Die Gründerin der französischen Kultmarke Caudalie hat sich das Wichtigste auf ihre Agenda geschrieben: Die Beautywelt nachhaltiger und cleaner zu machen – und das bei maximaler Wirksamkeit der Produkte.
Next-Level-Beauty, aber bitte nachhaltig!
Nach Stationen in New York und Hongkong ist die Beauty-Pionierin zurück in Paris. Wir haben die 48-Jährige zu einem sehr kurzweiligen Teams-Meeting getroffen, in dem sie uns hinter die Kulissen schauen ließ und uns verriet, wie sie es schaffen wird, die rund 70 Caudalie-Artikel auf das nächste Level upzugraden.
Emotion: Bei Caudalie habt ihr euch in Sachen Nachhaltigkeit gerade richtig viel vorgenommen!
Mathilde Thomas: Oh ja! Wenn wir etwas machen, dann richtig. Aktuell überarbeiten wir gerade das gesamte Sortiment und zwar vom Inhalt bis zur Verpackung.
Okay, bleiben wir beim Inhalt ...
Das soll heißen: noch effektivere und aktivere Wirkstoffe. Wir arbeiten ja schon über acht Jahre in der Entwicklung mit der Harvard Medical School zusammen. Für die Zukunft möchte ich alle Formeln natürlicher haben – das Ziel sind zwischen 95-100 Prozent Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs. Wir haben mittlerweile eine sehr lange No-No-Liste.
Die Caudalie-Formeln sind seit jeher High-Performance mit einer seidigen Textur – Mitbewerber aus dem Luxusmarkt sagen ohne Silikone bekommen sie die Textur nicht hin, wie schafft ihr das?
Also du darfst denen gerne ausrichten, dass man in 2021 keine Silikone mehr für eine seidige Textur braucht! Silikone sind einzigartig und vor allem günstig, aber sie mindern auch die Wirksamkeit der Wirkstoffe, deshalb haben wir uns für kostspieligere Alternativen wie Zucker oder Kokosextrakt entschieden.
Kann man Silikone einfach 1:1 ersetzen?
Nein eben nicht, es ist extrem zeitaufwendig, das richtige Verhältnis für die richtige Galenik zu finden. Und Zeit ist bekanntlich Geld. Uns ist das aber sehr wichtig, da Silikone die Aufnahme der Wirkstoffe blockieren können.
Wenn du einen Wirkstoff erfinden könntest, welcher wäre das?
Ein Nahrungsergänzungsmittel zum Einnehmen, das wie ein SPF 50 wirkt.
Sehr clever, mein Sohn hasst Sonnencreme! Neu überarbeitet ist die Klassiker-Linie "Vinoperfect" – warum kommt eine Serie mit Glykolsäure zur Sonnenzeit in die Läden? Macht diese die Haut nicht lichtempfindlicher?
Das Serum hat keine Säure und unser Viniferine-Wirkstoff ist dreimal effektiver als Vitamin C und auch für Schwangere zugelassen. Die sonnenhungrige Französin trägt das Serum übrigens unter der Sonnencreme für eine gleichmäßigere Bräune auf, die länger hält.
Wo steckt denn dann die Glykolsäure?
Hauptsächlich in der Essence, der Nachtcreme und der Maske – damit hättest du das Maximum, aber immer noch in europäischer sprich vorsichtiger Konzentration.
Aber nicht nur der Inhalt wird effektiver und cleaner, auch die Verpackung ...
Das ist so wichtig! Wir haben zwar zum Ausgleich in den letzten Jahren über acht Millionen (!) Bäume gepflanzt, aber das alleine reicht für eine nachhaltigere Zukunft nicht aus. Aber ich sag' dir: Einfach ist das Thema Packaging nicht!
Warum?
Unser Ziel ist eigentlich Zero Waste. Zunächst musst du dich entscheiden, ob du ein Material willst, das recycelt ist, recycelt werden kann oder wiederbefüllbar ist.
Und für was habt ihr euch entschieden?
Es kommt immer auf das Produkt an – im besten Fall alle drei! Aber vorher gibt es einfachere Dinge zu tun – wir haben dafür ein Team von Green-Packaging-Ingenieur:innen engagiert. Daher weiß ich, dass ein Glas transparent sein muss, wenn man es recyceln will. Für die Kartonage bedeutet es, dass keine Metallfolie direkt auf das Papier gedruckt werden darf und für die Folie müssen wir auf Zuckerrohr oder recyceltes Plastik umstellen. Generell verwenden wir weniger Plastik (-25 Prozent) und würden gerne ganz darauf verzichten, aber so einfach ist es eben nicht. In unseren eigenen Boutiquen kannst du die leeren Flakons zurückgeben und wir recyceln sie für dich.
Ich würde gern einen Lichtschutzfaktor 50 zum Einnehmen erfinden!
Mathilde ThomasTweet
Wenn du einen Wunsch frei hättest: Was würdest du dir im Bezug auf Nachhaltigkeit wünschen?
Ich würde mir ein Polymer wünschen, das unendlich recycelbar (Plastik ist es nämlich nur bis zu siebenmal) und dabei biologisch abbaubar ist.
Weiterlesen: