Aus unserer Rubrik Beziehungsfragen: "Seit einem Jahr sprechen mein Vater und mein Bruder nicht miteinander. Und zur Konfirmation meines Sohnes kann oder wird nur einer kommen. Ich möchte mich nicht auf eine Seite schlagen und weiß nicht, was ich machen soll." Sonja, 48
In unserer Rubrik "Beziehungsfragen" beantwortet die Diplompsychologin sowie Paar- und Sexualberaterin Berit Brockhausen eure Fragen! Dieses Mal: Was kann man tun, um Harmonie in die zerstrittene Familie zu bringen – aber ohne sich einzumischen? Hier kommen ihre Tipps.
Familienzwist schlichten, ohne sich einzumischen?
Was unsere Psychologin Berit Brockhausen rät
Ihr Vater und Ihr Bruder haben entschieden, nicht mehr miteinander zu sprechen. Das ist besser, als sich über den anderen zu ärgern oder sich gar wieder zu streiten. Aber was hat das mit Ihnen zu tun? Sie haben einen Sohn, der konfirmiert wird und gern mit der ganzen Familie feiern will. Auf einen unfreundlichen Umgang oder gar Streit zwischen Vater und Bruder bzw. Opa und Onkel auf diesem Fest können Sie gut verzichten. Das ist absolut nachvollziehbar. Und wie es aussieht, wird es nicht funktionieren, dass beide kommen. Aber wenn Sie entscheiden, wer eingeladen wird, können Sie nur verlieren. Sie würden es sich mit dem Ausgeladenen verscherzen, und möglicherweise bricht er auch den Kontakt zu Ihnen ab, während der Eingeladene triumphiert. Geben Sie die Verantwortung dahin zurück, wo sie hingehört und sprechen Sie Vater und Bruder als erwachsene Männer an. Sie haben mit dem Streit nichts zu tun. Informieren Sie die beiden, dass Ihr Sohn sowohl Opa als auch Onkel gern dabeihätte. Sagen Sie ihnen, dass Sie selbstverständlich respektieren, wenn jemand diese Einladung ablehnt, obwohl Sie es sehr ärgerlich finden, dass Ihr Sohn unter einer Auseinandersetzung leiden muss, für die er nichts kann. Gleichzeitig bitten Sie die zwei, nur dann zu kommen, wenn sie sich zutrauen, höflich miteinander umzugehen. Sollten die beiden es realistisch so einschätzen, dass ihnen das nicht möglich ist – wofür Sie sehr dankbar sind – überlassen Sie es Vater und Bruder, sich abzustimmen, wer von ihnen kommen wird, und wer nicht. Damit senden Sie eine wichtige Botschaft: "Ihr könnt eure Beziehung miteinander gestalten, wie ihr wollt. Aber was seid ihr bereit, für die Beziehung zu mir und meinem Sohn zu tun?" Und diese Beziehung ist die einzige, auf die es für Sie ankommt.
Mehr Themen: