Du willst selbst einen Protest organisieren? Ob Demo oder Petition: Hier erfährst du, wie du deinen Protest organisierst.
Einen Protest organisieren - zeig deine Meinung
Die vergangenen Europawahlen haben gezeigt, dass Deutschland politischer wird. Um über 10 Prozent ist die Wahlbeteiligung im Vergleich zur vorherigen Wahl angestiegen. Immer mehr Menschen haben eine Meinung, immer mehr Menschen möchten mitreden. Gleichzeitig hat die Wahl aber auch gezeigt: Wir sind dagegen! Gegen Rechts, gegen den Klimawandel. Egal, wohin man blickt, in unserer Zeit scheint es immer wichtiger, Flagge zu zeigen.
Demo, Petition oder Boykott - so funktioniert's!
Doch wie wird man am besten selber aktiv? Wir haben uns verschiedene Protestformen angeschaut und erklären, wie man sie organisiert und was sie bringen.
Die Demonstration
Demonstrationen sind die wohl bekannteste Protestform. Wenn von einer „Demo“ gesprochen wird, hat jeder sofort ein Bild im Kopf: Menschen auf den Straßen, mit Bannern, Plakaten und lauten Rufen. Nicht umsonst ist die 68er-Generation den meisten bis heute ein Begriff. Doch auch fünfzig Jahre später sind Straßenzüge die beliebteste Methode, um Aufmerksamkeit zu erregen. Doch wie organisiert man eine Demonstration, was gilt es zu beachten und vor allem: Was bringt eine Demo?
- Wie organisiere ich eine Demo? Erst einmal sollte man sich fragen: Wofür will ich überhaupt auf die Straße gehen? Bedenkt dabei direkt, ob ihr für euer Anliegen auch einige Anhänger finden könnt – eine Demo ganz alleine funktioniert schließlich nicht. Als nächstes gilt es, die Eckdaten festzulegen: Wann soll die Demo stattfinden und wie soll die Route verlaufen? Es macht natürlich Sinn, als Ort einen möglichst öffentlichen Platz zu wählen, damit man von so vielen Menschen wie möglich wahrgenommen wird. Wenn diese Modalitäten geklärt sind und auch feststeht, wer der Versammlungsleiter ist, kann die Demonstration angemeldet werden. Das geht bei dem zuständigen Ordnungsamt. Dieses berät in der Regel auch zu strategischen Unklarheiten. Bei größeren Veranstaltungen wird empfohlen, ein Anmeldegespräch mit der Polizei zu führen. Nur wenn die Polizei weiß, wie groß die Veranstaltung geplant ist, kann sie auch für den Schutz der Teilnehmer sorgen. Sind die Formalitäten schließlich geklärt, heißt es: Los geht’s! Ladet ein, was das Zeug hält. Am meisten Zulauf erreicht man, wenn man eine öffentliche Veranstaltung bei Social Media schaltet und zum Beispiel bei Facebook postet. Aber auch Aushänge am Schwarzen Brett können Menschen mit gleichen Ansichten mobilisieren.
- Was bringt eine Demo? Eine Demonstration zu organisieren eignet sich vor allem, wenn man die breite Öffentlichkeit mit einem Thema erreichen möchte. Das heißt: Wenn ich möchte, dass von möglichst vielen Menschen über mein Anliegen gesprochen wird, ist eine Demo vermutlich genau die richtige Protestform. Am erfolgreichsten ist eine Demonstration aber, wenn man nicht nur viele Leute erreichen möchte, sondern gleichzeitig auch schon eine größere Interessengemeinschaft hinter sich hat. Je mehr Leute gemeinsam auf die Straße gehen, desto besser. Vergesst nicht, die Presse vorher zu informieren. So könnt ihr vielleicht sogar für Schlagzeilen sogen!
- Kleiner Tipp: Eignet sich euer Thema für eine kreativere Form des Protests? Wie wäre es zum Beispiel mal mit einem Flashmob, mit Tanz und Musik? Oder mit einer Menschenkette quer durch die Innenstadt?
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Die Petition
Das Wort „Petition“ stammt eigentlich aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Bittschrift“. Mit einer Petition kann man ein Anliegen, eine „Bitte“, an ein Parlament oder eine Behörde herantragen. Der wichtigste Adressat ist dabei der Bundestag, aber auch an jedes Bürgerbüro kann eine Petition gestellt werden.
- Wie organisiere ich eine Petition? Eine Petition muss immer schriftlich eingereicht werden und unterschrieben sein. Außerdem ist es wichtig, die eigene Adresse anzugeben, damit man über den Stand der Petition informiert werden kann. Die Forderung einer Petition sollte dabei so prägnant wie möglich formuliert werden. Jeder soll schließlich sofort wissen, worum es euch geht. Wählt die Überschrift deshalb am besten kurz und knackig, vor allem, wenn es sich um eine öffentliche Petition handelt.
- Starten könnt ihr eine Petition auf unterschiedliche Art und Weise. Ganz klassisch verschickt man eine Petition per Brief oder Fax. Populärer sind mittlerweile allerdings Online-Petitionen, die zum Beispiel direkt über die Internetseite des Bundestages eingereicht werden können. Wenn eine Petentin oder ein Petent gleich 50.000 Unterstützer innerhalb von vier Wochen für das eigene Anliegen gewinnen konnte, hat die Petition das sogenannte Quorum erreicht, wie kürzlich die Petition zur Tamponsteuer. Das bedeutet, dass der Initiator einer Petition die Möglichkeit erhält, in einer öffentlichen Sitzung des Petitionsausschusses im Deutschen Bundestag mit zu diskutieren. Doch ganz unabhängig von der Anzahl an Unterstützern: Jede Petition, die den Bundestag erreicht, wird parlamentarisch geprüft.
- Neben der offiziellen Internetseite des Bundestages gibt es viele weitere Websites, über die man eine öffentliche Petition starten kann. Im internationalen Raum zählt change.org zu den beliebtesten Seiten mit weltweit ganzen 297.482.000 aktiven Unterstützern, in Deutschland ist weact.campact.de sehr beliebt. Über Campact sind es innerhalb Deutschlands zum Beispiel schon 1,9 Millionen Petitionsunterstützer.
- Was bringt eine Petition? Wer sich vorgenommen hat, „richtig was zu bewegen“, der sollte unbedingt eine Petition starten. Kaum eine andere Protestform schafft es, den Gesetzgeber so unmittelbar unter Druck zu setzen, wie eine vielfach unterschriebene Petition. Eine Petition mit 30.000 Unterstützerinnen und Unterstützern war es zum Beispiel auch, die dafür gesorgt hat, dass der Weltfrauentag in Berlin zum Feiertag erklärt wurde.
- Online-Petitionen über change.org oder andere Plattformen schaffen es aber nicht nur, für Gesprächsstoff im Parlament zu sorgen, sondern helfen auch bei kleineren Anliegen, Unterstützung in der Öffentlichkeit zu finden. In diversen Kampagnen konnte zum Beispiel ganz erfolgreich schwerbehinderten Menschen in der Bewältigung ihres Alltags geholfen oder eine Abschiebung verhindert werden.
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Boykott
Nicht immer gilt "Think big!" wie bei Petitionen. Man kann auch kleiner denken und einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft leisten, sich klar gegen etwas positionieren. Eine Möglichkeit dazu ist ein Boykott. Wenn wir den Begriff "Boykott" benutzen, meinen wir damit zumeist die wirtschaftliche Ächtung von etwas, oder – ganz simpel ausgedrückt – bei einem Boykott wird aufgehört, bestimmte Dinge zu kaufen.
- Wie organisiere ich einen Boykott? Im Grunde ist ein Boykott eine ganz einfache Form des Protests. Wenn man zum Beispiel ein Zeichen für mehr Umweltschutz und gegen zu viel Plastikmüll setzen möchte, dann kann man schlicht damit aufhören, Waren und Produkte zu kaufen, die in Plastik verpackt sind. Ein Boykott kann somit schon ganz wunderbar als ein-Personen-Protest funktionieren. Doch auch hier gilt: Je mehr Mitstreiter, desto wirksamer.
- Was bringt ein Boykott? Konkret zum genannten Plastik-Beispiel: Wenn immer mehr Menschen aufhören, plastikverpackte Produkte zu kaufen, ist es möglich, dass Unternehmen anfangen, umzudenken. Das kann so weit gehen, dass diese Unternehmen schließlich aufhören, Plastikverpackungen zu nutzen. Bestes Beispiel: Aldi! Weil das Thema Umweltschutz mittlerweile für viele Konsumenten so wichtig geworden ist, hat der Discount-Riese beschlossen, eine „Verpackungsmission“ zu starten. Ähnlich funktioniert das auch bei Fast Fashion oder Fleischkonsum. Also: Was auch immer du boykottieren willst – spread the word!
Und sonst so?
Die Demokratie mitzugestalten und sich in die Gesellschaft einzubringen ist wichtig. Nicht immer muss es dabei eine der drei genannten Protestformen sein. Es gibt viele verschiedene Formen sozialen Engagements und Möglichkeiten, wie du etwas Gutes tun kannst. Wer die richtige Form für sich sucht, kann einen kleinen Test auf der Seite demokratie-leben.de machen. Diese Initiative des Familienministeriums hilft, herauszufinden, welche der vielen Möglichkeiten des Engagements am besten auf die eigene Lebenssituation passt. Egal ob sozialer Marathonlauf oder freiwillige Feuerwehr - hier ist für jeden etwas dabei!
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