Karriere: Was braucht es, damit mehr Frauen aufsteigen? Hilft es, wenn wir dabei keine Männer um uns haben? Auf dem EMOTION Women's Day 2020 wollen wir mit zwei Gründerinnen diskutieren, die ausschließlich mit Frauen zusammenarbeiten.
In Sachen Karriere sehen sich Frauen immer noch mit mehr Grenzen konfrontiert als Männer
Virginia Woolf hat es schon vor 90 Jahren gewusst: "Eine Frau braucht Geld und ein eigenes Zimmer, wenn sie Romane schreiben will." Wer hätte gedacht, dass dieser Satz nach all dieser Zeit immer noch so aktuell sein würde? Denn natürlich geht die Aussage von Woolfs Essay "Ein Zimmer für sich allein" weit über die Deutung des buchstäblichen Zimmers in einem Haus hinaus. Vielleicht würde sie heute schreiben: "Um sich verwirklichen zu können, benötigt eine Frau finanzielle Unabhängigkeit und ein Umfeld, in dem sie sie selbst sein kann." Denn Frauen sehen sich immer noch mit deutlich mehr Grenzen konfrontiert als Männer.
Der EMOTION Women's Day wurde auf den 19. Oktober 2020 verschoben. Die wichtigsten Fragen und Antworten findest du hier.
"Women-Only": Viele Unternehmen setzen auf das All-Female-Prinzip
Die "Women Only"-Idee ist deshalb mehr als ein Trend. Zwei Beispiele dafür: The Wing und der AllBright Members-Club sind Business-Clubs, die von Frauen für Frauen geschaffen wurden. Sie sind konzipiert als Orte, an denen Frauen offen und unverstellt miteinander reden und arbeiten und so voneinander lernen können. Nicht nur in solchen Clubs und Netzwerken, auch in vielen Unternehmen setzen Macherinnen mittlerweile auf das All-Female-Prinzip. So auch unsere beiden EMOTION-Women’s-Day-Gäste Asma Khan aus London und Kaddie Rothe aus Berlin.
Asma Khan: Die Restaurant-Chefin macht sich stark für Frauen
Asma Khan ist die zweitgeborene Tochter einer indischen Adelsfamilie. "Niemand war glücklich am Tag meiner Geburt. Alle hatten auf einen Sohn gehofft", erzählt sie oft. Aber Khan ist eine Kämpferin und deshalb ist sie heute eine der bekanntesten Köchinnen, Restaurantchefinnen und Aktivistinnen Großbritanniens. In ihrem Londoner Restaurant Darjeeling Express arbeiten ausschließlich Frauen. Und zwar solche, die keinerlei Ausbildung genossen und nie zuvor in einem Restaurant gearbeitet haben. Viele von ihnen sind wie Khan "Second Daughters".
Asma Khan: "Auch Frauen, die man stets kleinhalten wollte, können erfolgreich sein!"
"Diese Frauen sind jetzt meine Familie“, sagt sie im Interview. "Nur wenn wir alle Erfolg haben, habe ich Erfolg." Khan nutzt ihr beliebtes Restaurant und ihre Bekanntheit aus der Netflix-Serie "Chef’s Table", um sich für Frauen stark zu machen: "Ich möchte über Herkunft sprechen und über das absolute Ungleichgewicht der Geschlechter in unseren Küchen. Ich will eine Welle lostreten, damit Menschen erkennen, dass Frauen erfolgreich sein können, auch die, die man stets kleinhalten wollte." Darjeeling Express ist der buchstäbliche Raum, der Frauen eine Chance gibt: auf Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung, Selbstbewusstsein.
Co-Creagency: Wie Frauen wirklich Karriere machen wollen
Kaddie Rothe ist Mitgründerin und Kreativchefin bei Goalgirls, einer Berliner "Co-Creagency". Warum setzt man bei Goalgirls auf das All-Female-Modell? "Wir wollen einen Safe Space schaffen, um herauszufinden, wie Frauen wirklich Karriere machen wollen", erklärt Rothe. Ob in Teilzeit oder Vollzeit zum Beispiel. "Wir wollen herausfinden, wie sich die Arbeitskultur verändert, wenn man die Stärken der Frauen wirklich nutzt." In ihrem agenturähnlichen Netzwerk entwickeln sie gemeinsam Kampagnen in der patriarchal geprägten Werbebranche. Ihre Arbeit ist dabei immer auch Aktivismus.
Co-Creagenzy: ein All-Female-Prinzip mit Erfolg
Die Strukturen sind flach, die beteiligten Frauen bauen auf ständigen Austausch von Ideen, Trends und gesellschaftlichen Entwicklungen. Ihr Konzept hat Erfolg: In kürzester Zeit ist aus der Kreativagentur eine Co-Creagency mit 120 Frauen geworden. Gerade in der Werbeindustrie, findet Rothe, hätten Frauen es in gemischten Teams immer noch schwer, ins höhere Management aufzurücken. "In unseren hierarchiefreien Strukturen sind alle Frauen Leader und lernen voneinander – vor allem, sich gegenseitig zu fördern und als Kollektiv stark zu sein."
Feminismus und Karriere: Diskutiere mit uns auf dem EWD
Aber was ist mit der in vielen Studien bewiesenen Tatsache, dass gemischte Teams die besten Ergebnisse erzielen? Dass Feminismus für Gleichberechtigung steht und eben nicht fürs Matriarchat? Dass wir durch Spaltung keine Einigung finden werden?
All diese Fragen wollen wir am 19.10.2020 in Hamburg diskutieren. Mit Kaddie Rothe, Asma Khan und weiteren grandiosen Speaker*innen. Und hoffentlich auch mit dir.