Es muss nicht gleich der Bungee-Jump sein, aber die eigene Komfortzone zu verlassen hat nachweislich positive Auswirkungen auf unser persönliches Wachstum. Warum das so ist – und mit welchen Ideen man seine Komfortzone mal ganz behutsam verlassen kann.
Komfortzone, das klingt dermaßen wohlig warm und behaglich, dass es mehr als verständlich ist, dass wir sie nicht allzu gerne verlassen. Sie ist so etwas wie das mentale Äquivalent zu einer bequemen Couch oder einem alten, heiß geliebten Pulli – dort fühlt man sich wohl, nichts kann einen überraschen oder gar überrumpeln. Wir alle haben eine individuelle Komfortzone, in der wir uns sicher fühlen. Für uns Menschen ist diese Zone, in der wir von Routinen und Gewohnheiten umgeben sind, ungemein wichtig. Denn sie hilft uns, unsere eigenen Grenzen zu wahren, vermittelt uns Sicherheit und emotionale Stabilität.
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Wachstum durch Unbehagen
Aber ab und an tut es gut, sich herauszuwagen. Begibt man sich aus der Komfortzone heraus, beginnt nämlich die sogenannte Wachstumszone, in der man sich neuen Herausforderungen stellt. Das kann erstmal für Unbehagen sorgen und unangenehm sein. Dabei ist es genau dieses Unbehagen, das uns letztlich weiterbringt. Das konnte eine US-Studie im letzten Jahr belegen. Demnach motivieren uns die unangenehmen Gefühle, die wir haben, wenn wir aus unserer Komfortzone herauskommen und Neues ausprobieren. "Viele Menschen sehen Unbehagen als Zeichen, dass sie aufhören sollten, ein bestimmtes Ziel zu verfolgen – aber oft bedeutet dieses Unbehagen, dass man Fortschritte macht", sagt die Psychologin Kaitlin Woolley, eine der beiden Studienautorinnen, zu den Ergebnissen.
Komfortzone verlassen: Es lohnt sich, klein anzufangen
Das Gehirn ist in jedem Alter bereit, neue Dinge zu lernen und auszuprobieren, sagt die Vizepräsidentin der Deutschen Hirnstiftung Prof. Dr. Kathrin Reetz. Den Nervenzellen hilft das, aktiv zu bleiben.
Übertreiben sollte man es mit dem Ausbrechen aus der Komfortzone aber auch nicht. Wer sich zu oft zu viel Neues zumutet und die eigenen Grenzen ständig ignoriert, gerät irgendwann in die sogenannte Panikzone – und setzt sich damit enormen emotionalem Stress und Druck aus. Deshalb lohnt es sich, klein anzufangen. Hier kommen zehn Ideen, mit denen man seine Komfortzonen mal ganz behutsam verlassen kann.
1. Alleine ins Kino oder essen gehen: Hört sich vielleicht erstmal beängstigend an – aber es lohnt sich.
2. Einer fremden Person ein Kompliment machen: Das ist vor allem für all jene, die eher introvertiert veranlagt sind, herausfordernd. Im Endeffekt verlässt man dadurch aber nicht nur seine Komfortzone, sondern versüßt einer anderen Person womöglich noch den Tag.
3. Essen reklamieren, wenn es nicht geschmeckt hat: Die Devise lautet hier: Freundlich, aber bestimmt.
4. Kalt duschen: Damit springt man nicht nur über seinen eigenen Schatten, sondern tut seinem Körper auch noch was Gutes. Und wach ist man hinterher garantiert auch.
5. In einem Meeting zu seiner Meinung stehen: Gar nicht immer so leicht, aber wenn man überzeugt von der eigenen Meinung und Expertise ist und dafür einsteht, kann sich das nicht nur auf einer persönlichen Ebene lohnen, sondern auch auf der beruflichen.
6. Auf andere zugehen: Wenn es nur als Erwachsene:r so leicht wäre, neue Freund- und Bekanntschaften zu schließen wie damals zu Schulzeiten … Freundschafts-Apps können dabei helfen, auf fremde Menschen zuzugehen.
7. 15 Minuten Stille aushalten: Klingt vielleicht erstmal absurd, aber für viele ist absolute Stille aufgrund der Dauerberieselung, der sie sich entweder bewusst oder unterbewusst aussetzen, mittlerweile eine unangenehme Erfahrung.
8. Früher als sonst aufstehen: Langschläfer:innen wissen – das kann ganz schön viel Überwindung kosten.
9. Etwas Gewagtes tragen: Seine Persönlichkeit mit dem eigenen Stil zu unterstreichen kann viel Spaß machen. Aber auch aus modischen Gewohnheiten auszubrechen ist eine Möglichkeit, sich neuen Dingen (und Reaktionen!) auszusetzen. Wie wäre es mit dieser knalligen Bluse, die schon viel zu lange ungetragen im Schrank hängt?
10. Einen Post in einem sozialen Netzwerk, auf dem man sonst kaum aktiv ist, veröffentlichen: Egal, ob es LinkedIn, Instagram oder TikTok ist – der erste Post in einem sozialen Netzwerk kostet immer Überwindung. Im Sinne der persönlichen Weiterentwicklung kann sich das aber durchaus lohnen.
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