Wie uns eine Morgenroutine aus dem Ayurveda für den Tag stark macht, verrät Dr. med. Janna Scharfenberg. Plus: ihre liebsten Tipps und Rezepte.
Dr. med. Janna Scharfenberg ist ganzheitlich praktizierende Ärztin mit Weiterbildung in Ayurvedischer Medizin und Yogalehrerin, Coach und Bloggerin. Sie gibt Health-Kurse und talkt in einem wöchentlichen Podcast.
Deine ayurvedische Morgenroutine
Im Ayurveda wird viel Wert auf eine sanfte tägliche Reinigung gelegt, so dass es gar nicht erst zu einer starken Ansammlung von Giftstoffen kommt. Die Morgenroutine nimmt im Ayurveda einen ganz wichtigen Stellenwert ein. Denn über Nacht sammeln sich naturgemäss viele Stoffwechselrückstände an, die wir am morgen gut entfernen können. Dies ist aber nicht nur auf körperlicher, sondern auch mentaler Ebene zu sehen. Daher werden die morgendlichen Stunden im Ayurveda als besonders kraftvoll angesehen. Wir können uns von Altem lösen und unvoreingenommen auf neues einstellen. So bringen wir alle drei Doshas schon ganz natürlich in Einklang.
Wie ist mein perfekter Start in den Tag?
Natürlich gibt es unzählige Varianten, wie du in den Tag starten kannst und die Dauer und Komponenten sind natürlich dir selbst überlassen. Eine Morgenroutine muss nicht unbedingt lang sein, sie sollte aber die unterschiedlichen Eben unseres Seins ansprechen.
Der Körper wird sanft durch ayurvedische Reinigungsrituale gereinigt und durch Körperübungen (z.B. Yoga) aktiviert. Durch Meditation, Atemübungen und das Setzen einer Intention wird der Geist zentriert und bewusst auf den neuen Tag ausgerichtet.
Diese Elemente kannst du zum Beispiel in deine ayurvedische Morgenroutine einbauen:
Tipp 1: Morgens ein Glas warmes Wasser
Nach der ausführlichen Mundhygiene wird im Ayurveda empfohlen den Körper mit Flüssigkeit zu versorgen, idealerweise mit mindestens einem Glas warmen, abgekochten Wasser. Wer mag, mischt mit einem Spritzer frischer Zitrone oder verschiedenen Heilkräutern.
Darum ist es sinnvoll: Warmes Wasser regt die Darmätigkeit an und gleicht den Flüssigkeitsverlust aus der Nacht aus. Wer oft Kopfschmerzen hat: Wasser ist ein natürlicher Kopfschmerzbekämpfer. Egal ob du schlecht geschlafen hast, verkatert bist oder dich in einem Koffeinentzug befindest.
Warum warm und nicht kalt?
Nach dem Aufstehen brennt unser Verdauungsfeuer, unser Agni, noch nicht auf Hochtouren. Nehmen wir nun eine kalte Flüssigkeit zu uns, wird die Verdauung nicht angeregt sondern gebremst. Dein Körper muss mehr Energie aufwenden um das Wasser auf die innere Körpertemperatur zu bringen. Daher ist warmes Wasser viel besser verträglich.
Tipp 2: Zunge schaben
Der Zustand unserer Zunge sagt über unseren Gesundheitszustand enorm viel aus. In der ayurvedischen Medizin wird die Zunge als wichtige obere Verlängerung des Magen-Darm-Traktes angesehen. Die Beschaffenheit und auch der Belag helfen bei der Einschätzung der allgemeinen Gesundheit und geben Hinweise auf mögliche Dysbalancen. Daher ist die Zungendiagnose ein wesentlicher Bestandteil der ärztlichen ayurvedischen Diagnose. Und so funktioniert's:
-
Spezielle Zungenschaber gibt es in der Drogerie, du kannst aber auch einen Teelöffel nehmen.
-
Setze den Schaber hinten an der Zunge (Achtung, nicht zu weit hinten, sonst gibt es einen unangenehmen Würgereflex!) an und zieh ihn mehrmals sanft bis zur Zungenspitze.
-
Zwischendurch kannst du den Schaber kurz unter laufendes Wasser halten um ihn zu reinigen. Spüle anschließend deinen Mund mehrmals gründlich aus.
Tipp 3: Ölziehen
Ölziehen ist eine ganz einfache Methode zur täglichen Entgiftung, die sowohl in der Naturheilkunde als auch in der ayurvedischen Medizin verwendet wird. In beiden medizinischen Systemen wird angenommen, dass man über die Mundschleimhaut den Organismus entgiften kann. Im Ayurveda zählt der Mundraum zum Verdauungstrakt, in dem sich vor allem über Nacht, wenn wir nicht regelmässig schlucken, trinken oder Speichel produzieren Giftstoffe aus dem Verdauungstrakt sammeln. Die sind unter anderem für Mundgeruch und einen schlechten Geschmack im Mund verantwortlich. Daher sollte neben dem Zähneputzen auch der restliche Mundraum täglich gründlich gereinigt werden.
Ölziehen hat einen sehr positiven Effekt auf die allgemeine Mund- und Zahngesundheit:
- gründliche Entfernung von Belägen und Verfärbungen
- Stärkung der Zähne und Karies-Prävention
- Vorbeugung von Entzündungen und Aphten (schmerzhafte kleine Entzündungen im Mundraum
- Bekämpfung von Mundgeruch
Und so geht's: Einen Esslöffel Bio-Sesamöl, Bio-Kokosöl oder Bio-Sonnenblumenöl in den Mund nehmen, am besten morgens direkt nach dem Aufstehen auf nüchternen Magen. Nicht einmal Wasser sollte man vor dem Ölziehen trinken. Etwa 15–20 Minuten im Mund hin- und herziehen. Die Öl-Speichel-Mischung wird im Mund immer dünnflüssiger und färbt sich weiß. Dann kann man das Öl ausspucken. Am besten in ein Papiertaschentuch, damit das Öl samt den Giftstoffen und Bakterien nicht in den Wasserkreislauf gelangt. Das Tuch anschließend einfach in den Hausmüll werfen.
Tipp 4: Yoga
Yoga kann zur Morgen-Routine gehören und unseren Körper in Schwung bringen. Aber nicht nur der klassische Morgengruß schenkt uns Energie für den Tag: Jannas Yoga-Morgenroutine zeigt sie uns in Video-Tutorials zum Mitmachen.
Tipp 5: Warmes Frühstück
Bis 10 Uhr befinden wir uns im Tageszyklus im Kapha Dosha, also einer kühlen und gemächlichen Qualität. Daher brennt unser Verdauungsfeuer auch noch nicht auf Hochtouren. Um dein Frühstück trotzdem gut verdauen zu können, sollte es warm, leicht und nahrhaft sein.
Dafür eignen sich wunderbar warme Getreidebreie, sogenannte Porridges.
Wer keinen Porridge mag, kann alternativ einen ayurvedischen goldenen Smoothie, ein Crumble aus dem Ofen aber auch gerne mal etwas herzhaftes wie eine Misosuppe mit Gemüseeinlage frühstücken. Brot geht auch, aber möglichst getoastet und mit einem vegetarischen Aufstrich oder Gewürzen aufgepeppt.
Jannas Lieblingsrezept für ein ayurvedisches Frühstück:
Ayurveda PORRIDGE BOWL
etwas Kokosöl
Etwas frischen Ingwer
1/2 TL Zimt
Prise Kreuzkümmel
Prise Himalaya Salz
Prise Muskatnuss
Prise Kardamom
Ahornsirup nach Belieben
1 EL Mandelmus
Prise Ashwagandha-Pulver (optional)
Zusätzliches Wasser oder Mandelmilch
Zarte Haferflocken
Die Zutaten der Reihe nach in einen Topf geben und unter stetigem Rühren erwärmen. Wenn alles gemischt ist, einmal aufkochen lassen und dann zugedeckt 10 Minuten bei geringer Hitze quellen lassen. Mit Mandelmilch und Süße abschmecken und warm genießen. + Saisonales warmes Obst und geröstete Mandeln eignen sich als Topping.
Tipp 6: Journaling
Dinge aufzuschreiben hilft uns, sie bewusster zu machen. Tipp für eine ayurvedische Morgenroutine: Kurz und knapp in ein Tagebuch schreiben, um so die Intention des Tages zu setzten. Zum Beispiel: 3 Dinge, für die ich dankbar bin, welches Gefühl möchte ich heute durch den Tag durch präsent haben, auf was freue ich mich heute am meisten.
Das hilft mir mich zu erden, einen positiven Fokus zu setzen und im schnellen Alltag zwischendurch wieder in den aktuellen Moment zu kommen.
Tweet
Buchtipp: Ayurveda for Life – ab Mai
Janna Scharfenberg hat ihre Erfahrungen von einem Leben mit Ayurveda nun in einem Buch zusammengefasst: "Ayurveda for Life: Ayurvedische Heilkunst für einen modernen Lebensstil und Alltag - Für mehr Balance und Gesundheit - Mit Rezepten, Yoga-Übungen und Selbsttests" erscheint am 20. Mai 2019 als Taschenbuch, 18 Euro.
Tipp: Nasenspülung "Nasya"
Wer gesundheitliche Probleme wie Migräne, Augenbeschwerden, Tinnitus, Heiserkeit, Nasennebenhöhlenentzündung oder Heuschnupfen hat, kann seine Beschwerden mit regelmäßigen Nasenspülungen lindern. Mit einem Nasenspülkännchen aus der Apotheke eine Meersalz-Wasser-Lösung in das eine Nasenloch einlassen (währenddessen nur durch den Mund atmen) und sie durch das andere herausfließen lassen. Nicht zu früh aufgeben – das Prozedere erfordert etwas Übung. Eine trockene Nase kann man mit ein paar Tropfen Sesamöl (aus einer Pipette oder auf dem kleinen Finger) pflegen.
Mehr zum Thema Gesundheit: