Nüchtern ist das neue Cool: Immer mehr Millennials und GenZler:innen verzichten zumindest auf Alkohol. 5 Gründe, warum es sich lohnt, beim Alkfrei-Trend mitzumachen – auch über den "Sober October" hinaus.
"Sober October": Viele Jüngere verzichten gerade auf Alkohol
Auch schon ein paar Drinks zuviel gehabt, seitdem "was trinken gehen" wieder eine Option ist? Nach einem Aperol und Weißwein-getränkten Sommer entscheiden sich gerade vor allem viele junge Menschen dafür, am "Sober October" teilzunehmen und einen Monat lang auf Alkohol zu verzichten. Auf TikTok zählt der #SoberOctober ganze 14,2 Millionen Beiträge, auf Instagram immerhin 110.000. Natürlich ist der Sober October wie auch der Dry January nichts Neues, aber man gewinnt zusehends den Eindruck, dass der Nüchtern-Trend immer mehr an Beliebtheit gewinnt. Nicht nur, weil das Angebot an alkoholfreien Drinks immer mehr zunimmt, sondern auch, weil man immer häufiger von Schlagworten wie "Mindful Drinking" oder "Sober Curious" (übersetzt: "nüchtern neugierig") liest.
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Auch die Ernährungswissenschaftlerin und Trendforscherin Hanni Rützler prognostiziert im Foodreport 2021 einen ansteigenden Nüchternheitstrend. Plötzlich scheint es angesagter, am nächsten Morgen mit klarem Kopf in den Tag zu starten, als beim Feierabendbier mit den Kolleg:innen über die Stränge zu schlagen. Woher kommt diese neue Attitüde?
Angebot von alkoholfreien Getränken boomt
"Es ist mit Sicherheit ein Trend der Generation Z", meint der Ernährungswissenschaftler Uwe Knop im Redaktionsnetzwerk Deutschland. Wer Ü40 sei, hätte "keinen großen Drang, Infused Water zu trinken”. Jüngere Menschen scheinen immer bewusster zu konsumieren und Lebensmittel nach ihren gesundheitlichen Auswirkungen zu bewerten. Gleichzeitig sei aber auch gesagt, dass der Nüchternheitstrend vor allem in größeren Städten zieht. Isabella Steiner und Katja Kauf aus Berlin haben neben ihrem Onlineshop für alkholfreie Getränke ("nüchtern.berlin") sogar schon den ersten alkoholfreien Späti in Deutschland eröffnet. Solche Konzepte würden in ruralen Gegenden, wo der Nüchtern-Trend noch nicht wirklich angekommen ist, wohl kaum aufgehen.
5 Gründe, die dafür sprechen, beim "Sober October" mitzumachen
Auch "Sober curious" geworden? Es ist noch nicht zu spät, dem "Sober October" eine Chance zu geben und stattdessen auf Erkundungstour in der Welt der alkoholfreien Drinks zu gehen. Das kann sich nämlich aus mehreren Gründen lohnen. Hier mal die fünf überzeugendsten:
1. Dein Körper dankt es dir
Schon ein paar Wochen Alkoholverzicht bewirken im Körper so einiges. "Innerhalb von zwei Monaten können sich durch eine absolute Abstinenz auch nachweisbare Schäden an der Leber wie beispielsweise alkoholbedingte Entzündungen oder eine Fettleber zurückbilden", erklärt Georg Poppele, Sprecher des Arbeitskreises Qualifizierter Entzug in der Inneren Medizin des Berufsverbandes Deutscher Internisten gegenüber der Deutschen Presse Agentur (dpa). Doch nicht nur die Leber wird entlastet, auch das Risiko für Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt, wenn man Alkohol (langfristig) aus seinem Leben verbannt. Bereits zwei bis vier Wochen Entzug helfen übrigens auch dem Immunsystem dabei, sich zu erholen.
2. Du hast mehr Energie
Eine Studie der Universität Sussex hat untersucht, was sich für die Proband:innen verändert, wenn sie einen Monat lang auf Alkohol verzichten. Dabei berichteten 67 Prozent davon, dass sie mehr Energie hatten. Klar: Wenn der Kater am nächsten Tag nicht an den eigenen Kräften zehrt, fühlt man sich fitter und schafft auch mehr im Alltag. Und das ist auch im Arbeitsleben viel wert: Erholt und mit klarem Kopf schafft man es viel leichter durch den Tag.
3. Schlafprobleme adé
Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass ein Gläschen Wein am Abend für besseren Schlaf sorgt. Viele schwören zwar darauf, dass sie damit besser einschlafen, aber Studien haben gezeigt, dass die Schlafqualität insgesamt darunter leidet: Man schläft unruhiger und fühlt sich am nächsten Tag nicht wirklich fit. Es mag ein bisschen dauern, bis sich der Körper an den Verzicht der abendlichen Einschlafhilfe gewöhnt – aber langfristig wird dein Schlaf davon profitieren.
4. Du lernst, "Nein" zu sagen
Zwar erfährt der Nüchtern-Trend gerade einen großen Aufwind, aber häufig wird man trotzdem noch schräg angeschaut, wenn man sich als Einzige:r in der Runde etwas Alkoholfreies bestellt. Bis dieser Trend gesellschaftlich breit akzeptiert wird, kann es wohl noch ein Weilchen dauern. Aber wer stark bleibt, lernt gleichzeitig das "Nein sagen" und bleibt sich selbst treu – eine Qualität, von der wir unser ganzes Leben lang profitieren können. Und nur Mitläufer:in bei etwas zu sein, weil es sozial akzeptierter ist, ist am Ende doch auch gar nicht so cool.
5. Deine Resilienz kann sich verbessern
Eine Studie der University of Hongkong ergab, dass sich das psychische Wohlbefinden bei Erwachsenen (insbesondere bei Frauen) verbesserte, wenn sie vollständig auf Alkohol verzichteten. Einige Menschen greifen zu Alkohol, um Stress und Ängste abzubauen oder unerwünschte Gedanken und Gefühle zu betäuben. Das ist aber kurz gedacht, denn früher oder später holen einen die Sorgen wieder ein. Wer auf Alkohol verzichtet, übernimmt direkt mehr Kontrolle über sein Leben und lernt, mit Herausforderungen oder negativen Gefühlen klarzukommen – das fördert auch die Resilienz, also die psychische Widerstandskraft.
Wem der "Sober October" übrigens nicht reicht: Den "No Alcohol November" gibt's auch noch!
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