Das Abtreibungsgesetz in Irland ist gekippt: Die irische Bevölkerung hat sich letzte Woche für die Reform des rigiden Gesetzes entschieden. Wir blicken zurück auf ein hochemotionales Referendum.
Irland hatte bis dato eine der striktesten Abtreibungsgesetze weltweit. Aufgrund dieser Regulierungen sahen sich täglich Frauen dazu gezwungen, ins Ausland zu reisen, um Abtreibungen vorzunehmen. Nur dort fanden sie die Hilfe und Betreuung, die ihnen in ihrem eigenen Land verwehrt blieb.
Das Abtreibungsgesetz wurde 1983 im irischen Gesetz verankert. Damals stimmte eine Mehrheit von 67 Prozent für den Zusatz, der Abtreibung auch nach Vergewaltigung verbietet und illegale Abtreibungen mit 14 Jahren Haft verurteilt. In der Vergangenheit gab es bereits zahlreiche Proteste gegen das Abtreibungsgesetz. Besonders heftig waren die Reaktionen nach dem Tod einer Mutter im Jahr 2012 - ihr war eine Abtreibung verweigert worden, obwohl sicher war, dass das Baby in ihrem Bauch sterben würde. Sie infizierte sich und starb an einem septischen Schock.
Nun sollte ein Referendum am 25. Mai die Stimme des Volkes erneut einholen. Die Frage lautete: Soll das Abtreibungsgesetz reformiert werden?
#Hometovote– Reisen, um Geschichte zu schreiben
This photo. ---- #HometoVote pic.twitter.com/GFAYX6AfsM
— Ngan Tran (@casaguglielmi) 26. Mai 2018
Dass es sich hier um eine elementar wichtige Frage handelt, eine Frage auch nach Freiheit und Gleichberechtigung für Irlands Frauen, empfanden sehr viele Iren so – auch diejenigen, die im Ausland lebten. Tausende Iren und Irinnen reisten aus allen Ecken der Welt an, um ihre Stimme abzugeben. Ihren Spirit teilten sie auf den sozialen Netzwerken unter dem Hashtag #hometovote.
Wir haben einige der schönsten und bewegendsten Posts zusammengetragen, die von diesen historischen Tagen in Irland erzählen:
Brussels airport boarding to Dublin. The passengers on one flight #hometovote #Repealthe8th pic.twitter.com/pGyoanvFT3
— Paula Kehoe (@paulamkehoe) 24. Mai 2018
Aus der ganzen Welt reisten die jungen Irinnen nach Irland, um mit Ja zu stimmen – für die Aufhebung des Abtreibungsgesetzes. An den Flughäfen stehen hunderte Menschen in Schlangen mit dem Ziel Dublin. Sie kommen aus L.A., aus Düsseldorf und aus London. Sie kommen mit nicht mehr und nicht minder als ihrer Stimme im Gepäck.
Die langen Strecken, die sie zurücklegen, sind es ihnen wert. Ihre Reisen sind ein Andenken an jede Frau, die ausreisen musste, um eine Behandlung zu bekommen, die im eigenen Land zugänglich sein sollte. "Lasst uns das angehen Irland!"
I'm coming #HomeToVote ! Will be traveling 5,169 miles from LA to Dublin and will be thinking of every Irish woman who has had to travel to access healthcare that should be available in their own country. Let's do this, Ireland! #repealthe8th #VoteYes pic.twitter.com/fZDxUIGrs9
— Lauryn Canny (@LaurynCanny) 23. Mai 2018
Die Passagiere zum Boarding nach Dublin sind leicht zu erkennen. Auf ihren T-Shirts ist der Aufdruck "Together for Yes" (Gemeinsam für Ja) zu lesen. "It's them, the legends" (Sie sind die Legenden.) steht in den Kommentaren. Sie sind die Generation, die mit ihrer Wahl das irische Gesundheitssystem modernisiert.
Look at the amazing footage from Dublin Airport last night of the #HometoVote people returning. This vote can change Ireland into a more caring, compassionate place #together2vote #Together4Yes pic.twitter.com/06Aj7QM8uc
— Together for Yes (@Together4yes) 25. Mai 2018
Leo Varadkar, der irische Premier stimmt ebenfalls mit Ja zur Aufhebung des Abtreibungsgesetzes und twitterte: "Ein großes JA von mir!"
It’s a big YES from me. #Together2Vote #Together4Yes #repealthe8th #VoteYes #8thref pic.twitter.com/ExMVuVga2p
— Leo Varadkar (@campaignforleo) 25. Mai 2018
Zwei Drittel stimmten gegen das Abtreibungsgesetz
Die weiten Reisen haben sich für die Befürworter der Reform gelohnt. Die Reform des Abtreibungsgesetzes wurde von einer großen Mehrheit der Iren befürwortet. Stolz feierten viele junge Irinnen diesen Erfolg, der ihnen sicherlich auch in Zukunft den Mut gibt, ihre Stimme zu erheben.
Für Maryam Khan standen die Bildern von den anreisenden Frauen Pate für gesamte femiministische Bewegung:
"#Hometovote ist Feminismus in Aktion. Irinnen aus der ganzen Welt nehmen lange, anstrengende und teure Reisen auf sich, damit Frauen, die eine sichere und legale Abtreibung wollen, dasselbe nie wieder tun müssen."
#hometovote is just the best display of feminism in action: Women across the world making long, strenuous and expensive journeys so that women who want a safe and legal abortion never have to do the same. ✊-- #Repealthe8h
— Maryam Khan (@MaryamKahn) 25. Mai 2018