Mehr Falten, Kilos, Pickel: Wie der Lockdown unser Äußeres verändert – und warum wir uns (gerade jetzt!) davon nicht unter Druck setzen lassen müssen.
Noch ist ein Ende des Lockdowns bei uns nicht in Sicht. Doch da sind Bilder von unbeschwerten Restaurant- und Pub-Besuchen, die gerade aus Großbritannien zu uns herüberschwappen und uns den kleinen Funken Hoffnung vermitteln, dass dies irgendwann auch wieder bei uns in Deutschland möglich sein wird. Da sind aber auch Fotos von durchtrainierten Influencer:innen, die zeigen, wie sie ihre Körper für die Zeit nach der Pandemie wieder "hergerichtet" haben. Oder Videos, in denen sich Youtuber:innen diversen Gesichtsbehandlungen unterziehen, um einen "Post-Lockdown-Glow-up" zu erzielen. Oder Memes mit Barbies, die vor der Quarantäne schlank sind und nach der Quarantäne ein Doppelkinn oder sonstige Speckfalten haben.
Lockdown verändert unseren Körper
Dass die Pandemie in irgendeiner Form Spuren auf und in unserem Körper hinterlässt, ist ganz logisch. Denn schließlich leben wir seit fast über einem Jahr in einem Ausnahmezustand, bewegen uns weniger und durchleben auch geistigen Stress. Rund 5,5 Kilo mehr wiegen wir, wie eine Online-Umfrage des Instituts INSA-Consulere ergab. Dass Corona Essstörungen fördert, ist auch nichts Neues. Bei vielen Menschen hat sich der Pandemie-Lebensstil zusätzlich auf die Haut ausgewirkt: Laut einer Studie von Dr. Jetske Ultee, Forschungsärztin in der kosmetischen Dermatologie in Rotterdam, gaben 36 Prozent von 2273 befragten Personen an, dass sie im vergangenen Jahr stärkere Hautprobleme wie Akne, Rosazea und Rötungen hatten. Das könnte am vermehrten Stress während des Lockdowns liegen, von dem 39 Prozent der Befragten sprachen – der wirkt sich negativ auf unsere Haut aus und begünstigt zum Beispiel auch vorzeitige Hautalterung, also Falten. In einer Umfrage gaben mehr als 27% Frauen aus dem Vereinigten Königreich an, dass sie der Lockdown sie hat altern lassen.
Schönheits-OPs boomen in der Pandemie
Gleichzeitig haben wir während der Quarantäne viel mehr Zeit, uns auf unsere Körper zu fixieren. Denn wir sehen uns ja ständig selbst: In Videocalls zum Beispiel. Da fällt uns plötzlich jede Falte auf. Oder die Augenringe. Kein Wunder, dass Schönheits-OPs seit der Pandemie boomen. Die Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) verzeichnete bereits im Juli 2020 eine massive Zunahme – so seien vor allem Lidstraffungen oder Fettabsaugungen besonders gefragt. Im Lockdown haben viele Menschen Zeit, sich mit ihrem Äußeren zu beschäftigen.
#PostLockdownGlowup: Der Druck, nach dem Lockdown schön sein zu müssen
Der Druck, irgendeinem Schönheitsideal entsprechen zu müssen, kann aktuell aber auch nochmal enorm steigen: Die Impfungen machen Hoffnung auf ein Lockdown-Ende, der Sommer steht vor der Tür und irgendwie stellt man plötzlich fest, dass der "Bikini-Body", wie er von der Schönheitsindustrie und in sozialen Medien propagiert wird, ja noch in weiter Ferne ist. Befeuert wird dieser Druck dann zusätzlich durch die sozialen Medien: Etwa mit Hashtags wie #hotgirlsummer oder den bereits genannten #PostLockdownGlowup. Letzterer hat auf der Plattform TikTok bereits 19.000 Aufrufe.
Solche Bilder und Hashtags sind problematisch, weil sie uns suggerieren, dass unsere Körper im derzeitigen Lockdown-Zustand noch nicht öffentlichkeitstauglich sind. Dass wir uns bis zum Ende des Lockdowns alle zusätzlichen Kilos wieder abtrainieren müssen oder unsere "Maskne" im Griff haben müssen. Dass wir die Anstrengung, die uns durch die letzten zermürbenden Pandemie-Monate in den Gesichtern geschrieben steht, mit einer Anti-Aging-Behandlung oder einem Fruchtsäure-Peeling wegradieren müssen. Und uns damit ja irgendwie den Stress, den wir durch Homeschooling oder Corona-Burnouts erfahren haben, selbst absprechen.
Lassen wir uns von Hashtags nicht stressen!
Selbstverständlich darf jede:r mit dem eigenen Körper machen, was er oder sie will. Aber das letzte, wovon wir uns in dieser herausfordernden Zeit auch noch zusätzlich stressen lassen sollten, sind irgendwelche Hashtags, die uns frei erfundene Schönheits-Ideale einreden wollen. Oder die Suggestion, dass wir faul waren und uns im Lockdown gehen haben lassen. Wir haben in den vergangenen Monaten so viel geleistet, dass wir unserem Körpern dankbar sein sollten, dass er weiterhin für uns funktioniert und wir gesund sind.
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