Wie funktioniert eigentlich Mediation für Paare? Unser Coach verrät, wie Liebende aus der Krise kommen.
Plötzlich ist der Partner "irgendwie anders" – ein Fall für die Paarmediation?
Wer kennt das nicht? Nach der ersten Verliebtheit oder auch später nach Jahren des Zusammenseins erscheint der Partner plötzlich irgendwie anders: man fragt sich, was sich verändert hat oder ob man selbst vorher blind war. Anlass kann eine Nichtigkeit sein, aber auch ein wesentliches Lebensereignis (z.B. Nachwuchs, Hochzeit, Krankheit). Man versteht den Partner nicht mehr bzw. fühlt sich komplett unverstanden. Und: es trifft einen im Kern, da wo es richtig weh tut oder da, wo es einem besonders wichtig ist. Man spürt: das Thema hat Sprengkraft, auch für die Beziehung.
Was jetzt hilft ist Kommunikation
Gelingt jetzt die Kommunikation in der Partnerschaft, kommt es zum Austausch über die Situation und die Beweggründe, das Verständnis wächst und es gibt eine Lösung. Wichtig ist dabei das stimmige Gefühl darüber, dass Erleichterung eintritt und dieses Gefühl auch Bestand hat. Wenn Sie mit Ihrem Partner einen Kommunikationsstil führen, der insbesondere von gegenseitigem Respekt und liebevollen Umgang geprägt ist und zu zufriedenstellenden Lösungen führt: Dann bitte sich auch zukünftig immer wieder daran erinnern und dies als eigene Methode fürs nächste Mal abspeichern, anwenden und ausbauen!
Und wenn es eskaliert? Gelingen die Kommunikationsversuche in der Partnerschaft nicht, der Ton wird härter, es kommt zu wiederkehrendem Streit und Verletzungen entstehen: Spätestens dann wird es Zeit, aus dem Konflikt auszusteigen und neue Wege zu gehen, bevor die Emotionen einen Tiefpunkt erreichen oder die Zuneigung und Liebe zum Partner langsam untergeht.
Neue Wege gehen: Paarmediation
Hilfe von außen holen ist jetzt angesagt. Ein möglicher Weg ist die Paarmediation: ein Dritter (=Mediator) stellt ein Verfahren bereit, das es erlaubt, in einem sicheren Rahmen zu einem positiven Kommunikationsstil zurück zu finden und in der Regel auch eine nachhaltige Lösung für das konkrete Problem zu finden.
Was ist eine Mediation?
Mediation besteht aus fünf Schritten:
• Einleitung (Was soll das Ziel der Mediation sein?)
• Darstellung des Konflikts (aus Sicht beider Parteien)
• Themenvertiefung (Beweg- und Hintergründe, Bedürfnisse)
• Lösungssuche (idealerweise eine Win-Win-Lösung)
• Abschluss (mit einer mündlichen oder schriftlichen Vereinbarung)
Im kompletten Mediationsablauf achtet der Mediator auf eine geschützte Gesprächsatmosphäre und eine wertschätzende Kommunikation. Er unterstützt beide Parteien gleichwertig und führt zum vorab vereinbarten Ziel. Dabei gibt er selbst keinerlei Lösungsvorschläge (gemäß Mediationsgesetz), sondern ermuntert die Partner, eigene Lösungen zu finden.
Voraussetzung für eine Mediation ist: Beide Partner wollen miteinander sprechen, möchten eine Lösung und sind bereit, eine Paarmediation auszuprobieren.
Was sind die Vorteile einer Paarmediation?
• Hilfestellung, wenn man alleine (bzw. zu zweit) nicht weiterkommt.
• Mediation ist lösungsorientiert (gemäß dem Motto von Steve de Shazar: "Der Lösung ist es egal, wie das Problem entstanden ist.")
• Mediation ist ein Verfahren, das vom gegenseitigen Respekt, Zulassen von Unterschieden und partnerschaftlicher Lösungssuche geprägt ist.
• Das Verfahren der Mediation kann selbst zukünftig weiter angewendet werden.
• Überstandene Krisen mit tragfähigen Lösungen festigen die Partnerschaft.
• Der Mediator ist gemäß Mediationsgesetz u.a. zur Vertraulichkeit verpflichtet. Beispiele aus der Praxis: Mögliche Konfliktthemen
• Unterschiedliche Kommunikationsstile: ein Partner ist schweigsam (gemäß dem Motto: Probleme am besten totschweigen, regelt sich schon mit der Zeit…), der andere hat ein tief verankertes Kommunikationsbedürfnis.
• Unterschiedliche Kultur (der Herkunftsfamilie) z.B. zu Themen wie Krankheit: Krankheit als Auszeit mit erwarteter liebevoller Pflege durch die Partnerin, versus: „Sensibelchen hat wieder Männerschnupfen“.
• Umgang mit Eltern/Schwiegereltern: Sind Besuche ohne Ankündigung (und ggf. noch mit Wohnungsschlüssel) tolerierbar?
• Sexuelle Bedürfnisse in der Partnerschaft, wenn Nachwuchs da ist.
Fazit: Oftmals blockieren Emotionen einer Krise/in einem Konflikt die Lösungsmöglichkeiten. Es entsteht ein Tunnelblick (für beide Partner), der eher auf das Trennende als auf das Verbindende in einer Partnerschaft fokussiert. Aufgabe des Mediators ist es, den Tunnelblick wieder aufzuweiten, gegenseitiges Verständnis zu schaffen und den Blick auf die vielseitigen Lösungsmöglichkeiten in der Partnerschaft wieder zu ermöglichen. In der Mediation wird ein Kommunikationsstil geübt, der auch später im Leben auf vielfältige Weise in Konfliktsituationen einsetzbar ist und zu Lösungen führt.
Wie finde ich einen guten Mediator?
Wichtig ist die Auswahl des Mediators/ der Mediatorin: Beide Partner sollten den Mediator sympathisch finden und das Gefühl haben, Vertrauen aufbauen zu können. Sonst besser einen anderen Mediator suchen!
Über unseren Autor: Dietmar Koch ist Experte für Mediation und einen wertschätzenden Kommunikationsstil, der es den Konfliktparteien ermöglicht, wieder aufeinander zuzugehen und tragfähige Lösungen zu finden. Er arbeitet in Paarmediationen gern mit einer Co-Mediatorin Nadine Langemeyer zusammen, das stellt erfahrungsgemäß einen ausgewogenen und schnelleren Mediationsverlauf sicher. Er arbeitet unter anderem nach den Grundsätzen von Carl Rogers (Empathie, Wertschätzung und Authentizität). Weitere Informationen zu Dietmar Koch: www.coaching-consulting-mediation.de