Die innere Widerstandskraft Resilienz ist derzeit sehr gefragt. Sie kann helfen, besser mit Herausforderungen fertig zu werden. Doch sie ist nicht die Lösung für jedes Problem.
Resilienz ist in den letzten Jahren zum Modebegriff avanciert. Das Wort kommt vom lateinischen Ausdruck für "abprallen" und meint in der Psychologie die Fähigkeit, sich an eine neue, schwierige Situation gut anpassen zu können. Ist jemand resilient, fällt es der Person leichter, mit Krisen und Herausforderungen fertigzuwerden. Statt dass einen die Widrigkeiten des Lebens umhauen, weiß man bei Problemen den Kurs neu zu setzen und nach vorne zu schauen.
Ob im Job oder privat: Widerständig gegen Krisen zu sein, vielleicht sogar an ihnen wachsen zu können – das klingt fast nach einer inneren Superkraft. Gerade in krisenhaften Zeiten wie den unseren. Es ist also mehr als verständlich, dass viele sich wünschen, resilient(er) zu sein.
Wenn du es nicht schaffst, bist du selbst schuld
Und trotzdem gibt es auch gute Gründe dafür, das Konzept Resilienz auch kritisch zu betrachten. Einerseits deshalb, weil es den Fokus sehr auf das Individuum lenkt, frei nach dem Motto: Wenn du mit dieser Krise nicht klarkommst, dann bist du einfach nicht resilient genug und musst an dir arbeiten. Dass es eventuell die Strukturen und Umstände sind, die geändert werden müssten, weil sie Krisen überhaupt erst verursachen, fällt aus dem Blickfeld.
Ein weiterer Kritikpunkt, der auch gegen andere Arten der "Selbstoptimierung" vorgebracht wird, zielt auf die Frage, wem die ganze Arbeit an der eigenen Person letztlich nützen soll. Geht es um die eigene Persönlichkeitsentwicklung als Selbstwert oder eher darum, möglichst lange fit und leistungsfähig auf dem Arbeitsmarkt zu performen?
Kein Allheilmittel
Einfach auflösen lässt sich diese Frage sicherlich ist, weil wahrscheinlich beides gleichzeitig zutrifft. Arbeitgeber:innen profitieren in jedem Fall davon, wenn ihre Angestellten resilient sind, denn dann können sie auch mit schwierigen Situationen umgehen.
Die Psychologin Isabella Helmreich forscht zum Thema Resilienz und betont gegenüber Deutschlandfunk, dass die innere Widerständigkeit nicht als Allheilmittel missverstanden werden sollte, mit der sich alle noch so widrigen Umstände einfach aushalten lassen. Selbst an einem resilienten Menschen prallt nicht alles einfach ab – und das soll auch gar nicht so sein.
Vielmehr sei auch eine gute Selbstfürsorge Teil der Resilienz sowie das Erkennen und Achten von persönlichen Grenzen, so Helmreich. Es sei wichtig, "dass auch Scheitern erlaubt sein muss", sowie negative Gefühle wie Trauer und Enttäuschung.
Wir dürfen auch verletzlich sein
Auch das Gegenteil von Resilienz, die Verletzlichkeit, gehört zum Menschsein dazu. Wir müssen weder alles aushalten noch alles schaffen. Manchmal liegt das Problem gar nicht in uns selbst, sondern im Außen. Doch mit einem realistischen Verständnis von Resilienz kann sie für das eigene Leben sehr hilfreich und wertvoll sein. Zwar ist Resilienz zum Teil angeboren, doch ein Stück weit kann man auch lernen, wie man mit stressigen Situationen, mit Herausforderungen und Krisen umgeht. Wie das geht, erfahrt ihr zum Beispiel hier.
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