"Und was isst du dann?" ist ein Kochbuch gegen den Unverträglichkeitsfrust. Wer Laktose, Fruktose und Gluten nicht verträgt, hat am Herd nicht viel zu lachen. Es sei denn, man kocht wie Felix Bork und Deniz Ficicioglu.
Mit "Und was isst du dann?" hat Felix Bork gemeinsam mit Deniz Ficicioglu das lustigste Kochbuch des Jahres verfasst.
Jawoll, das behaupten wir jetzt schon! Dabei ist das Thema, mit dem sich der Berliner Künstler und die Strategin auseinandersetzen, eher weniger komisch. Es geht um Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Was bitte soll da noch auf den Teller?!?
"Die Kombination aus unseren Wehwehchen ist schon ziemlich geil", schreiben die zwei in ihrem Vorwort des Buches. Beide sind fruktoseintolerant, Deniz verträgt kein Gluten und Felix isst vegan. Sie gestehen, wie es früher bei ihnen war: "Wir tranken häufig nur, statt auszuknobeln, was wir gemeinsam kochen können, ohne dass hinterher jemand Bauchschmerzen bekommt. Auch darum gibt es diese Rezepte. Jetzt essen wir wieder."
Die Kochbuchautoren von "Und was isst du dann?" im Interview
Zum Interview treffen wir uns im Hermann’s in der Torstraße in Berlin-Mitte, wo Deniz seit Ende 2016 für Kommunikation, Trendrecherche und den Aufbau des Innovatoren-Netzwerks zuständig ist. Das Restaurant ist Event-Location und futuristisches Food Lab zugleich. Felix und Deniz trinken frische Pfefferminze und Wasser.
Felix, Deniz – wie ist das Gefühl, sich zum Essen zu verabreden, wenn man vieles nicht verträgt?
Deniz: Nun ja, wenn wir essen gehen und entsprechend "anstrengend" bestellen, ernten wir oft ein Augenrollen und genervte Blicke. Gerade hier in Berlin stehen Unverträglichkeiten mittlerweile unter dem Generalverdacht, konstruiertes Hipster-Gehabe zu sein. Wenn ich selbst Leute einlade, bekomme ich mittlerweile keine Schweißausbrüche mehr, weil ich genügend Rezepte kenne, die allen schmecken – auch den ganz "normalen" Essern.
Felix: Für mich ist das ganze Thema Essen immer noch etwas kompliziert, denn ich habe meine Diagnose ja noch nicht so lange. Zuerst dachte ich, dass ich quasi nur noch Gurke essen kann. Aber zum Glück hat mich Deniz dann auf ganz viele neue Ideen gebracht. Ich wollte das Buch also aus ganz selbstsüchtigen Motiven! (lacht)
Ihr habt nicht nur Fruktose, Gluten und vegan, sondern auch Humor! Die Kombi ist selten, oder?
Felix: Das stimmt. Denn oft ist einem auch nicht zum Lachen, wenn man von dem, was man eigentlich gerne isst, dauernd Bauchschmerzen bekommt …
Deniz: … oder Blähungen. Das will wirklich kein Mensch.
Felix: Aber warum noch darüber jammern, was sowieso schon nervt? Meine Spezialität sind schlechte Witze und alberne Kommentare. Damit nimmt man dem Unabänderlichen den Schrecken, macht es irgendwie ungefährlicher und damit ein wenig beherrschbarer.
Ihr schreibt, dass heute wichtiger sei, was auf dem Teller liegt, als was auf den Turnschuhen steht. Beobachtet ihr das in Berlin tatsächlich so?
Felix: Also, ich finde immer noch wichtig, was auf meinen Turnschuhen steht … (lacht)
Deniz: Ich beobachte, dass das Thema Essen bei vielen Leuten heute einen höheren Stellenwert hat als früher, nicht nur in Berlin. Sie hinterfragen die Herkunft von Lebensmitteln, die Produktionsbedingungen und entscheiden sich auch ganz bewusst gegen bestimmte Sachen, so wie Felix. Das ist doch eine tolle Entwicklung, auch wenn die Inszenierung von Food in den sozialen Medien manchmal übertrieben wird.
Felix: Also, in meinem Bekanntenkreis fotografiert niemand seinen Teller, bevor er isst.
Deniz: Als Food-Bloggerin lebe ich natürlich in gewisser Weise in einer Blase. Meine Mutter fotografiert ihr Essen auch nicht. Aber auch sie kennt und nutzt inzwischen Chiasamen und macht sich in einer neuen Art und Weise Gedanken über Lebensmittel.
Ein Supermarktbesuch geht bei euch schnell, denn 80 Prozent des Angebots kommen eh nicht infrage, schreibt ihr. Ist das im Alltag wirklich so lustig?
Deniz: Vielleicht klingt das jetzt kitschig, aber ich bin mittlerweile dankbar für meine Unverträglichkeiten. Früher habe ich unglaublich viel Mist gegessen, und es ging mir schlecht. Jetzt fühle ich mich wohl und habe den anfänglichen Frust, nichts im Supermarkt zu finden, zu einer spannenden Herausforderung für mich gemacht: Suche und finde die besten Lebensmittel, die Berlin zu bieten hat!
Felix: Aber zeitaufwendig ist das schon …
Deniz: Ja, von nix kommt nix.
Felix: Man muss mal ehrlich sagen, dass wir als flexible Freiberufler klar im Vorteil sind. Wir können und wollen diesen Aufwand um das Essen auf uns nehmen. Auch für mich hat es eine ganz neue Bedeutung bekommen, mit meinen Freunden gemeinsam einzukaufen, zu kochen und zu essen. Vor dem Fernseher zusammen Pizza mampfen, das findet jetzt nicht mehr statt. Aber das ist gut so!
"Und was isst du dann?" heißt das neue Kochbuch zum Thema Unverträglichkeiten. Hier gibt es noch mehr: Glutenfrei, pflanzlich, zuckerlos und trotzdem lecker. Geht nicht? Und ob! Mit 60 Rezepten schlagen die Autoren eine Schneise durch den Dschungel von Lebensmittelunverträglichkeiten. Was bleibt, ist ein glücklicher Bauch
(Was isst du dann? Glutenfrei, Pflanzlich, Zuckerlos, Eichborn, 25 Euro)
Was gibt's, wenn euch mal alles egal ist?
Felix: Gin Tonic. Und dann gern gleich mehrere.
Und das verträgst du nicht?
Felix: Gin schon, Tonic nicht. Leider.
Und was passiert dann?
Felix: Na ja, das Übliche: Durchie.
Deshalb auch die Drink-Kollektion "Skinny Bitches"? Wodka, Gin, Absinth, alles pur?
Felix: Genau.
Ist das nicht ziemlich öde?
Deniz: Ach, mit einem Schuss Mineralwasser geht’s. Manchmal nehme ich auch Bauchweh in Kauf für etwas, was ich wirklich liebe – Knoblauch zum Beispiel. Am Ende ist Ernährung eine Frage der Balance, das gilt für alle. Man darf es eben nicht übertreiben.
Felix: Und wenn einem doch mal ein Kilo Zwiebeln und acht Cola passieren, dann muss sich das eben auch echt krass lohnen! (lacht)