Kennt ihr schon unsere "Woman to watch"-Reihe? Jeden Monat stellen wir bei EMOTION eine tolle Frau aus dem Mission Female Netzwerk vor. Diesmal: Regal Springs Europe Geschäftsführerin Petra Weigl. Hier kommt ihr Karrierefragebogen mit den wichtigsten Learnings von ihrem beruflichen Weg!
Wer bist du und was machst du beruflich?
Mein Name ist Petra Weigl. Ich bin Geschäftsführerin der Regal Springs Europe GmbH mit Sitz in Hamburg, dem europäischen Vertriebs-Arm der Regal Springs Gruppe, die in Honduras, Mexico und Indonesien seit mehr als 30 Jahren nachhaltigen Buntbarsch (oder auch Tilapia genannt) farmt. Unser Team in Europa ist klein und schlagkräftig, wir arbeiten in start up Manier und so habe ich auch ein sehr vielseitiges Arbeitsgebiet und die GmbH von Grund auf aufgebaut und entwickelt. Vor allem aber bin ich leidenschaftliche Verhandlerin und bin als Lebensmitteltechnologin im Fisch zu Hause.
Wie würdest du deine "Mission" beschreiben?
Ich muss immer etwas bewegen können. Kaltes Wasser? Her damit! Neue Wege austrampeln? Los geht’s. Solange ich mich mit dem Produkt, das ich vertreibe, identifizieren kann, und solange ich mich in der Philosophie des Unternehmens in bezug auf Mitarbeiterführung und Unternehmensmission wiederfinde.
So bin ich quasi folgerichtig nach 33 Jahren in verschiedenen Positionen in der Fischindustrie 2019 zu einem Unternehmen der Aquakultur gewechselt, das als erstes Unternehmen weltweit eine ASC Zertifizierung erwarb und Nachhaltigkeit im Sinne der UN Nachhaltigkeitsziele von Anfang an lebt. Mittlerweile sind wir Mitglied im Blue Food Movement. Für mich ist es wichtig, Nachhaltigkeit wirklich zu leben und nachhaltige Aquakultur als wichtigste zukünftige tierische Proteinquelle bekannter zu machen.
Und Menschen sind mir wichtig. Ich bin begeisterte Chefin, ich baue gerne diverse teams auf und arbeite daran, meine Mitarbeiter, die ja nun mittlerweile oft viel jünger als ich sind, zu fordern und fördern. Ich teile gern mein Wissen, lerne selber gerne dazu und vor allem lache ich gerne mit meinen Kollegen und über mich selber.
Worauf bist du besonders stolz, wenn du auf deine bisherige Karriere blickst?
Ich bin stolz, dass ich schnell entschlossen bin und mich an neue Dinge einfach herantraue und dabei immer geschafft habe, Managerin und Mutter zu sein. Ich habe manchen Schritt im Nachhinein als "sehr mutig" empfunden, aber mein Leitspruch "Es ist ja, wie es ist" aus der NDR Comedy "Frühstück bei Stefanie" hat mich mit alle Situationen meistern lassen (mit mehr oder weniger Blessuren).
So war ich zum Beispiel 1991 auf einer wissenschaftlichen Karriere unterwegs und Mutter zweier Kinder im Alter von 1 und 3 Jahren, als mir mein Land abhanden kam und ich eine neue Beschäftigung in einem unbekannten Umfeld finden musste und fand. Bis 2005 war ich dann Qualitätsmanagerin und Produktentwicklerin. In diese Zeit fiel die neue EU Gesetzgebung, und in meinem Labor stapelten sich Berge von englischen und französischen Verordnungsentwürfen sowie ISO 9000 Normen. Bestärkt von meinem damaligen Chef habe ich es geschafft, eine Änderung der damaligen Fischverordnung zu erreichen. Und als ein französischer Händler nur Französisch mit uns sprach, habe ich Französisch gelernt, mein erstes Wort war übrigens Panade. 2005 bin ich in den Vertrieb gewechselt, was sich dann auch als etwas Anderes erwies, als ich ursprünglich dachte, und ich bin bis heute dort zu Hause und voll in meinem Element.
Außerdem bin ich stolz, dass ich immer Mentoren gewinnen konnte, die mir weiterhalfen, dass ich einen Partner habe, der mich immer unterstützt und die Verantwortung für Haushalt, Kinder, Familie gleichermaßen als seine angesehen hat. Und auch darauf, was aus meinen Kindern geworden ist und wie sie in jungen Jahren schon viel weiter waren als ich zur selben Zeit. Meine Tochter übrigens auch als Volltagsmutter dreier wunderbrer Töchter
Außerdem bin ich stolz auf mein tolles Team um mich herum, mit dem ich auch schwierige Situationen meistern kann, das erwachsen ist und mit Informationen umgehen kann und das gemeinsam Erfolg haben will, egal wie unterschiedlich wir als Typus sind und mit 5 verschiedenen Nationalitäten.
Welche ist aktuell deine größte berufliche Herausforderung?
Das ist ganz klar das Thema wirkliche Nachhaltigkeit und was getan werden muss, um Verbraucher dafür zu gewinnen, bewusst zu geniessen. Das heisst für mich, über Lebensmittel Bescheid zu wissen und den Preis zu kennen, den eine nachhaltige Produktionsmethode nun einmal bedingt. Sei es Bio, saisonal angebotene regionale Produkte, Fair Trade Produkte und eben vor allem unter Beachtung höchster Tierwohlstandards erzeugte Lebensmittel. Im Umfeld der aktuellen Inflation erleben wir aktuell einen Rückgang der Kaufbereitschaft, nachdem diese in den letzten Jahren doch so angestiegen war. Ich würde mich über einen regen Austausch quer durch die Branchen sehr freuen.
Was tust du, wenn dich eine berufliche Situation nachts nicht schlafen lässt?
Die "Nachts nicht schlafen"-Situation beherrsche ich mittlerweile gut: Ich sage zu mir selbst "Ist das wirklich so wichtig, dass Du nicht schläfst? Dann stehe jetzt auf, setz Dich an den Rechner und arbeite an diesem Thema. Du willst nicht aufstehen? Dann ist es nicht so wichtig, also nutze die Schlafenszeit, Du kannst Dich auch ab 7 Uhr aufregen."
Nach einem stressigen Tag holt mich mein Mann auf den Boden der Tatsachen zurück. Und ich komme am besten "runter", indem ich Kontrastprogramm fahre. Ich würde jetzt gerne schreiben, dass ich Sport mache, das wäre aber leider gelogen. Dafür habe ich genug Hobbies, wo ich das Ergebnis meiner Arbeit am Ende sehe und fühlen kann: Stricken, Garten, Wohnung umdekorieren, Handwerkern.
Das bedeutet dann auch Entspannung für mich, genauso, wie mit meinen Enkeln Zeit zu verbringen oder durch einen Baumarkt zu schlendern. Wirklich, mich kann man vor dem Regal mit Schrauben und Dübeln parken, die Vielfalt und die Ingenieursleistung dahinter faszinieren mich. Bevor ein missverständliches Bild entsteht – Schuhe shoppen geht auch!
Welche Begegnung mit einer Frau (im Beruflichen oder Privaten) hat dich besonders geprägt?
Die beeindruckendste Begegnung fand im Privaten statt – meine heutige beste Freundin, mehr als 10 Jahre älter, 1991 meine Vermieterin und aus heutiger Sicht eine Mentorin. Sie hat mich ganz behutsam angeleitet, mich zusammen mit ihren Mann in die Familie aufgenommen und somit die Wendezeit alleine ohne Familie am neuen Arbeitsort meistern lassen. Ein völlig anderer Typ Frau, in einer völlig anderen Branche unterwegs, und der Inbegriff von Toleranz und von Style, was mir sehr zum Vorteil geriet. Ich habe in dieser Zeit viel gelernt und kann heute zum Glück Viel zurückgeben.
Aktuell prägen mich die tollen Frauen in unserem Netzwerk Mission Female, es ist so wertvoll, wie sich untereinander ausgetauscht und geholfen wird. Wenn das Frauen doch nur viel früher getan hätten und heute noch intensiver tun würden! Ich stehe gern zum Austausch zur Verfügung.
Vervollständige folgenden Satz: In fünf Jahren sehe ich mich, wie ich …
… meine berufliche Laufbahn beendet haben werde und fortan als Coach mit Kunden arbeite, die ich mir aussuche. Vielleicht benötigt mich auch das Unternehmen meines Sohnes, der einen Fussballgolfplatz bei Büsum designt und gebaut hat und bis dahin expandiert haben wird. Auf jeden Fall werde ich mich dann mit jungen Menschen umgeben haben, mir liegt die Bildung von Kindern sehr am Herzen. Ich arbeite noch daran, in welcher Rolle ich dann hilfreich sein kann, um sie für Leistung und Stolz auf das selbst Erreichte zu begeistern.
Über Mission Female:
Mission Female bietet erfolgreichen Frauen ein exklusives Netzwerk von Vertrauen und Austausch auf Augenhöhe und stärkt sie aktiv bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Dabei engagiert sich das 2019 von Frederike Probert gegründete Business-Netzwerk aktiv für mehr Female Power in Wirtschaft, Gesellschaft, Medien, Kultur, Sport und Politik und vereint erfolgreiche Frauen branchenübergreifend auf höchster Ebene mit einem Ziel: Gemeinsam beruflich noch weiter voran zu kommen. Immer persönlich, vertraulich und verbindlich ganz nach dem Motto #strongertogether.
Über die Gründerin:
Frederike Probert ist Gründerin und Geschäftsführerin von Mission Female. In den vergangenen 20 Jahren machte sie sich als erfolgreiche Unternehmerin in der digitalen Industrie und als Technologie-Expertin einen Namen. Ihr erklärtes Ziel ist es, Frauen in Wirtschaft, Medien und Politik zu stärken. Mit Mission Female bietet sie seit Anfang 2019 ein branchenübergreifendes Netzwerk für Top Managerinnen und Fachexpertinnen. Ihr Credo: Immer persönlich, vertraulich und verbindlich. Zudem steht Frederike Unternehmen strategisch beratend zur Seite, um eine geschlechtliche Parität in den obersten Führungsebenen zu erzielen. Sie ist erfolgreiche Buchautorin, gefragte Speakerin, Female Founder, Investorin und Board Member in unterschiedlichen Unternehmen und Initiativen – immer mit dem Ziel vor Augen, wirtschaftliche Erfolge über mehr Diversität, Inklusion und Gleichberechtigung zu maximieren. Privat lebt Frederike mit ihrem Mann und Hund Fiete in Hamburg und in den USA. Sie ist passionierte Cross-Golferin, reist gerne um die Welt, isst am liebsten spanische Tapas zu einem guten Glas Rotwein und hat – trotz aller Klischees – eine bedenkliche Schwäche für Schuhe.
WOMAN TO WATCH: Folge 6 unserer Reihe findet ihr hier.
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