Über die Geheimnisse guter Führungskräfte wurden ganze Bibliotheken vollgeschrieben. Keine Sorge, bevor du deine erste Führungsposition annimmst, musst du nicht alle Ratgeber auswendig können. Aber um gut vorbereitet durchzustarten, kannst du dir folgende Hinweise zu Herzen nehmen.
Du trittst deine erste Führungsposition an, möchtest dein Team natürlich in den Erfolg führen und fragst dich, wie dir das gelingt? Dann frag dich als erstes, was Erfolg für dich und dein Team überhaupt bedeuten soll. Klar, ihr wollt eure Ziele erreichen. Aber genauso wichtig sollte dir sein, dass dein Team autonom arbeiten kann, gut miteinander kommuniziert, sich gegenseitig vertraut und neue Ideen einbringt. Dann steigt die Arbeitszufriedenheit. Die wiederum direkt auf die Motivation wirkt. Das konnten Studien zeigen.
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Selbstreflektion ist die Grundlage
Du merkst bestimmt schon: Ohne Empathie geht es nicht. Wenn du nicht merkst, wie es deinem Team geht, kannst du ihm auch nicht dabei behilflich sein, sich besser zu fühlen. Und die Voraussetzung für Einfühlungsvermögen ist die Fähigkeit zur Selbstreflektion, wie wir aus der Psychologie wissen.
Auch um die eigene Führungsrolle noch besser ausführen zu können, muss ich erst mal bei mir selbst schauen: Wie führe ich eigentlich? Wie spreche ich mit meinem Team? Wie reagiere ich bei Stress? Wie kritisiere und motiviere ich? Und wenn ich mir das angeschaut habe, sollte ich mich fragen: Wie möchte ich führen?
Vorbilder suchen
Janina Kugel, die zuletzt Vorstandsmitglied bei Siemens war, rät in ihrem Buch "It's now. Leben, führen, arbeiten" dazu: Ruf dir in Erinnerung, welche Führungskräfte dich beeindruckt haben. Und dann frag dich: Warum? Was haben sie gut gemacht? Janina Kugel ist überzeugt, dass diese Führungskräfte nicht nur für gute Ergebnisse gesorgt haben, sondern auch dafür, dass sich die Arbeit mit ihnen gut angefühlt hat.
Du kannst die Frage auch umdrehen und überlegen: Welche ehemaligen Vorgesetzten fandest du furchtbar und aus welchen Gründen? Hat dich die unklare Kommunikation geärgert? Hat die Wertschätzung gefehlt oder ein klares Ziel? Dann weißt du, dass du diese Sachen genau anders machen solltest.
Klare Werte definieren
Überlege dir, welche Werte dir für deine Arbeit wichtig sind. Wenn du nach deinen eigenen Werten entsprechend handelst, bist du für andere Menschen glaubwürdig, was Vertrauen schafft. Außerdem ziehst du Menschen mit ähnlichen Werten an.
Der Vorteil: Wenn deine Team-Mitglieder die selben Werte verfolgen wie du, kannst du von einem größeren Commitment für ihren Job ausgehen. Auch Andrea Wasmuth, CEO der Handelsblatt Media Group, achtet auf die Werte ihrer Team-Mitglieder, wie sie in einem Interview mit Turi2 sagt. Sie ist überzeugt, dass gemeinsame Ziele ein Team zum Erfolg führen.
Vertrauen durch gesunde Fehlerkultur
Wenn du die richtigen Leute mit passenden Werten ausgesucht hast, solltest du sicher stellen, dass du deine Top-Performer halten kannst. Top Führungskräfte wie Andrea Wasmuth und Janina Kugel sind sich einig, dass Vertrauen eine entscheidende Rolle spielt. Nur wenn Mitarbeitende Freiräume bekommen, können sie Neues ausprobieren. Dazu gehört auch eine wohlwollende Fehlerkultur. Als gute Führungskraft gehst dafür am besten mit gutem Vorbild voran und gibst auch selbst mal Fehler zu.
Eine Studie von 2022 hat gezeigt, dass Gruppen besser und effizienter zusammen arbeiten, wenn sie eine:n bescheidene:n Gruppenleiter:in haben. Das gibt den Gruppenmitgliedern die Sicherheit, dass auch sie Fehler zugeben können und gemeinsam nach Lösungen gesucht werden kann. Allerdings muss dazu gesagt werden: Weiblichen und nicht-weißen Führungskräften werden gemachte Fehler weniger verziehen. Frauen müssen sich im Arbeitskontext leider doch noch selbstbewusster geben, als sie sind.
Der Kompass für dein Team
Selbstbewusst und entscheidungsstark ist auch Sigrid Nikutta. Sie ist Vorstandsmitglied der Deutschen Bahn AG und Vorstandsvorsitzende der DB Cargo AG und möchte als Führungsperson ein Kompass sein. Im Podcast "Team A" erzählt sie, dass sie es als ihre Aufgabe ansieht, Orientierung zu geben und Ziele vorzugeben.
Die Forschung gibt ihr da recht: Führungskräfte arbeiten besonders effizient, wenn sie eine gewisse "Power" ausstrahlen. Eine Studie der Columbia Business School fand, dass Gruppenanführer:innen zu den besten Ergebnissen kamen, wenn sie zwar andere Perspektiven einnehmen konnten, aber gleichzeitig auch genug Durchsetzungsvermögen hatten, ihre Ideen und Entscheidungen umzusetzen.
Der Umgang mit dir, deinem Team und deinem Unternehmen
Die Qualität deiner Führung misst sich also an deinem Umgang mit dir selbst, deinem Team und deinem Unternehmen. Du solltest dich selbst immer wieder reflektieren, aber genauso auch auf dein Umfeld achten und den Weg deines Unternehmens kennen. Schau dir auch unbedingt an, welche Hindernisse dich erwarten können. Die nächsten Schritte kennen und überlegt handeln – das nennt auch Andrea Wasmuth als wichtige Aufgaben einer Führungskraft.
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