksamkeit auf scheinbar unbedeutende, aber schöne Augenblicke zu richten und lernen, sie von ganz allein zu schätzen. Denn nicht nur wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Auch unser Gehirn liebt Routinen – weil es ohne sie überfordert wäre. Hat man eine neue, positive Gewohnheit oder Denkweise also erstmal etabliert, fällt es einem viel leichter, sie auch weiterhin zu behalten.
Die kleinen Freudenschimmer können nicht alle Probleme lösen
Doch auch wenn es unserer Psyche guttut, wenn wir die kleinen Freuden des Lebens bewusst wahrnehmen – ein Allheilmittel sind sie nicht. Glimmer dürfen nicht zu einer Art Eskapismus in einem Strudel aus Problemen oder einer toxischen Umwelt für uns werden. Wenn du beispielsweise im Job regelmäßig an deine Grenzen stößt und das Gefühl hast, völlig auszubrennen, ist es mit einer schönen Duftkerze auf dem Schreibtisch oder einem frischen Croissant am Morgen nicht getan. Und obwohl Glimmer besonders bei Traumapatient:innen ihre Wirkung entfalten sollen, sind sie natürlich kein Ersatz für professionelle Unterstützung oder Therapie. Vielmehr sind Glimmer ein wertvoller Beitrag zu einer Geisteshaltung, die es uns ermöglicht, unser Leben auch mal wieder durch die rosarote Brille zu betrachten und dankbar für kleine Glücksmomente zu sein. Und dafür lieben wir sie!
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