Susan Choi und Ehemann Robbert de Wildt machen einfach ALLES zusammen: leben, arbeiten und sich um ihr gemeinsames Baby kümmern, die Cocktail-Bar "Mr. Susan". Klappt super. Ist Me-Time überbewertet?
Dauernd zusammen und (trotzdem) glücklich verliebt?
Es gibt ja so Paare, die wirken auch nach Jahren – oder sogar Jahrzehnten – noch beneidenswert verliebt. Während in vielen Partnerschaften das Alltagsgrau die rosaroten Wolken allmählich zur Seite schiebt, sobald die Anfangseuphorie abebbt, halten diese Paare immer noch unter dem Tisch Händchen und tauschen innige Blicke aus. Susan Choi, 46, und ihr Ehemann Robbert de Wildt, 36, sind so ein Paar. Wer die beiden erlebt, spürt sofort: Diese zwei sind verdammt glücklich miteinander. Und das, obwohl – oder gerade weil? – sie quasi rund um die Uhr zusammen sind. Susan und Robbert verbindet nicht nur eine Liebesbeziehung, sondern auch ein gemeinsames Business, die hippe Bar "Mr. Susan" in Berlin-Mitte. Seit vier Jahren schmeißt das Paar den von Susan gegründeten Laden Seite an Seite und serviert dem Publikum in stylischer Atmosphäre Drinks wie "Kimchi Margarita" und "Korean Paloma". Ein 24/7-Job, wenn auch einer, der Spaß macht: "Wir leben für die Bar. Wir begeistern uns beide für gutes Essen und fancy Drinks. Wir sind outgoing und gastfreundlich und einfach gerne unter Menschen", erzählt Susan.
Gemeinsamkeiten schweißen zusammen
Dass Gegensätze sich anziehen, gilt im Fall von Susan und Robbert nicht. Die gemeinsame Leidenschaft für Gastronomie und ausgefallene Spirituosen schweißt das Paar zusammen. "Es ist toll, dass wir uns durch unseren Job quasi rund um die Uhr sehen. Wir verbringen gerne so viel Zeit wie möglich miteinander", sagt Susan. "Klingt cheesy, ich weiß, unsere Freunde sind auch schon genervt von uns …"
"Er ist der Richtige"
In Beziehungsratgebern ist ja häufig die Rede davon, dass zu viel Nähe ungesund ist. Dass Liebe Freiraum braucht, um zu atmen und zu wachsen. Und überhaupt: Don’t fuck the company – verliebe dich bloß nicht am Arbeitsplatz. Susan und Robbert scheinen all diese Annahmen zu widerlegen. Wie schaffen sie es, rund um die Uhr als Doppelpack zu funktionieren? Haben sie nicht manchmal Angst, dass ihre Liebe doch irgendwann scheitert und es dann doppelt wehtut, weil Beziehung und Business so eng verknüpft sind? "Ehrlich gesagt haben wir noch nie darüber gesprochen, was passieren würde, wenn wir uns trennen. Das ist vielleicht blauäugig, aber ich bin mir sicher, dass unsere Liebe hält. Er ist der Richtige", sagt Susan.
Liebe auf den ersten Blick
Kennengelernt haben sich die beiden im Frühjahr 2019. Robbert, Barkeeper aus den Niederlanden, war damals im Spirituosenhandel tätig und für seine Firma auf Promo-Tour unterwegs in Berlin. Sein Weg führte ihn – Schicksal oder Zufall? – auch ins "Mr. Susan". Susan erinnert sich: "Er kam die Stufen zur Bar herunter und ich hatte sofort Herzchen in den Augen." Vier Wochen später waren sie ein Paar, wenige Monate danach zog der umtriebige Holländer bei Susan ein und übernahm den Job als Geschäftspartner und Barkeeper im "Mr. Susan". "Wir haben uns nie Gedanken darüber gemacht, ob unsere Entscheidung zusammenzuarbeiten klug ist oder nicht. Es hat sich so ergeben und richtig angefühlt", sagt Robbert.
"Natürlich machen wir auch Dinge alleine"
Früher hätte Susan, deren Mutter in den 70er-Jahren aus Korea nach Deutschland eingewandert ist und für Gleichberechtigung gekämpft hat, einen solchen Schritt gescheut. "Ich war immer auf meine Karriere fokussiert, meine Freiheit und Unabhängigkeit waren mir super wichtig", so die Bar-Besitzerin. "Ich denke, ich mochte vor Robbert einfach noch keinen Mann genug, um so viel Zeit mit ihm verbringen zu wollen." Haben die zwei wirklich nie das Gefühl, eine Pause vom anderen zu brauchen? "Nein, nie", antwortet Robbert. "Natürlich machen wir auch Dinge alleine, ab und zu mal Freund:innen treffen oder einkaufen. Gelegentlich gibt es auch berufliche Verpflichtungen wie Reisen, die wir getrennt wahrnehmen, einer von uns muss ja in der Bar die Stellung halten. Wir vermissen uns dann aber immer sehr." Susan geht außerdem vier- bis fünfmal die Woche zum Ballett. "Diese Me-Time genieße ich. Robbert bringt mich aber immer zum Studio." Demnächst will er auch wieder mit Sport anfangen. Es gibt also schon Bereiche, in denen sie sich getrennt voneinander verwirklichen.
Offene Kommunikation – das A & O
Und wie geht das Paar mit Konflikten um, wenn es welche gibt? "Natürlich haben auch wir mal Streit, alles andere wäre nicht normal", sagt Robbert. "Susan ist total chaotisch, ich ordentlich, da kracht es schon mal. Wir diskutieren das dann aus. Viele Menschen haben Angst vor Konflikten. Irgendwann bricht aber sowieso alles raus, was sich angestaut hat. Es ist wichtig, Dinge offen anzusprechen." Susan ergänzt: "Robbert ist sehr direkt. Da muss ich schon manchmal schlucken. Er kann sich aber auch gut entschuldigen, im Gegensatz zu mir. Ich würde ewig schmollend in der Ecke hocken. Er will sich immer schnell wieder vertragen. Daher sind wir nie lange böse aufeinander." Jobfragen gehören aber nicht auf die Wohnzimmercouch, da sind die zwei sich einig. Dafür haben sie ein wöchentliches Bar-Meeting.
Zusammen in die Zukunft schauen
Susan und Robbert verbindet darüber hinaus auch eine gemeinsame Zukunftsvision: Das Paar möchte eine weitere Bar eröffnen, vielleicht in Korea oder London. Susan: "Das wäre cool. Aber das Wichtigste für uns ist, dass wir auch zukünftig so viel Zeit miteinander verbringen können wie möglich."
Dieser Artikel erschien zuerst in EMOTION 7/23.