Warum wir tiefgründige Gespräche brauchen, um uns nah zu sein, beweisen zahlreiche Studien. Mit diesen Tipps lernst du, intensiver zu kommunizieren.
Weg von der Oberfläche! Rein in die Tiefe!
Small Talk ist wie Fast Food. Stillt den ersten Hunger, ist aber weder nachhaltig noch gesund. Tiefgehende Gespräche sind Nahrung für unsere Seele. Aber was macht solche Unterhaltungen eigentlich aus und vor allem: Wie führt man sie? Wir haben ein paar Tipps, mit denen eure Kommunikation intensiver gelingt.
Was macht ein tiefgründiges Gespräch aus?
Dass wir beim Geplänkel übers Wetter keinen Mehrwert für unser Leben erfahren, ist logisch. Und ein obgligatorisches "Wie geht's" beantworten die meisten Menschen mit einem unreflektierten "Danke, gut!". Natürlich können wir bei der Zwei-Minuten-Zufallsbegegnung beim Bäcker nicht über das sprechen, was uns in unserem tiefsten Inneren bewegt, aber in längeren Unterhaltungen wünschen wir uns, mehr von unseren Gegenüber zu erfahren und unsere Probleme mit jemandem zu teilen, den wir mögen und dem wir vertrauen. Tiefgründige Probleme müssen sich nicht aufs Sorgen-Wälzen beschränken, wir wünschen uns einen klugen Gedankenaustausch, der uns inspiriert und bestenfalls auf neue Pfade führt. Und wenn wir jemanden wirklich kennen lernen wollen, sind gute Fragen entscheidend.
So glücklich machen tiefgründige Gespräche
Eine Studie der Universität von Arizona hat 79 Studenten vier Tage lang mit einem Aufnahmegerät begleitet, das alle 12,5 Minuten eine 30-sekündige Aufnahme getätigt hat. Untersucht wurden Small Talks genauso wie substanzielle Unterhaltungen. Ergebnis: Der glücklichste Studienteilnehmer hatte zweimal mehr tiefgründige Gespräche als der unglücklichste Teilnehmer. Nur zehn Prozent seiner Gespräche waren dem klassischen Smalltalk zuzuordnen.
Tipp 1 für ein gutes Gespräch: Zuhören!
Wer immer sendet, hört nicht, was andere beizutragen haben und lernt nicht. Der Anteil von Selbersprechen und Zuhören muss stimmen. Und wirklich gut Zuhören ist eine hohe Kunst. Obwohl 96% der Erwachsenen sich Umfragen zu Folge für gute Zuhörer halten, hat man im Alltag eher das Gefühl, dass viele Gesprächspartner in Unterhaltungen nur innehalten, um auf ihren Einsatz zu warten – und eine Geschichte zum Besten zu geben, die inhaltlich das eben Erzählte ergänzt. Geduldiges Zuhören und gezieltes Nachfragen machen uns aber schlauer als das ewige Wiederkäuen der eigenen Stories.
Tipp 2: Mutig sein und sich öffnen
Wer nie etwas von sich selbst preis gibt, erfährt meist auch nichts von anderen. Wenn Vertrauen da ist, lohnt es sich, den Schutzpanzer des Alltags einmal abzulegen. Wer ehrlich sagt, wie es ihm geht, bekommt auch ehrliches Feedback zurück.
Tipp 3: Das 'Wo' kann entscheiden
Die Location muss stimmen. Zwar kann man sich auch auf einer Bahnhofsbank näher kommen, aber eine harmonische Atmosphäre fördert ein gutes Gespräch. Zuhause auf dem Sofa oder in der gemütlichen Küche, bei Kerzenschein oder gedämpften Licht, leiser Instrumentalmusik – eine ruhige Stimmung ist entscheidend.
Tipp 4: Themen, die Tiefe erzeugen
Welche Themen dringen durch die Oberfläche?
- Eine Bucket List oder auch Löffelliste genannt, ist zum Beispiel ein Aufhänger. Was hat sich dein Gegenüber in seinem Leben vorgenommen? Was möchte man unbedingt in den nächsten Jahren erleben, wohin möchte man reisen – und warum?
- Was oder wer hat dich am meisten geprägt (einschneidende Ereignisse im Leben)?
- Wen liebst du?
- Worauf bist du am meisten stolz in deinem Leben?
- Welche Eigenschaften sind ganz typisch für dich?
- Welche Erlebnisse waren dir in deinem Leben peinlich?
- Was sind deine größten Erfolge?
- Was hast du in den letzten Monaten gelernt?
- Was willst du in den nächsten Monaten lernen?
- Was sind für dich gelungene Ferien?
- Was macht dich glücklich?
- Was war er ungewöhnlichste Job, den du je gemacht hast und was hast du daraus gelernt?
Tipp 5: Nachfragen – und zwar gezielt
Es muss nicht immer "slomkan" sein. Die journalistische beinharte Fragetechnik, von ZDF-Moderatorin Marietta Slomka erfunden wurde, muss nicht jeder anwenden – aber gezielte Nachfragen zeigen Interesse und vertiefen das Thema. Basis des Ganzen kann auch der Smalltalk sein – wenn der mit einer guten Frage in eine spannende Richtung gelenkt wird, kann sich auch daraus ein knackiges Gespräch entwickeln.
Tipp 6: Empathie zeigen
Die Reaktion aufs Gesagte ist wichtig. Denn wir hegen den tiefen Wunsch, verstanden werden zu wollen. Wer in ein verständnisloses Gesicht blickt, wird anfangen, sich unwohl zu fühlen, zu rechtfertigen oder sich sogar zu ärgern, etwas gesagt zu haben. Schön, wenn es gelingt, Verständnis für den anderen zeigen, auch wenn man in einigen Punkten anderer Meinung sein sollte. Totalausfälle in Sachen politische Meinung mal ausgenommen.
Tipp 7: Sensible Themenwahl
Mathematische Phänomene wie die analytische und geometrische Struktur des Ricci-Flow gehören vielleicht nicht zu den optimalen Gesprächsthemen. Aber auch gesellschaftspolitische Phänomene, News aus dem Finanzwesen oder geografische Feinheiten können sich als Gesprächskiller entpuppen. Es gilt: Erst einmal vorsichtig herantasten, womit sich das Gegenüber auskennt und wohlfühlt.
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