Seit Wochen wird Quiet Quitting schon als Phänomen in der Arbeitswelt besprochen: Es besagt, dass man nur noch das Nötigste liefert. Doch das gibt es auch in der Liebe und in Freundschaften. Warum es hilft, das Verhalten zu benennen.
Endlich gibt es das passende Wort! Gemeint ist ein Phänomen, was seit Längerem schon im Arbeitskontext beschrieben wird. Die stille Kündigung, die eigentlich gar keine Kündigung ist. Gemeint ist, dass Arbeitnehmer:innen nur noch das Nötigste tun. Die Zeit Autorin Caro Wucherer hat diese Einstellungen sich nun auch in Beziehungen entdeckt – und trägt mit dieser Übertragung dazu bei, dass sich nun ein Verhalten besser beschreiben lässt, für das vorher vielleicht passende Worte fehlten. Während es jedoch in der Arbeitswelt durchaus auch positiv sein kann, Grenzen zu setzen, verlaufen diese in zwischenmenschlichen Beziehungen ja nicht so klar.
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In der Liebe gibt es keinen "Dienst nach Vorschrift"
Zum Glück! In der Liebe oder in Freundschaften gibt es diesen Dienst nach Vorschrift nicht. Die Zuneigung zu einer anderen Person ist kein klar geregeltes Arbeitsverhältnis. Im Idealfall ist es eine Beziehung auf Augenhöhe. Wenn eine Person die Beziehung jedoch im Stillen aufgibt, ohne einen Schlussstrich zu ziehen, kann das für beide Seiten unangenehm sein. Dann entsteht ein Machtgefälle. Die eine Person bleibt ohnmächtig zurück und die andere ist wahrscheinlich auch nicht glücklich damit.
Die Person, die nicht genau weiß, was geschieht, fühlt sich vielleicht ohnmächtig. Sie hat das Gefühl, gegen eine Wand zu reden und Partner:in oder Freund:in nicht mehr zu erreichen. Manchmal kann man es nicht einmal an einem Detail festmachen. Eine Beziehung wird funktional und die Person, der klammheimlich die Beziehung gekündigt wurde, bleibt ratlos und grübelnd zurück.
Konflikte auszutragen ist oft ein Schritt aufeinander zu
Doch auch die andere Seite kann unangenehm sein. Wenn man etwa die Energie nicht aufbringen kann, einen Konflikt auszutragen. Man entfernt sich aus einer Freundschaft, ohne sich zu erklären. Die Freundschaft wird weniger innig und wichtig. Man hat vielleicht ein schlechtes Gewissen, bis man sich schließlich distanziert.
Gerade in Freundschaften kommt es natürlich vor, dass sich beide auseinanderleben. Und auch in einer Beziehung kann es Phasen geben, in denen man einfach zusammen funktionieren muss. In denen man sich vielleicht eher ein Team versteht. Und das kann über einen gewissen Zeitraum auch einmal völlig okay sein! Gerade wenn man sehr ausgelastet ist, kann man in einer Beziehung vielleicht nicht "alles" geben.
Doch entsteht ein Ungleichgewicht, lohnt es sich, die Sache anzusprechen und ihr auf den Grund zu gehen. Denn eine Beziehung schweigend ausschleichen zu lassen, ist wenig wertschätzend und unfair. Gut, dass es nun dieses Wort gibt! Vielleicht bietet Quiet Quitting ja einen Gesprächseinstieg … Behalten wir das Wort doch mal für entsprechende Situationen im Hinterkopf.
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