Manchmal will man sich verändern – aber eben trotzdem man selbst bleiben, die eigenen Werte nicht aus den Augen verlieren. EMOTION-Coach Katja Herwig verrät, wie man die Balance aus Mut zur Veränderung und Liebe zu sich selbst finden kann.
Als Coachin begleite ich Menschen auf ihrem Weg der privaten oder beruflichen Veränderung. Ich sehe dabei Menschen, die ihr ganzes Leben einmal von links auf rechts drehen. Ich sehe Menschen, die sich in kleinen, kaum merklichen, Schritten an eine mögliche Veränderung herantasten. Und ich sehe Menschen, die genau da bleiben, wo sie sind. Diese Menschen ändern im Außen nichts, nehmen jedoch eine neue innere Haltung ein, die mehr Leichtigkeit mit sich bringt.
Grundsätzlich verändern Menschen sich aus zwei Gründen: Wenn sie wollen oder wenn sie müssen. Wenn wir uns verändern wollen, stecken oft persönliche oder berufliche Wünsche oder Sehnsüchte dahinter. Wenn wir uns verändern müssen, passiert das nicht selten nach Veränderungen am Arbeitsplatz oder nach persönlichen Schicksalsschlägen wie einer schweren Krankheit oder dem Verlust eines geliebten Menschen.
Über die Coachin:
Katja Herwig ist Personal- und Organisationsentwicklerin in einem internationalen Konzern sowie als Systemische Coachin und Dozentin tätig. Sie ist Gründerin von Seelengold-Coaching und Co-Gründerin von HIGH5 Coaching. Schwerpunkt ihrer Tätigkeiten ist das Thema Veränderungsmindset.
Egal, aus welchem Grund man sich verändern möchte oder muss – es ist wichtig, dass man sich selbst dabei treu bleiben kann. Diese fünf Schritte helfen dabei, Veränderungsthemen anzugehen und auf diesem Weg trotzdem liebevoll mit sich selbst umzugehen.
Etabliere ein Bewusstsein für Veränderung
Wir lenken uns im Alltag häufig dermaßen ab, dass wir immer eine gute Ausrede parat haben, um ein Thema gar nicht erst ernsthaft anzugehen. Nimm dir, um aus dieser Spirale rauszukommen, ganz bewusst einen Moment Zeit für dich. Setze dich ruhig hin, schließe deine Augen, atme tief ein und aus und höre ganz genau in dich hinein. Welche Gefühle kommen in dir hoch? Versuche, deine innere Stimme zu hören, die dir sagt, was dich belastet oder welche Sehnsucht in dir schlummert. Versuche dein Problem oder dein Bedürfnis und das dazugehörige Gefühl klar zu benennen. Was möchtest du verändern – und warum? Ganz wichtig in diesem Schritt: Bleibe bei dir und nicht bei Erwartungen, die von anderen auf dich einprasseln.
Manifestiere deinen Zielzustand
Wie wäre es, wenn die Belastung, die dazu führt, dass du dich oder dein Leben verändern möchtest, nicht mehr da wäre? Im Coaching nennen wir das die "Wunderfrage", die vom US-Psychotherapeuten Steve de Shazer entwickelt wurde. Sie beschreibt ein Szenario, in dem man morgens aufwacht und in dem sämtliche Probleme gelöst sind. Stelle dir ganz genau vor, wie es ohne dein Problem wäre: Wo bist du in deiner Vision, was hast du an, wer ist bei dir, welche Farben siehst du, welche Jahreszeit ist es, welche Tageszeit, wie alt bist du etc.? Hier ist Träumen nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht. Die Grundlage dieses Schritts ist, zu verstehen, dass es nicht um eine spürbare Veränderung gehen muss, sondern dass auch ein verändertes Mindset ein mögliches Ziel sein kann. Manchmal brauchen wir beispielsweise mehr Akzeptanz oder Gelassenheit, um einem Thema oder einer Person zu begegnen.
Gehe den ersten Schritt
Dieser Schritt ist essenziell und oft der, der uns von der Veränderung abhält. Daher ist es jetzt wichtig, die Veränderung nicht als unerreichbar anzusehen. Wenn du den Weg in Etappenzielen siehst, wird er gleich leichter – im Coaching fragen wir deshalb nach dem nächstmöglichen kleinen Schritt. Der erste kleine Schritt könnte beispielsweise sein, dich zu fragen, was dir in der jetzigen Situation und bezogen auf dein Veränderungsvorhaben Energie gibt. Zeichne dafür einen Kreis, den sogenannten „Energiekuchen“, auf ein Papier und teile den Kreis in Kuchenstücke ein – die Größe variiert je nach Energiestärke. Nun könntest du für das, was dir am meisten Energie geben würde, eine neue Gewohnheit etablieren. Weil der erste Schritt klein sein darf, können auch Fehltritte passieren. Mehr noch, Fehler sind sogar willkommen. Denn durch sie wissen wir, was nicht funktioniert. Eine wichtige Erkenntnis!
Glaube an dich und deine Veränderung
Versuche, deine innere Kritikerin zu beruhigen, falls sie dich runterzieht. Sag ihr 'Danke' dafür, dass sie dich beschützt hat und dass du jetzt ohne sie klarkommst. Manchmal hilft außerdem Zuspruch von außen. Suche dir eine Person, die dich unterstützt, motiviert und mit dir zusammen schaut, ob du auf dem (für dich) richtigen Weg bist. Das kann jemand sein, der ein Vorbild für dich ist oder jemand, der dir nahesteht. Veränderung kann anstrengend sein. Vergiss nicht, dir Pausen zu gönnen, achtsam mit dir zu sein und ab und an Abstand vom Alltag zu gewinnen. Auch dabei kann dir deine Bezugsperson helfen.
Wirf Ballast ab
Im nächsten Schritt ist es an der Zeit, alte Denk- und Verhaltensmuster loszulassen. Festhalten raubt dir die nötige Energie, die du nun für dich brauchst. Ganz wichtig, wenn du zurückschaust: Bereue nichts. Alles, was war, ist wichtig, da du zu jedem Zeitpunkt die für dich richtige Entscheidung getroffen hast und damit zu dem Menschen werden konntest, der du heute bist. Beim Loslassen kann ein Ritual helfen, mit dem du das Vergangene würdigst: zum Beispiel, indem du einen Brief an eine Person schreibst, die nicht mehr Teil deines Lebens ist und ihn anschließend verbrennst. So schaffst du Platz für Neues.
Glückwunsch - du bist auf deinem Weg der Veränderung! Oft ist der Prozess nach Schritt 5 noch nicht abgeschlossen, aber du hast nun den Weg dafür bereitet. Egal, was noch vor dir liegt: Feiere jeden kleinen Schritt der Veränderung. Belohne dich für das, was du bist und tust. Erlaube dir, stolz auf dich zu sein und noch mehr vom Leben zu erwarten.
Mehr Themen: