Die zehn wichtigsten Tipps für mehr körperliche Power und Balance? Christo Foerster, Diplom-Sportwissenschaftler und systemischer Coach, hat sie uns verraten!
Wie oft habe ich über dieses Thema schon recherchiert, philosophiert und gestritten. Wie gerne übersetze ich es immer wieder für mich selbst in die Praxis. Wie viele Menschen sind dankbar, es endlich nachhaltig anzugehen! Die Kraft aus unserem Körper. Unfassbar, wie sehr deren Einfluss immer wieder heruntergespielt wird. Als wären wir nur noch Denker. Selbst wenn: Jeder Gedanke, den der Mensch fasst, ist an eine körperliche Reaktion gekoppelt. Unser System ist so faszinierend komplex, dass Körper, Seele und Geist immer untrennbar miteinander verknüpft sind. Genau genommen lassen sie sich nicht einmal richtig auseinanderdefinieren. Wenn dein Körper nicht rund läuft, stottert dein ganzes System.
Deshalb: Bringe dein System in Balance. Ich bin kein Mucki-Fanatiker – ein bis zum Geht-nicht-mehr aufgepumpter Körper ist genau so wenig in Balance wie ein von Alkohol oder Medikamenten zerfressener. Und dieses so samtweiche Wort Balance steht in diesem Zusammenhang auch nicht automatisch für Wellness, Yoga und Meditieren.
Lasse das Pendel kräftig ausschlagen – und zwar in beide Richtungen. Erforsche dein riesiges körperliches Potenzial in allen Dimensionen. Natürlich gibt es keinen allgemeingültigen, verbindlichen Standard der körperlichen Fitness. Das wäre tatsächlich bedenklich. Trotzdem gehören wir alle zur gleichen Spezies und es gibt einfach ein paar Basics – Dinge, über die sich jeder Körper freut. Für die er sich mit unbändiger Energie revanchiert:
Tipp 1: Baue Muskeln auf
Muskulatur ist wichtig. Für jeden. Sie verbrennt Kalorien (sogar während des Schlafens), sie stützt und schützt Knochen und Gelenke. Sie verleiht unserem Körper Spannung. Vor allem nimmt sie ab einem Alter von Mitte 20 langsam aber sicher ab – wenn du nicht gegensteuerst. Du kannst dafür mit allen möglichen Arten von Gewichten arbeiten, aber auch einfach mit dem Gewicht deines Körpers. Wichtig ist, dass du Übungen machst, bei denen möglichst nicht nur eine Muskelpartie separat angesprochen wird, sondern solche, die komplexe Bewegungen und den Einsatz ganzer Muskelketten erfordern.
Tipp 2: Suche Herausforderungen
Beim körperlichen Training wird das Anpassungsprinzip besonders gut sichtbar – wir brauchen neue Reize, um wachsen zu können. Nur wenn du ihn überraschst, sagt dein Körper nach einem Training anschließend: "Oha, so unvorbereitet will ich aber nicht noch einmal sein." Er braucht, je nach Größe der Überraschung, dann etwas Zeit, um sich zu sammeln, aber die Reize sollten auch nicht zu selten erfolgen, sonst lehnt dein Körper sich immer wieder zurück, weil er denkt: "War wohl falscher Alarm, kommt ja doch nicht nochmal vor." Für den richtigen Reizrhythmus brauchst du Achtsamkeit und Erfahrung.
Tipp 3: Sei kreativ
Wähle Herausforderungen so, dass sie nicht nur einen hohen Level an Grundfitness, sondern auch kreative Problemlösungen erfordern. Spiele, verzweifle, triumphiere! Schweiße Nervenzellen und Muskulatur zu einer unschlagbaren Einheit zusammen. Dafür musst du möglicherweise Dinge tun, die du noch nie getan hast. Wie löse ich diese verdammte Kletterroute? Welchen Move kann ich so weit entwickeln, dass er zu meinem Markenzeichen wird? Nicht alle Bewegungsformen eignen sich für kreative Akzente – ein Marathonläufer rennt eben einfach nur schnellstmöglich über den Asphalt – wichtig ist aber, dass du das Problemlösen in der Bewegung nicht vernachlässigst.
Tipp 4: Mach' Meter
Gehe raus und lege Entfernungen zurück. Nicht nur, weil das logischerweise die Ausdauer trainiert, sondern vor allem für das wunderbare Gefühl, aus eigener Kraft von A nach B zu gelangen. Um zu sehen – und zu spüren – wie sich die Landschaft verändert. Um voranzukommen.
Tipp 5: Finden deine Schwächen
Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Hole dir Rat von Experten (zum Beispiel von guten Fitnesstrainern, Physiotherapeuten oder Osteopathen) und überprüfe mit deren Hilfe, ob und wo dein Körper schwächer ist, als er sein sollte. Wenn du gezielt an diesen Baustellen arbeitest, dann wirkt das oft Wunder. Hören auf deinen Körper, aber vertraue auch den Profis: Die Zusammenhänge erschließen sich manchmal erst, wenn du Ergebnisse siehst.
Tipp 6: Lerne Kontrolle
Wir gehen meist viel zu kontrolliert durchs Leben und tun gut daran, uns lockerer zu machen. Das gilt auch für das körperliche Training (wie viele Läufer hecheln ständig bestimmten Zeitvorgaben hinterher!). Aber was das Zusammenspiel von einzelnen Muskelgruppen, Sehnen, Bändern und Nervenzellen, also die Koordination unserer Bewegungen betrifft, da ist Präzision doch etwas Tolles. Pilates, ein Training das (in seiner kernigen Urform) den Körper unglaublich stark macht, hieß eigentlich Contrology. Erst nach dessen Tod wurde es nach seinem Erfinder Joseph Pilates genannt.
Tipp 7: Erkunde deine Grenzen
Grenzen existieren erst einmal in Ihrem Kopf. Solange du nicht bis an deine Grenzen herangegangen bist, kannst du sie nur vermuten. Es ist kontraproduktiv, ständig am Limit zu trainieren, aber um überhaupt zu wissen, wo es liegt, musst du hin. Das wird hart. Trotzdem (oder gerade deshalb) fühlt es sich später gut an.
Tipp 8: Habe Spaß
Das ist das Allerwichtigste: Bewegung und körperliches Training müssen Spaß machen. Sonst absolvierst du nur und genießt nicht. Du bist der Boss, also suche dir etwas raus, das du gerne tust. Du musst ja nicht trainieren, du darfst. Großartig, oder?
Mehr Infos zu Christo Foerster: www.deinbestesich.com und www.instagram.com/deinbestesich.
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