Die britische Journalistin und Coachin Harriet Minter ist überzeugter Fan der Homeoffice-Bewegung. Damit zu Hause Karrieren entstehen und nicht enden, empfiehlt sie Reflexion, gut sortiertes Netzwerken und Selbstfürsorge. Ihre sieben wichtigsten Tipps.
1. Deine Karriereplanung
Wie sorgt man dafür, dass Homeoffice keine Karrieresackgasse wird? Indem man vorausplant. Ein Karriereplan, findet Minter, muss immer auch ein Lebensplan sein. Ein Haus im Grünen und ein Präsenzjob bei einer Marketingfirma vertragen sich meist nicht gut. Also ist es wichtig, ganz besonders für Frauen, ehrlich zu hinterfragen, was man will.
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2. Werte, Fähigkeiten und Visionen
Alles beginnt mit Werten: Welche sind dir wirklich wichtig? Unabhängigkeit? Macht? Nachhaltigkeit? Auf welche Fähigkeiten bist du stolz? Worin bist du richtig gut? Kommunikation? Motivation anderer? Problemlösung? Wieder: Es gibt hier keine
falschen Antworten. Nun geht’s weiter: Was ist deine Vision für deinen Berufsweg? Wo willst du hin (und es muss nicht "nach oben" sein) – was sind realistische Zwischenziele? Ein Pitch für ein neues Projekt? Eine Weiterbildung beginnen? Selbstständig machen? Das Gefährliche am Homeoffice ist zugleich eine Chance: Weil niemand dich vor Augen hat und der Flurfunk keine Interna an deinen Tisch trägt, liegt es an dir, deine eigenen Pläne regelmäßig zu kommunizieren – an Kolleg:innen und Vorgesetzte. Im Gedächtnis bleiben, den eigenen Weg klar zeichnen – das ist dein Job!
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3. Netzwerk pflegen
Wer dachte, im Homeoffice hätte man das Konzept des Schmoozings, also des lockeren Schwätzchens mit Vorgesetzten, bei dem man aber durchaus Wichtiges platziert, und des Netzwerkens hinter sich gebracht, liegt leider falsch. Es wird noch wichtiger, aber dafür auch gezielter und einfacher. Harriet Minter ist ein Fan der Konzepte "Building Up", "Building Down". Letzteres heißt: Setz dich für junge Kolleg:innen ein und solche in marginalisierten Gruppen. Um einen Wandel in den Führungsetagen zu unterstützen und weil sich diese Menschen an dich erinnern, wenn sie später Jobs vergeben. "Building Up": Ein gutes Verhältnis mit Vorgesetzten aufbauen, also Schmoozing.
4. Führe besser
Harriet Minter ist überzeugt davon, dass Remote Leader, also Chef:innen aus der Ferne, die besseren Führungskräfte sind. Denn sie müssen klare Ziele formulieren, einen persönlichen Austausch mit jedem Teammitglied aufbauen und konsequent bleiben. Der kurze Zuruf aus dem Büro funktioniert hier nicht. Am schwierigsten ist es, eine funktionierende Teamkultur aufrechtzuerhalten. Gemeinsame Werte zu etablieren ist dabei wichtig, Vertrauen schenken und regelmäßiger 1:1-Austausch,
bei dem für Vorgesetzte immer gilt: mehr zuhören, weniger reden! Working from Home ist die Chance für dich und dein Team, effizientere Prozesse aufzustellen.
5. Netzwerk ausbauen
Ähnlich wie beim internen Networking ist Karriere von zu Hause aus nur möglich, wenn man sich um den Ausbau seiner Kontakte bemüht. Minter denkt Networking in drei Kategorien: "paid, earned and owned". Bezahltes Networking ("paid") sind: Events, Mitgliedschaften und Abos, die dir Zugang zu Lerninhalten, Austausch und Events bringen. Selbst verdientes ("earned") Netzwerken bedeutet: sich einzubringen, Netzwerke selbst zu bereichern und mitzubestimmen – sowohl firmenintern als auch interessengebunden. Denn Netzwerke sind der beste Weg, um Mitstreiter:innen und wertvolle Kontakte zu finden. Ganz wichtig bei WFH sind die eigenen ("owned") Netzwerke. Das sind die Menschen, die dich durch den Tag bringen. Der Team-Channel auf Slack, die WhatsApp-Gruppe mit den liebsten Kolleg:innen, der (virtuelle) Stammtisch mit Freund:innen oder Geschäftspartner:i:nnen.
Hör rein!
Harriet Minter war auch in unserem "Working Women"-Podcast zu Gast. In Folge 15 sprechen unsere Kolleginnen Julia Möhn und Kristina Appel mit ihr noch vertiefter über die Vorzüge des Homeoffices.
6. Eigenwerbung
Mittlerweile ist klar: Kommunikation ist alles. Sieh dich selbst als Marke: Gib mit dir an und promote dich entsprechend! Und wenn es dich beim bloßen Gedanken schüttelt, empfiehlt Minter, dir Cheerleader zu besorgen. Lass dich über Freund:innen oder alte Kontakte weiterempfehlen, und wenn du schon dabei bist: Bitte diese Leute, dir zu sagen, was sie an dir und deiner Arbeit schätzen. Wenn du eine nette Liste hast, übe, übe, übe. Wenn nötig, vor dem Spiegel: "Hi, ich bin Har-
riet, und Menschen hören mir gerne zu." Je normaler sich solche Sätze anfühlen, desto leichter kommen sie über die Lippen.
7. Sei gut zu dir
Zu Hause wird mehr gearbeitet als im Office, das ist ein Fakt. Wenn für Singles Einsamkeit und für Mütter Doppelbelastungen durch Care-Arbeit dazukommen, kann man schnell mal ausbrennen. Minter empfiehlt fünf Maßnahmen, um das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu halten: Bewegung, menschlicher Austausch, Meditation, Neues lernen und anderen helfen. Gönne dir also auch Pausen. Sei gut zu dir.
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