Puh, findest du es mittlerweile auch schwieriger, neue Leute kennenzulernen? Unsere Autorin hat Freundschafts-Apps ausprobiert und ihre Tipps und Erfahrungen einmal aufgeschrieben.
An einem grauen Wintertag stehe ich in einem mir unbekannten Stadtteil vor einem Café und warte. Ich bin ein bisschen aufgeregt. Gleich werde ich auf eine Person treffen, die ich noch nicht kenne. Als sie ankommt, freue ich mich. Sie sieht super sympathisch aus! Wir gehen ins Warme und bestellen uns einen Kaffee. Wir reden ein paar Stunden und als wir uns verabschieden, sage ich: "Ich fände es schön, dich wiederzusehen." Es ist jedoch kein Date, zu dem ich mich hier verabredet habe. Zumindest nicht in einem klassischen Sinne. Ich bin auf der Suche nach einer Freundschaft.
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Es ist seltsam. Während unzählig Menschen ganz offensiv auf Tinder, Lovoo, OkCupid oder Parship nach Menschen suchen, um sich in sie zu verlieben oder mit ihnen Sex zu haben, scheint die Suche nach Freundschaften seltsam schambehaftet. Warum sollte man jedoch nach sexuellen Abenteuern suchen dürfen, nicht aber nach Freundschaften? Letztere sollen am besten ganz nebenbei am Wegesrand auftauchen, ohne, dass man dafür etwas tun muss.
Freundschaften müssen nicht unbedingt zufällig entstehen
Lange dachte ich vielleicht genauso. Viele meiner engsten Freundschaften entstanden ganz zufällig. Einen Freund lernte ich etwa kennen, als wir beide zu spät in eine Vorlesung kamen. Wir saßen nebeneinander und verbrachten daraufhin spontan den ganzen Tag miteinander. Nach der Vorlesung tranken wir einen Kaffee gemeinsam und schlenderten durch die Stadt, die für uns beide neu war. Abends landeten wir in einer Kneipe und bei Gesprächen über verflossene Lieben und große Träume. Spätestens da war uns klar, dass das der Beginn von etwas sehr Schönem sein würde. Vielleicht war es Freundschaft auf den ersten Blick.
In der Schule, der Ausbildung oder im Studium ist es häufig kein Problem, neue Menschen kennenzulernen. Man trifft sich auf Semesterpartys, in Wohngemeinschaften oder auf eine Zigarette in der Raucherecke. Wochenlang sieht man sich in den immergleichen Vorlesungen, sodass man schon das Gefühl hat, einander ein bisschen zu kennen, wenn man das erste Mal spricht. Freundschaften wachsen dann ganz von alleine.
Als ich in eine neue Stadt zog, musste ich feststellen: Das ist nicht immer so. Arbeitskolleg:innen haben oft bereits eine Familie oder einen bestehenden Freundeskreis. Außerdem haben alle weniger Zeit. Wer kann schon spontan einen ganzen Tag mit einer fremden Person verbringen? Zieht man aufgrund von Arbeit oder Beziehung in eine neue Gegend, muss man manchmal nach Freund:innen suchen. Und warum also nicht gleich wie bei romantischen Dates über eine App?
Hier kommen 5 Favoriten:
1. We3
Drei Menschen, eine Gruppe. Aufgrund eigener Interessen wir man zufällig in Dreier-Gruppen eingeteilt. Falls die Zwei die Zahl der Romantik ist, ist die Drei vielleicht die Zahl der Freundschaft. Hier ist viel Platz für Gespräche. Oder: Für schnelle, persönliche Treffen.
2. Spontacts
Wie der Name es vermuten lässt, ist die App vor allem für spontane Kontakte gedacht. Wer sich zum Sport verabreden will, zum Kinobesuch oder Kanufahren, ist hier genau richtig. Hier steht die Aktivität im Vordergrund, was auch den Druck rausnimmt, sich gleich mega gut verstehen zu müssen.
3. Unblnd
Das Besondere: Auf Unblnd gibt es keine Fotos. Menschen lernen einander nur über angegebene Interessen kennen und werden einer Gruppe zugeteilt.
4. FriendsUp
Diese App ist ausschließlich für Frauen. Ansonsten funktioniert sie wie Tinder. User wischen nach rechts oder links, je nachdem, wie sympathisch ihnen jemand erscheint.
5. Couchsurfing Hangouts
Das ist doch das mit dem Übernachten? Schon, aber bei Couchsurfing gibt es auch die praktische Funktion der Hangouts. Perfekt für Treffen an deinem Wohnort. Und vielleicht kommt ein bisschen Reisefeeling auf.
Und um meine Geschichte zu Ende zu erzählen: Mein Freundschafts-Date und ich haben uns wiedergesehen. Ob man seinen Lebensweg gemeinsam gehen mag, ob man sich versteht und über die gleichen Dinge lacht, hängt letztlich ja nicht davon ab, wo man einander gefunden hat.
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