Gegen das Erwachsenwerden sträuben wir uns alle ein bisschen. Doch bei manchen Männern kann der Wusch nach dem ewigen Kindsein auch problematisch sein: Sie leiden dann am Peter-Pan-Syndrom.
Der Begriff des Peter-Pan-Syndroms wurde von den Familientherapeuten Dan Kiley erstmals ins Spiel gebracht, der in den 1980er Jahren das Buch "Das Peter Pan Syndrom: Wenn Männer nicht erwachsen werden" herausbrachte. Woher der Name des Peter-Pan-Syndroms rührt, ist naheliegend: Kiley bezog sich hier auf das berühmte Kinderbuch von James Matthew Barrie, in dem das ewige Kindsein zentrales Thema ist – wir alle erinnern uns an Peter Pan im Nimmerland, der nie erwachsen werden wollte. Übrigens können auch Frauen an dem Syndrom leiden, in der Regel sind aber häufiger Männer von diesen psychischen Symptomen betroffen. Als offizielle Krankheit ist das Peter-Pan-Syndrom in der Psychologie noch nicht verzeichnet.
Lies auch:
- Wendy-Syndrom: Steckst du in der ewigen Mutterrolle fest?
- Helfersyndrom – warum die Sucht zu helfen uns schaden kann
- Impostor-Syndrom: Wie man das Hochstapler-Phänomen überwinden kann
Peter-Pan-Syndrom: So verhalten sich betroffene Männer
Bei Männern, die vom Peter-Pan-Syndrom betroffen sind, lassen sich bestimmte Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale feststellen, die auf Infantilität hindeuten. Häufig wollen und können sich diese Männer nicht auf die Herausforderungen des Alltags einlassen. Kiley beschreibt in seinem Buch sechs Merkmale, anhand derer sich das Peter-Pan-Syndrom erkennen lässt.
- Verantwortungslosigkeit: Betroffene Männer entziehen sich der Verantwortung für sich selbst und andere. Entscheidungen zu treffen fällt ihnen schwer. Eigentlich wollen Männer mit Peter-Pan-Syndrom nur ihren Spaß haben, vor Problemen und Pflichten drücken sie sich. Deswegen fällt ihnen auch der Umgang mit Geld häufig schwer.
- Angst: Ängste vor Bindungen oder Ablehnung sind ebenfalls sehr präsent. Das kann mit einem geringen Selbstbewusstsein der Peter-Pan-Männer zusammenhängen. Es fällt ihnen gleichzeitig schwer, Gefühle zu zeigen.
- Einsamkeit: Männer mit Peter-Pan-Syndrom haben kaum bis gar keine engen Freundschaften. Weil sie aber Angst vor Einsamkeit haben, lernen sie stattdessen lieber schnell viele Leute nur oberflächlich kennen. Meist halten diese "Freundschaften" dann aber auch nicht lange.
- Sexueller Rollenkonflikt: Diese Oberflächlichkeit spiegelt sich auch im Beziehungsleben wider – diese Männer können sich nicht auf langfristige und tiefgründige Beziehungen einlassen, stattdessen hüpfen sie lieber von einem Abenteuer ins nächste und freuen sich über kurzfristige Erfolge im Liebesleben.
- Narzissmus: Eine weitere typische Eigenschaft von Betroffenen ist Selbstverliebtheit. Sie fühlen sich anderen überlegen und können sich selbst nicht kritisch hinterfragen.
- Chauvinismus: Peter-Pan-Männer halten an überholten, sexistischen Rollenklischées fest und verhalten sich gegenüber Frauen gerne als typischer Macho.
Wie das Peter-Pan-Syndrom eine Beziehung beeinflusst
In Beziehungen kann es äußerst problematisch sein, wenn der Partner am Peter-Pan-Syndrom leidet. Ein gewisses Maß an Humor und Leichtigkeit ist natürlich förderlich für die Partnerschaft – doch wer will sich schon mit einem Menschen herumschlagen, der sich ständig wie ein Kind verhält? Gerade in Konfliktsituationen kann die Infantilität des Peter-Pan-Manns besonders zum Vorschein kommen – nämlich in seiner trotzigen, kompromisslosen Art. Das kann für den anderen Part in der Beziehung ganz schnell zur Zerreißprobe werden. Auch Narzissmus ist eine Eigenschaft, die nicht unbedingt förderlich für eine Beziehung ist.
Hier kannst du nachlesen, wie du eine toxische Beziehung erkennst.
Häufig fühlen sich Frauen zu diesen Männern hingezogen, die es gewohnt sind, Verantwortung für andere zu übernehmen und sie zu bemuttern. Wer in einer Beziehung mit einem solchen Mann feststeckt, der oder die sollte rechtzeitig artikulieren, wie wichtig Verantwortung und Treue für die Beziehung sind. Ob eine Trennung infrage kommt, muss jede:r individuell für sich abwägen.
Lies auch:
- Ritter-Syndrom: Er/Sie tut alles für dich? Das kann ein Warnsignal sein
- Ist die Beziehung zu einem Narzissten möglich?
- Beziehungspause – die letzte Chance?
- Sexleben auffrischen – so wird es wieder spannend
- Multiple Persönlichkeitsstörung: Wie lebt es sich mit mehreren Identitäten?
Peter-Pan-Syndrom überwinden: Kann er so ein Verhalten abstellen?
Wenn man einen Mann mit Peter-Pan-Syndrom mit seiner Kindlichkeit konfrontiert, kann die Situation schnell eskalieren, da er sich häufig schnell beleidigt und gekränkt fühlt. Hier ist also Fingerspitzengefühl gefragt. Auch eine psychotherapeutische Behandlung kann sinnvoll sein. Möglicherweise können in dem Zusammenhang auch die Ursachen für das Verhalten geklärt werden, die sich auf Erfahrungen in der Kindheit zurückzuführen sind. Das Peter-Pan-Syndrom kann darüber hinaus auch an andere Probleme wie übermäßigen Konsum von Alkohol und Rauschmitteln gekoppelt sein, daher sollten die Symptome nicht unterschätzt werden.
Weiterlesen: